Archiv des Autors: dvg
Modellschule und Musterbetrieb – zwei Welten in der Volkrepublik Polen (Reise 1976)
PERSÖNLICHES VORWORT – 20. NOV. 2023
Ich hatte 1973 mit einer geführten China-Gruppenreise eine dreiwöchige Erfahrung gemacht, war also vertraut mit Selbstdarstellung und Eitelkeiten (nicht nur) autoritärer Staaten.
Die Volksrepublik Polen erschien ohnehin als eine andere Welt, eben europäisch. Die DDR kannte ich noch überhaupt nicht. Das kommunistische Projekt gänzlich abzuschreiben, soweit war ich noch nicht, verhielt mich auch gegenüber China abwartend. “Revisionismus” war bei mir aber unten durch. Anstatt mich an den Spielräumen der Intelligenz zu freuen, nervten mich die Privilegien der Funktionäre, die uns begegneten. >>
Zwei Generationen polnischer Karikaturisten 1976 – z.B. Eryk Lipinski und Andrzej Krauze
VORWORT – AUGUST 2024
Ich hatte 1973 mit einer geführten China-Gruppenreise eine dreiwöchige Erfahrung gemacht; war also vertraut mit Selbstdarstellung und Eitelkeiten (nicht nur) autoritärer Staaten.
Czeslaw Milosz erzählt die Geschichte der baltischen Völker im 20. Jh.
1952 – Unerklärter Kriegszustand – Natürlich wurde die „internationale Zeitschrift“ DER MONAT vom CIA mitfinanziert, so wie „Encounter“ und „Épreuves“ . Natürlich ‚dienten’ Milosz und sein Essay im Kalten Krieg auf amerikanischer Seite und wurden von ihren gebildeten Lesern im Westen entsprechend einäugig gelesen, aber deren Bild von den baltischen Völkern konnte ein paar Retouchen brauchen. – Wir Deutschen des Jahres 2024 tun auch gut daran, uns diese Erfahrungen zu vergegenwärtigen, nicht allein, um die Haltung der baltischen Völker und der Polen besser zu verstehen, sondern vor allem um uns vor Augen zu führen, dass die Hassfigur “Putin” ein in der langen Zarenzeit entwickeltes repressives System verkörpert, das im zwanzigsten Jahrhundert als ‘Bolschewismus’ den Staatsterror perfektioniert hat, noch vor dem Maoismus in China.
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Große Künstler unterstützen Wiegmann, lese ich bei Zbigniew Herbert und Niklas Maak
Zwei Gelegenheiten für Fritz Wiegmann : 1933…..
Mit Ende Zwanzig war Fritz Wiegmann an einen Punkt gekommen, wo er als Kunstlehrer und populärem Ausstellungsdesign im Team engagierter Sozialmediziner erfolgreich war (“Gesunde Nerven” LINK). Seine kleinformatigen kubistischen Stilleben waren perfekt und erreichten New York (LINK). Er versuchte sich überzeugend in Theaterdekoration (LINK). Von seinen figürlichen erotisch aufgeladenen Kompositionen, die ich in Reproduktion gesehen habe, würde ich das allerdings nicht sagen (LINK später). Lauter Sackgassen im Schicksalsjahr 1933. Und der junge Mann suchte sich Hilfe ‘an höchster Stelle’, bei den “alten Meistern”.
Ich bemühe mich seit langem, Wiegmanns Ringen um seinen persönlichen Stil nachzuvollziehen. Im bereits früher zitierten Interview des Peiping Chronicle Anfang 1936 beschrieb er seine Situation so:
* Peiping Chronicle 16.2.1936 Ausschnitt
„….. Die spanische Schule des Velasquez, die französischen Schule Cezannes und die italienische da Vincis waren für ihn Offenbarungen. Deren Studium brachte ihn dazu, sich ihrer Führung und Inspiration zu überlassen und der Schule der Moderne, die er kannte, den Rücken zu kehren. Auf seinen Reisen durch diese Länder nahm er die moderne Entwicklung von diesen alten Meistern aus in den Blick, und er entwickelte das größte Interesse an ihrer Wirkung auf die Kunst der Gegenwart. Als Resultat machte er eine Synthese alles dessen und entwickelte seinen persönlichen Stil.“
Zbigniew Herbert (1924 – 1998)
Ein “das Seelchen” betitelter Essay von Zbigniew Herbert – genauer ein Textauszug in der regierungsamtlichen Broschüre “Herbert” zu Ehren dieses polnischen Intellektuellen und Dichters – führt uns auf einen gedanklichen Umweg, der lohnt.
“EINE DER TODSÜNDEN DER ZEITGENÖSSISCHEN KULTUR IST, DASS SIE kleinmütig einer frontalen Konfrontation mit den höchsten Werten aus dem Wege geht. Und auch die arrogante Überzeugung, dass wir auf Vorbilder (sowohl ästhetische wie auch moralische) verzichten können, denn unsere Lage in der Welt ist angeblich außergewöhnlich und mit nichts vergleichbar. Deshalb lehnen wir die Hilfe der Tradition ab, versinken immer tiefer in unsere Einsamkeit, graben in den dunklen Winkeln unserer verlassenen Seele.
Es besteht die falsche Meinung, dass Tradition so etwas wie Erbmasse ist, die man automatisch erhält, ohne Anstrengung, deshalb sind diejenigen, die gegen Vererbung und unverdiente Privilegien sind, gegen die Tradition. Allerdings erfordert jeder Kontakt mit der Vergangenheit Mühe und Arbeit, die außerdem schwierig und undankbar ist, denn unser kleines ,,Ich” schreit und wehrt sich dagegen.
Ich habe mir immer gewünscht, dass mich der Glauben nicht verlässt, dass große Geisteswerke objektiver als wir sind und dass sie uns beurteilen werden. Jemand hat richtig gesagt, dass nicht nur wir Homer lesen, die Fresken Giottos bewundern, Mozarts Musik hören, sondern dass Homer, Giotto und Mozart uns betrachten, uns hören und unsere Selbstgefälligkeit und Dummheit wahrnehmen. Arme Utopisten, Debütanten in der Geschichte, Brandstifter von Museen, Vernichter der Vergangenheit, die jenen Wahnsinnigen ähneln, die Kunstwerke zerstören, weil sie ihnen nicht ihren Frieden, ihre Würde und ihre kühle Ausstrahlung verzeihen können.
Das Seelchen lAuszug, in:) Das Labyrinth am Meer (2000, S.91, Übersetzer ungenannt)
Wiegmann konnte 1933 noch nicht wissen, welchen Preis er in der Nachkriegszeit für seine Entscheidung zur Unabhängigkeit zahlen sollte: Unsichtbarkeit
….. und 1964
Niklas Maak ( FAZ vom 21.8. 2003)
“Die Strichstreiche der Genies” betitelte Rezension von Niklas Maas einer Ausstellung im Palais Rohan, Straßburg von Ölskizzen des achtzehnten Jahrhunderts ist nicht nur eindrücklich illustriert ( Foto Katalog aus der Ausstellung “Triumph der Geste“).
Seine Begeisterung über die der Verborgenheit entrissenen zwei Jahrhunderte alten “Ölskizzen” ansteckend, rhetorisch im Kleid des üblichen Fortschrittsoptimismus: Untertitel “Hier beginnt ja schon die Moderne”.
Maak kontrastiert in temperamentvollen Bildbeschreibungen mutige “Entwürfe” und “fertiges Bild“, er registriert den “Verlust der Leichtigkeit” bis hin zur schieren “Lustlosigkeit” bei der “langwierigen Ausführung” für ein “Publikum”, das (…) kein Verständnis für Unfertiges hatte“, angeblich “anders als der heutige, von der Moderne geschulte Betrachter, der die Abstraktionskraft der Skizzen als eigentliche künstlerische Leistung feiert“.
Anstelle des “geschulten Betrachters” treffe ich häufiger auf den “beschulten”, welcher weiß, wie man in der jeweiligen Ausstellungsumgebung als Kunstkonsument korrekt zu reagieren hat. Ist “Abstraktion” per se “Fortschritt”? Wiegmanns Landschaften haben – etwa in “Kunsthandlungen” – noch keineswegs von dieser ‘modernen’ Wertschätzung profitiert. In der Kunstbetrachtung ist vielleicht das gedankenlose Fortschrittsdenken kombiniert mit der Vorstellung himmelstürzender “Kunstrevolutionen” (LINK) – unausrottbar.
‘Medizinerblick’ auf Figuren des Kameruner Graslands (Bamileke) – PLUS
Hochgeladen: 21. Sept. 2022, zweite Erweiterung am 4. Aug, 2024
Mein Vater war ein kunstferner Mediziner der Nachkriegszeit. Manchmal kommen mir bei afrikanischen Figuren seine staubtrockenen Kunstbetrachtungen wieder in den Sinn, zum Beispiel bei den hochgerühmten Karyatidenhockern der Luba mit knienden Frauen. In diesem Fall scheint das medizinisch orientierte Buch “Heil- und Körperkunst in Afrika” aus dem Linden-Museum ihm Recht zu geben. Der Feststellung einer “Geburtshaltung” hat meines Wissens kein Kunsthistoriker widersprochen, man redet nur nicht darüber außer in metaphorischer Umschreibung (Neyt und “höfische Norm” LINK).
Bei dem kleinen hölzernen Charmeur aus Kamerun sind grotesk übertriebene körperliche Eigenheiten nicht zu übersehen. Wieder konsultiere ich Hermann Forkls Buch. Die persönliche Kontaktaufnahme mit dem Gelehrten im Ruhestand versemmele ich leider durch Ungeschick. So bleiben meine Fragen unbeantwortet bis das Archiv der “Basler Mission” mich zu dem mittlerweile hochbetagten Missionar im Ruhestand Dr. h.c. Hans Knöpfli vermittelt, der lange Jahre unter den Menschen im Kameruner Grasland gelebt und gearbeitet hat. 19.9.2022 >>
Zum Beispiel ‚Mambila’ – Wieso gebe ich mich jetzt mit der ‚Provenienz’ zufrieden?
Geschrieben am 28.1.2020
Manchmal ist die Herkunft, also die Region, wichtiger als die Funktion einer Figur oder Maske. Die Ermittlung ritueller Funktionen ist ohnehin zwischen Erbsenzählerei und Utopie angesiedelt. Als ich heute Zeitlyns Protokolle der Sua-Rituale unter den Mambila las, bewunderte ich seine Gedächtnisleistung, vergaß aber nicht, welche Rolle das kleine Tonbandgerät gespielt hatte und was es registrieren konnte.
Die Herkunft, besonders ‚die Ethnie’, ist für ‚Stammeskunst’ und ihre Vermarktung auf jeder Ebene der wichtigste Anker. Und über einen ‚Anker’ pflegt man nicht weiter nachzudenken.
‚Herkunft’ ist aber auch Heimat. Was in solchen Heimaten passiert, ist oft sehr langweilig, einfach ‚mehr desselben’ (Watzlawik). Von Vilém Flusser habe ich gelernt, auf die ‚Sakralisierung’ von Banalem zu achten und die ‚Familiengeheimnisse’, von denen zahllose ‚Tatort’folgen leben, ironisch zu betrachten. Aber die Heimat selber scheint ihren Zauber – vielleicht in der Art einer Fatamorgana – unbeschadet zu bewahren.
Ich erfahre zum Beispiel über die Objekt-Recherche einiges über die Leute, die sich Mambila nennen, wenn auch die gebotenen Informationen weniger aktuell sind als Angebote bei Google, oft dreißig, vierzig Jahre alt – da war ich selber noch jung. Ich erfahre vieles über die Leute und sehe sie in ihren und jetzt ‚meinen’ Figuren verkörpert. Die sind ja anwesend wie Besucher. Und wie viel will man eigentlich über Besucher wissen? Wo sich doch so viel an Wünschen und Problemen nur wiederholt: Ach ja? Impotenz? Unfruchtbarkeit? Da gibt es doch Angebote! Denken Sie eher an einen traditionellen Heiler aus Afrika oder eine Implantation, oder eine Leihmutter? Beziehungskonflikte? Verhaltenstherapie oder systemische Paartherapie? Ehrlich, wen interessiert das außer die Betroffenen, ihre Verwandten, ihre Freunde oder kommerziell therapeutische Dienstleister?
Die Region und ihre Kultur sind interessanter. Schließlich könnten wir sogar dahin auswandern. Und über die Chancen exotischer Heilkuren sollte man sich informieren.
Freilich kommen ‚künstlerische’ Stammesobjekte meist aus einer praktisch nicht einholbaren Vergangenheit. Sie verkörpern diese, jetzt kraftlos oder von den Verkäufern bewusst ‚entschärft’.
Warum nicht? Nostalgie kann Trost spenden.
DER NACHLASS VON FRITZ WIEGMANN 1973-2024
Der Post wurde das vorige Mal aktualisiert am 23. Dez. 2022, ergänzt 30. Juli 2024
WAS GESCHAH DAMIT ZWISCHEN 1973 UND 2022 ?
Der Künstler, Lehrer und Sammler Fritz Wiegmann hat wenig dafür getan, sein Leben zu dokumentieren. Aber er hat seinen persönlichen und künstlerischen Nachlass 1973 dem Freund und Schüler Willi Schmidt übergeben, dessen Familie beides fast ein halbes Jahrhundert gehütet hat. Ein weiterer Freund und ich durften die chinesischen Sachen, vor allem chinesische Volkskunst, unter uns aufteilen. Das Museum für ostasiatische Kunst in Köln und das Weltkulturenmuseum in Frankfurt veranstalteten Ausstellungen. In Köln erschien 1984 ein Katalog und in Frankfurt unter meiner Mitarbeit das Katalogbuch “Bilder vom Glück” (Frankfurt 2002) Meine biografische Skizze schrieb ich nach Notizen und aus der Erinnerung an persönlichen Erzählungen. Wir hatten in den wenigen Jahren unserer Freundschaft aber vor allem die Liebe zu China geteilt, wohin ich selber 1973 reisen konnte. Nach seinem Tod ende des Jahres studierte und propagierte ich dreißig Jahre lang seine Sammlung chinesischer Volksdrucke, die zu seinen Lebzeiten kein angefragtes Museum haben wollte.
2016 übergaben die Töchter Willi Schmidts dem Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt (ISG) zusammen mit dem persönlichen Nachlass ihres Vaters auch ein ‘Köfferchen’ Wiegmanns. Ich durfte seine Erschließung übernehmen. Ich erfuhr viel mehr Details aus Wiegmanns Biografie und seiner Kunst. >>
POLIO, SORCERY AND ARTS IN THE CONGO (Pende,Yansi and Kinshasa)
Die Macht einer ‘Polio’-Puppe (Pende)” Revised and translated : July 26th 2024
Our first encounter May 6th, 2017
At the flea-market I come across a strong and bizarre figure of the classic African cripple, not even on one of the folding tables, but kneeling on a simple blanket on the ground, solid upright in a realistic position, frighteningly naturalistic, which brings to mind my own experiences, and at the same time a good classic Pende carving.
The materials are: wood, fabric stretched over wood, cane/reeds, resin, and fresh banana straw; 42 cm high ( 17 inch; with straw 45cm), weight 2 kg.
At first I try to put the seller K.K. off by pointing him to museums, but I am not yet sure whether he would not find another ‘curiosity’ lover at the market. He does not find one that day. I contact him a week later at his home and, with my heart pounding, I buy it.
I can’t ‘live with’ this figure like I do with others – I would have to ‘change my life’ – but I can put it online and advertise for ‘real’ help. And I want to know more about it. At some point it will have to go to an institution.
The Aesthetic Aspect
The artist ingeniously designed the crucial angles of the hands and feet. I am looking again and again in disbelief at the bamboo tubes connected by cloth and resin. The angles – including those of the rigidly spread fingers and toes – are ‘real’.
I don’t even wonder about the upper body/torse, an angular wooden body made plausible by a shirt. And a face that simultaneously shows the “realistic” expression of repeated physical exertion and the typical facial traditions of northern Pende masks.
As William Rubin wrote in ‘Primitivism…’ (MOMA, N.Y. 1984):
“The artist only had to transfer the traditional stylization of his people to physical phenomena. Picasso’s distortions, on the other hand, were an invented projection…“
(Munich 1984, p. 274)
What is more ‘violent’? For me, it is still reality. Aesthetics is, after all, an illusion.
The aesthetic quality of the carved face particularly moves me. The power of tradition is not diluted by coquetry. One should focus on the Polio puppet as intensely as on the context, but this would need experienced researchers perhaps in the future.
A Mobilizing Power
A few days later. Her strength is evident in my donation to the Unicef program, which is atypical for me. Admittedly, I had already seen the moving documentary “Benda Bilili”. and copied the subtitles of two lyrics by the beggar band from Kinshasa. ( LINK to en.Wikipedia)
Staff Benda Bilili. Papa Ricky is the father of the street kids….
I once slept on cardboard boxes Bingo
Soon I’ll be able to afford a mattress
That can happen to you too
To you, him, anyone
A man is never finished
Good luck comes unexpectedly
It’s never too late in life
One day we’ll make it I once slept on cardboard boxes….
No one has the right to judge others
Life comes and goes
No one has the right to judge a street child
No one chooses his life
The children from the Mandela Roundabout are big stars
They sleep on cardboard boxes
The disabled people from Plateform are big stars
They sleep on cardboard boxes We have cardboard boxes!
You have no right to laugh at me ….
Papa Ricky was filmed at the Centre for the Care of Physically Handicapped People in Kinshasa. During a recording session at the zoological garden of Kinshasa following YOUTUBE was recorded :
I was born as a strong man but polio crippled me
Look at me today, I’m screwed onto my tricycle
I’ve become the man with the canes
The hell with those crutches!
Parents, please go to the vaccination centre
Get your babies vaccinated against polio
Please save them from that curse
My parents had the good idea to register me at school
Look at me now: I’m a well-educated person
Which enables me to work and support my family
Parents, please don’t neglect your children (don’t throw anyone on the side)
The one who is disabled is not different from the others (why should he?)
Treat all your children without discrimination
Who among them will help you when you’re in need? God only knows who.
“Vaccination information from door to door” by UNICEF
“ Obstacles to vaccination campaigns -Just one look at the map makes it clear to me: In a country that is six to seven times larger than Germany, many regions are hardly accessible. (…) Transporting any medication is complex and expensive. This is especially true for the oral polio vaccine, which is very sensitive to heat. Due to the remoteness of many villages, it is also difficult to inform all residents about the medical services available and to encourage them to get vaccinated. There is often no electricity, no television or radio. In addition, one must not forget that Congolese parents are also worried about harmful side effects of vaccinations.
However, resistance to vaccination in some regions is based primarily on cultural and religious reservations. Marco Kiabuta, a religious leader in a village in northern Katanga, preaches: “We don’t need vaccinations because we only have one doctor and that is God.”
To increase the willingness to be vaccinated, UNICEF and its partners are placing more emphasis on education. To this end, UNICEF is working with aid organizations, local initiatives and communities and offering training courses. Traditional and religious leaders such as village chiefs and priests are also being persuaded to work with them. Because they have easier access to the population due to their recognition as authorities. Their words are believed. Personal communication has proven to be the most effective. Trained community workers, health and vaccination assistants go from door to door, from family to family as so-called “mobilizers” and explain the dangers of and protection against polio….”
The presentation sounds conventional in the original. Political and social problems in particular are only hinted at, in the manner of Aid organizations.
Into the world behind one-dimensional presentation of Sickness
The question of the possible use of the puppet does not leave me alone. The seller waves it off. The figure has passed through too many hands. I speculate randomly: When health workers go through the villages, as UNICEF reports, such a figure could have supported them. But could the terrifying doll really be suitable for that situation?
The ‘traditional’ African horizon of interpretation
I read in Frank Herreman: To Cure and Protect, Museum of African Art 1999, p.19:
“Many objects which show disease are used to caution against antisocial behavior. This is especially true of masks which are danced in performances teaching or reminding the members of the community about adult rules and responsibilities. Images of deformation are also considered representations of the negative forces ort malvolent spirits that are activated when moral values are transgressed….”
So the victims themselves are responsible for the serious illness that struck them? Is this perhaps a motive for elders to resist vaccinations, to give a big threat out of hand?
2024 : I would like to refer you to the blog “An expressive Mbangu Mask” of the Pende (LINK)
Anecdotes
Telephone conversation with Prof. Joseph Franz Thiel (1932-2024), former missionary, academic and director of the Weltkulturenmuseum in Frankfurt. (Aug. 18th 2017)
I describe the puppet.
Thiel: Yes, Pende, that is typical of them. They show the illnesses that others hide because they represent everyday life in a very concrete way. He starts talking about highly distorted illness masks. They dance them.
Me: but what about puppets?
He doesn’t know exactly: Dance or set up at certain times. He hasn’t heard of them being used by healers. He starts talking about literature, remembers an illustration, but can’t find it.
I say: the figure is solid, I estimate it to be half a century old.
Thiel: it could also be a whole century.
And he tells an anecdote: The last time he was in the villages of ‘his’ Yanzi’, in 1971, neighbors of the Pende in Bandundu Province, he once sat with some elders, when a young, formerly beautiful woman crawled in. Of course, according to the people, she was bewitched and possessed by evil spirits. She had also been impregnated by a married man, he learned on that occasion. Thiel was at least surprised: That’s not possible, she can’t look after the little one like that, the grandmother will have to do that! The old men’s answer: You can’t leave a fertile field fallow.
“The fertile womb” among the Pende (Sept. 9th)
I come across the “fertile field” argument again without this metaphor – in Zoé Strother’s “Inventing Masks” (University of Chicago Press 1998).
She reports an incident from 1963-65, when, in response to a narrowly limited rebellion by Pende against the new regime in Kinshasa, soldiers plundered and set fire to numerous villages in the Pende region as a reprisal.
“Families fled into the forest. The mother of an acquaintance became separated from her family and was fleeing alone down a road with her young son strapped to her back. All of a sudden, she spied a soldier coming in her direction down the road. Fearing robbery or rape, she threw down her young son and fled off into the bush. Later, she was able to collect the boy and rejoin her family. The young woman no doubt reasoned instantly (and correctly) that the child was in little danger from the soldier. Nevertheless, there were witnesses. Some time later, when order was restored, the woman was called before the chief and elders to account for her actions. With a self-possession unusual in Pende women, who are not accustomed to speaking in public, she stood. She is reported to have answered with disdain: “Would you have me, a fertile woman, risk my life to defend a boy? … A boy who will never add a person to this lineage? (…) The woman’s bald statement scandalized the crowd. Her behaviour did not conform to the idealized love that a mother that a mother owe a child in Pende society. All the same, after hemming an hawing the chief could only dismiss her, saying weakly: Well, next time, try to take him with you.” (pp.3-4)
The Pende are organized on the basis of matrilineal rights, and women sometimes blame their husbands if they only give birth to sons and not daughters. (p.4)
The fertility of women means, socially speaking, the obligation to give birth. This is of course closely linked to the duties of a ‘mother’, familiar from the Bakongo people in Kejsa Ekholm Friedman’s essay “Catastrophe and Creation” (harwood academic publishers 1991, ISBN 3-7186-5186-6; chapter ‚A Modern Clan Society‘, section: “Duties of a woman” ).
“They use us like brood hens…”die tageszeitung, Berlin 4.4.2012
A reportage from Northeast Congo, Dungu district, in the rebel territory of Joseph Kony and his “LRA”.
First of all, this photo catches my eye. His family has left behind the paralyzed boy in the village. Like the Pende boy, he was later found unharmed – The staged press photo seems to prove that. What thoughts and emotions was the picture to trigger in the European viewer?
A young mother interviewed by reporter Simone Schlindwein in a UNHCR camp 2012 fared worse. She and hundreds of classmates had been kidnapped from their school 2008 and enslaved. “They tied us together like slaves with a rope and dragged us into the bush.” The sexually mature girls were given to the fighters as wives. She was assigned to a Ugandan fighter and gave birth to her son ten months later. “They use us like brood hens to give birth to their children.”
J.F.Thiel : “The Song of Antoinette Bukibi” in the Chapter “LITERATURE WITHOUT WRITING”
I finally got around to reading Josef Franz Thiel’s book, a unique book: “Jahre im Kongo”, Lembeck Verlag Frankfurt/Main 2001. It can be a foil that links all possible aspects of the society and thinking of the peoples of Central Africa. (2024 See Blog Links, in German)
- It is an introduction to ethnological thinking,
- A field study and research report (between 1961 and 1971),
- An activity report and analysis of the institutional framework of Catholic ’pagan mission’ in the 20th century (See Blog : “Josef Franz Thiel. Anekdoten beim Spaziergang an der Nidda erzählt” (LINK)
- An autobiography of a totally unpretentious and, for the most part, entertaining story-teller.
The Song of Antoinette Bukibi
On the pages 100 to 104, we meet the crippled woman Antoinette Bukibi again, performing her song in a traditional style in a convivial village setting. As a singer, she amazes the audience.
Thiel: “One evening I drove with my secretary Tanzey Bruno to his home village of Shie, which is only about seven kilometers from Manzasay. We had announced ourselves to some of the old people the day before. I took kola nuts, palm wine and cigarettes with me. If a younger person gives an old person these gifts and he accepts them, he is also obliged to give honest answers to his questions. Kola nuts and palm wine in particular are not just material gifts, but also express recognition of the older person’s higher status. They are therefore also popular offerings to the ancestors.
We sat down in a circle and began our conversation. Bruno managed the tape recorder so that I could be completely free for the conversation. At first we were almost only a group of men, but later more and more women and children joined us.
A young, crippled woman came crawling along on her hands and knees. She was holding a little block of wood in her hands and had a cloth wrapped around her abdomen. Her legs were completely bent. From crawling on the ground her knees resembled the hooves of an animal. But she had a beautiful face and her eyes looked intelligent and sharp-sighted. She sat down on the ground in front of me and asked me if she could recite something to me. I held out the microphone to her and she began to sing in a beautiful and firm voice. She sang in Kiyansi and only occasionally mixed in Kikongo expressions.
1.
Mother, the man of books has come this night. I had already seen him yesterday. E ngo ya!
2.
When a child cries, you calm it down with lullabies. The fire also attacks the wood of the Mpier tree. Engo ya!
3.
The marten steals chickens, but Nzambi [God] steals people. E ngo ya!
4
Last night I had an obscene dream, I didn’t dare tell my brothers-in-law. E ngo ya!
5
I saw a strange thing: a rooster had horns on its calves. E ngo ya!
6
The sorcerer is God’s little brother. When the white man passes by, you see him. When God passes by, will you see him too? E ngo ya!
As is customary, I put a banknote in the singer’s mouth and gave her my full palm wine glass so that she could drink and I lit her a cigarette. She crouched at my chair for a while, smoking the cigarette in a womanly manner, i.e. with the fire in her mouth, then she slid out into the night on all fours and disappeared.
Her performance had impressed me, and everyone else too; there was a long silence. They had obviously not believed she had the courage to sing such a song. I had heard some of the content; the language was OK, but I had not understood the meaning.
When I had transcribed the wording together with Bruno over the next few days, I sat down with Bruno to discuss the background of the woman’s situation and her song.
The singer’s name is Antoinette Bukibi. She was a pretty young girl when she became ill. When she had been crippled for several years, a married man from the village impregnated her. She gave birth to a healthy girl who was about two years old in 1967. I made a disapproving remark about a man impregnating a woman who can only move with difficulty. But Bruno had a different opinion: “It is good that she gave birth, so she has not lived in vain and her name will not die.” “But who will take care of the child? The man is married and has other children,” I objected. “The Zum will take care of the child, as he is already doing for Antoinette. You yourself heard the old Sandukumpampa say last night: ‘A fertile field – you don’t let it lie fallow.'” (101)
J.F.Thiel transcribes, translates and interprets the text over the next few days with the help of his local assistant. Not only does the Bayansi poetics and their transformation of everyday realities come to light, but Antoinette Bukibi is also presented to us as a suffering and proud person, similar to Papa Ricky.
About the song’s content:
1. Antoinette incorporates my arrival in the village into her song. I was actually in Shie the day before with Bruno to register with the old people Kiana and Sandukum- mpampa for the evening.
2. Antoinette compares herself to a small child who is soothed with songs when it cries. The people in the village also talk to her in this way: her illness is a fate that nothing can be done about. She has to endure it. Even the large, shade-giving tree of the savannah Mpier (also called Lupier) is caught in the fire during fire hunting in the dry season and turns black; however, it does not burn. She should also be happy that she did not die. As soon as the rainy season begins, the tree sprouts again. She too has given birth to a daughter and, like Lupier, has brought forth new life.
3. Here Antoinette shows the typically traditional attitude of the Bayansi towards God: she compares him to a marten that catches chickens. The Bayansi often address God as chief. In the past they called God Nziampwu muil minawa in Kiyansi; today they like to say Mfumu Nzambi in Kikongo. Mfumu and Muil means chief. Perhaps they call God chief because, like him, he is uncontrollable and always gets his way. They have a fatalistic attitude towards God. One proverb says: “We are God’s bananas – he cuts some when they are green and others when they are ripe.” And another says: “God has set a trap – the animals he catches with it are us humans.” In this third verse, Antoinette seems to blame God for her situation. She will argue differently in verse 6.
4. In the fourth stanza, Antoinette compares her illness to a dream that is so obscene that she dares not tell her brothers-in-law about it. She uses the word buko (in Kikongo Bukilo) for brothers-in-law. This term refers to all in-laws. But it is certainly not the Parents in-law that are meant, because there is a strict taboo against them. However, there are joking relationships with the husband’s brothers and vice versa with the wife’s sisters (called “joking relationships” in ethnology), as the brothers and sisters are potential marriage partners should the husband or wife die. In ethnology, this form of marriage is referred to as Levirate or Sororate. Joking relationships can also include intimacy and a lewd tone is usually permitted, especially if one party is still unmarried. If the husband goes away for a long time, he entrusts his wife to his younger brother. If a wife becomes ill or has a child, her younger sister or a cousin (i.e. a classificatory sister) often comes into the house to run the household. She is often also sexually available to the man, with his wife’s consent, because the wife is taboo to the man for almost two years after the birth of a child. Only when the father can send the child to fetch a light to light his cigarette or pipe – the child is then about two years old – is his head shaved for the first time and marital relations with the woman can be restarted.
Antoinette wants to say that her illness is as unspeakable as an obscene, even pomographic dream that she does not even dare to tell her brother-in-law, although she can have erotic relations with him. – In other words: she does not want to tell anyone about the suffering that being crippled brings her, because she is ashamed of it.
5. This verse is basically an embellishing reinforcement of the previous one. Antoinette now compares her illness to a strange, incomprehensible, even never seen event: a rooster never has horns, and if it does, then never on its calves. Her illness is incomprehensible to her. Her life has been destroyed by it.
6. The sixth verse expresses the typical traditional way of thinking: the illness is caused by a sorcerer (Muloki, in Kiyansi Ngaa mu’m). The sorcerer is called “God’s little brother” because, like him, he causes people to die. But then Antoinette highlights the difference between him and God: the white man is a powerful man; he has everything, can do everything – according to the villagers – and yet you see him when he comes to the village or when he passes by. Perhaps she is also alluding to the previous story, when she saw me but I didn’t see her. Then comes her decisive statement: you see everyone when they pass by, even the white man. But when God passes by, you don’t see him. But if you see the white man, you will definitely see the sorcerer one day. In other words: he will be exposed and punished. She hopes that justice will prevail in the end.
On other Girls’ Songs
Not all of the Bayansi songs are as cryptic and difficult to understand as Antoinette Bukibi’s. The girls’ songs often take aim at the social misdeeds of the people in the village. When they sing their songs in the villages in the evening, the people affected are pilloried. But the villagers agree with this approach, even if they are occasionally exposed in this way. I received always the answer that the songs help to maintain order. However, it is almost always minor offenses that are socially ostracized in this way. For example, a girl was caught stealing fish at the market. The incident will, however, reduce her bride price. Or a father washes his little daughter in the stream without considering that this could be interpreted as incest (kud’).
On June 12, 1967, I recorded numerous songs by the girls from Shie with Bruno. The most difficult thing about the songs is not understanding them linguistically, but knowing all the details of the surroundings and all the allusions. I have sometimes made recordings and had them copied word for word on the spot. When I then translated them in Europe, I realized that although I understood everything linguistically, I lacked the necessary background knowledge to understand their meaning. Some gaps could be filled in by letter, but it also happened that I took tapes back to Africa, played them to people and asked them what they were trying to suggest. It would be ideal if everything could be worked out on site. But there are often other obstacles to this. (104)
On Childish Witchcraft in Kinshasa – My Postscriptum 26. July 2024
In some aspects Antoinette resembles Papa Ricky. And in my eyes her poetry and courage rises above the singing of the street singer in Kinshasa.
But Ricky’s simple language is also full of allusions, the meaning of which is easily hidden from us Europeans and Americans. The Belgian ethnologist Filip de Boeck, who specializes in West African megacities, has been describing the changes in Kinshasa for decades – in English. I have translated a few of his articles into German and collected them in a blog chapter (LINK)
Filip de Boeck wrote 2004 in his essay ‘The Second World – Children and Witchcraft in the Democratic Republic of Congo‘ – that ‘Child witches’ have become so numerous in the streets of Kinshasa since the 1980s that even international press agencies and our television stations report on them from time to time. Children between the ages of four and eighteen are accused of witchcraft by family members, they are said to have caused mishaps and accidents, but also illness or death. Numerous local Pentecostal churches pay much attention to the figure of Satan, demons and the battle between good and evil. During holy masses and communal prayers, the children are urged to make public confessions in which they are asked to reveal their true nature as witches and name the number of their victims.
Seldom they succeed to reconcile the ‘witches’ with their environment, as it should traditionally work.
In general, de Boeck warns against applying Western concepts of childhood and child protection to this situation without thinking. Children in Africa are not always just victims, but are also perceived as active agents, for example in public testimony against adults who allegedly introduced them to witchcraft, as feared child soldiers (who were drafted into Kinshasa with Kabila in 1997), as financially independent young people and finally in the mythology of the big city as “sugar dolls” who are dangerous for men and are often associated with the mami-wata mermaid, which best expresses and raises awareness of the links between sexuality, gender, age, death, access to modern material goods and the “second world”. (36-37). (…) He draws our attention to the fact that, particularly in the predominantly ‘informal’ economy, young people have better chances than adults because they are often more ‘street smart’. (p.47, note 20 to 40 in „Africa Screams“ , the catalogue of the Weltkulturenmuseum, Frankfurt 2004, ed. Tobias Wendt, pp.30-47)
In an extensive and passionate essay on the history of Kinshasa (LINK), de Boeck sums up in 2005:
• Kinshasa is getting younger and younger – youth gangs and youth culture
• The rural periphery has regained importance. While the city has become village-like in some respects, the bush is where dollars are generated and villages are transformed into booming diamond settlements.
À Suivre! Avanti!
Ein zweiter Typ aus dem Bereich Sungu(Tetela)-Tempa(Songye)
AUSGLIEDERUNG AUS: ” ‘Tempa’ – Das Geheimnis der “Pseudo-Tetela Masken” (Luc de Heusch)” Auch diese frühere Erwerbung aus dem Raum “Tetela – Sungu -Tempa -Songye ” gehört in diesen Kreis.
Vorwort
Der Aufsatz von de Heusch und der darin tobende innerwissenschaftliche Streit machten mir große Probleme, aber die erworbenen Masken waren mir die Bauchschmerzen wert. Nun bot die neuere Studie (2011) von Julien Volper mit dem vielversprechenden Titel “Autour des Songye – Under the Influence of the Songye” (Parcours du Monde und Gourcuff Gradenico, 2011) im zweiten Teil “A return to Tetela masks”, eine Art Wiederaufnahme-Verfahren an. Das Nebeneinander des englischen und französischen Textes, von Abbildungen unterbrochen, macht die Darstellung nicht übersichtlicher. Im Ergebnis scheint man ohnehin nicht weiter gekommen zu sein. Zu den üblichen Verdächtigen hat sich übrigens kein regionaler Kenner zu Wort gemeldet.
Ich nutze die Gelegenheit wenigstens dazu, die bescheidene Tempa-Maske einer zweiten Stilrichtung auszugliedern. Ich beginne mit eigenen Beobachtungen an der Maske und folge dann wieder de Heuschs Text. 13. Juli 2024
Beobachtungen am Objekt: 21. Dezember 2019
- Das trockene Holz
- (Verblasste) Farben Schwarz-weiß-rot
- Das auffällig sauber verarbeitete Innere, überhaupt dünne Stege
- Zwei kombinierte ‚Parabel’spitzen: Oben ein 26,5 cm breiter Halbkreis von 19 cm Höhe (rechts und links), in den ist ein 18,5 cm schmales und 31 cm hohes Gewölbe eingeschnitten. Gesamthöhe 50 cm, das Gewicht dank dünner Wände eher gering.
- Die stechenden runden Tuben-Augen über einem schmalen kleinen Mund – die Metoko sind Nachbarn! Aber die Streifen sind stark verbreitert, unterschiedlich gefärbt und ‚in Reih und Glied’ gebracht. Anders als in den zwei Masken auf der Webseite von Bruno Mignot. Es ist aber eine mir aus einem Buch bekanntes Muster.
- Die doppelten Augen – Anders als an der ‚Präsentationsmaske’„Lengola/Songola“ (LINK) sind die unteren Augen nicht dominant, sie sind auch nicht schräg, aber sie bilden Dreiecke wie die Augen bei der linken der von Bruno Mignot präsentierten Masken. Durch diese Augen kann man blicken.
- Bohrlöcher hat bloß der Aufsatz, und gleich sechzehn davon. – Befestigung? Federn kann man in diese sechzehn senkrechten Bohrlöcher nicht stecken. Wie sah das Kostüm aus?
- Ohren hat die Maske keine, der Nasensteg ist dünn wie bei der einen Metoko, die abgeschnittene Herzform findet sich wieder bei der anderen.
de Heusch widmet dem Typ im Aufsatz Aufmerksamkeit und reichlich Abbildungen. Hier pp. 190/191 :
.
“Drei Masken, die zur gleichen morphologischen Klasse gehören wie die, die ich gerade beschrieben habe, wurden 1910 vom Museum de Tervuren erworben (Fotos 1O, 1 1, 12). Sie wurden von Administrator Müller geschickt, der sie mit demselben Namen wie die vorhergehenden Figuren (bwadi) identifizierte und ihre Herkunft eindeutig als Songye (und genauer als Tempa, die eine Songye-Enklave im Lubefu-Gebiet bilden) angab. Wir bemerken, dass diese drei Masken röhrenförmige Augen aufweisen, die stärker betont sind als die der Maske, die John White in Kasongo fotografiert hat.” (S.191)
unten pp. 188/189
“Mehrere Arten von Masken wurden von Torday gesammelt in der Grenzregion Sungu-Songye. Ein erster Typ, relativ summarisch in seiner Ausführung, weist einen großen, mit Federn geschmückten Kamm auf, der über ein Gesicht mit röhrenförmige Augen hinaus ragt. Die stark entwickelte Stirn und die Schläfen sind mit roten und weißen Streifen gefurcht. (….) Torday und Joyce schreiben den Tetela (Sungu) noch eine andere Art von Maske zu. Sie veröffentlichen ein Exemplar neben der vorangehenden Maske in ihrem Werk (Torday & Joyce, 1922, S.76; Foto 8). Es handelt sich offensichtlich um eine stilistische Variante : Diesmal sind die gemalten weißen Linien, die das Gesicht, die Stirn und den gefiederten Kamm schmücken, deutlich krumm, und die Augen werden nicht durch Röhren gebildet. Dies ist die Maske, die von der angeblichen Sungu-Tänzerin getragen wird, die von den Autoren in demselben Werk veröffentlicht wurde (S. 75).
Eine wirklich bemerkenswerte Maske, die es verdient, als eine Transformation derselben Stilformel betrachtet zu werden, erscheint auf einem Foto, das von “Major” John White aufgenommen wurde, der von 1923 bis 1926 in der methodistischen Mission von Minga blieb. (…) Auf dieser spektakulären Maske wird eine lange konische Struktur, die die Stirn überproportional verlängert, wiederum von einem halbmondförmigen Kamm gekrönt (Foto 9). J, A. Ratners begleitender Kommentar erwähnt, dass das Foto 1924 von White aufgenommen wurde, während er von einem “Tetela-Hexendoktor” getragen wurde. Eine Notiz von White gibt weiter an, dass diese Maske Mwadi heißt, dass sie jetzt zu einer Londoner Privatsammlung gehört und in Kasongo gefunden wurde. Es scheint also, dass Kasongo für einige Zeit der privilegierte Ort war, an dem die Tempa Songye, deren Kultur uns völlig unbekannt ist, diese sogenannten Tetela-Masken an Torday und White lieferten. Sie unterscheiden sich zwar bis zu einem gewissen Grad von den klassischen Songye-Werken, die Dunja Hersak unter den westlichen Songye studiert hat. Aber die Familienähnlichkeit ist bei alledem nicht weniger offensichtlich.(….) ” (p. 188)
Am 14. August fand ich im digitalisierten Katalog “The Arts of Africa” des Dallas Museum of Arts folgendes schöne Exemplar dieser Art kifwebe mit einer knappen Erklärung des Kontextes (Transkription unten). Laden Sie sich ihn herunter. Er lohnt.
“(Kifwebe …..) bestow fertility, the dead to enter the afterlife, and the peaceful transference of leadership. Both male and female masks are worn by male dancers who wear raffia costumes and are accompanied by singers and dancers.
The kifwebe with the lateral crest was originally adorned by feathers, as suggested by the perforations and the photograph of a related mask, taken during a lunar activity in 1924“
deutsch: “„(Kifwebe …..) schenken Fruchtbarkeit, den Toten den Eintritt ins Jenseits und die friedliche Übertragung der Führung.“ Sowohl männliche als auch weibliche Masken werden von männlichen Tänzern getragen, die Bastkostüme tragen und von Sängern und Tänzern begleitet werden. Das Kifwebe mit dem seitlichen Kamm war ursprünglich mit Federn geschmückt, wie die Perforationen und das Foto einer entsprechenden Maske, aufgenommen während einer Mondaktivität im Jahr 1924, vermuten lassen.“
Alan P.Merriam publizierte bereits 1978 in AFRICA-TERVUREN XXIV – 1978 – 3 u. 4 den Aufsatz “Kifwebe and other masked societies among the Basongye”.
Darin erscheinen zwei oben gezeigten Masken de Heuschs – S.190/91 nos. 10,12 – als Fig.3 und Fig.5 unter dem Titel “Tempa Mask Eastern Kasai”, sowie eine weitere mit Röhrenaugen und seitlichem Kamm (fig.6), aber auch der bekanntere Helmtyp unter der Bezeichnung “Songye Mask Eastern Kasai”. Doch sein Thema ist ein anderes und Textbezüge der Abbildungen kann ich nicht ausmachen.
Fundstück mit Klärungsbedarf
Ich entdecke Giacomettis ‚Stehende’ in afrikanischer Stimmung. Und Matisse!
Hochgeladen am 4. November 2017; ergänzt am 6. Juli 2024
Frau für Venedig IV, 1956, NGMB95/2000, Museum Berggruen, Berlin am 24.10.2017 :
Entdecke den großen Fuß zuerst, so sehr ein Sockel wie eine Fußfessel
Disproportionalität
Dramatische Verlängerung
Schlangenartig in ihrer Aufrichtung
Schaufelhände markieren die Mitte und rahmen das Geschlecht ein
Die Betonung des Materials durch Oberflächendramatik, vielleicht ein Mittel zur Niederhaltung des europäischen ‚Naturalismus’, dem nicht so leicht zu entkommen ist.
Die Philosophie des chinesischen Metzgers
Geschrieben am 26. Nov. 2009, hochgeladen irgendwann nach Oktober 2013; 22 Views dokumentiert; der Nachfrage muss nachgeholfen werden, auch mit dem Zusatz “chinesisch”. 24.6.2024
Voraus ging ein Film über Tod und Leben bei englischen Bauern. Wie viel Traurigkeit. Wie viel Rechtfertigungsdruck. Wie viel Puritanismus.
Von den Chinesen müssen wir das Schlimmste befürchten – wenn sie es nicht mehr für sich behalten wie traditionell. >>
Zum Tag des Kolonialisten am 1.April: “Our Singapore -Sketches of Local Life”
Veröffentlicht am 31.März. 11 Klicks bei 15 Revisionen in zehn Wochen. Skandal!
Die Broschüre wurde vor Jahrzehnten aus einem antiquarischen Wühltisch hervorgezogen und wird zur fälligen Einführung des “Tages des Kolonialisten” zum 1. April 2024 präsentiert. Sie ist einseitig bedruckt und enthält einen deutlich sichtbaren Copyright-Vermerk des Zeichners für seine 20 Abbildungen. Doch es gibt mit der Werbung für Katz Bros Limited und einer für den unschlagbaren Whiskey von Usher genügend Hinweise auf eine Entstehung in den Jahren nach der vorigen Jahrhundertwende. Der Herausgeber >>
Josef Franz Thiel. Anekdoten beim Spaziergang an der Nidda erzählt
9.1.18 Josef Franz Thiel. Anekdoten beim Spaziergang an der Nidda erzählt
Wir wurden von der Wintersonne an die Nidda gelockt. Im Grund war ich in der Absicht zu Joseph Franz Thiel in die Heddernheimer Kirchstraße 30 gekommen. Wir machten eine Bachrunde in behäbigem Tempo von einer Fußgängerbrücke zur nächsten und kehrten über das Gartengrundstück ins Haus zurück. Was Thiel diesmal erzählte, habe ich später protokolliert. >>
Berner Alpen – Naturschönheit durch Malerei “suggerieren”!
Ich komme gerade aus meinem Galeriekeller, wo ich wieder eine Mappe von Wiegmanns Landschaftsstudien aufgeschlagen habe, in ihren Passepartouts, auch wenn die nach über fünfzig Jahren nicht mehr untadelig sind.
Ich ging mit den Augen und dann mit der kleinen Kamera wieder dicht heran und staunte über die manchmal großzügigen, dann wieder komplex geschichteten Pinselstriche. Unsere Gewöhnung an die allgegenwärtigen Reproduktionen und der schnelle Blick aufs Motiv behindern unsere Wahrnehmung von Kunst. >>
‘Fetische’ und ‘Wahrsager’ um 1875 an der Loango-Küste
Adolf Bastian (1874)* und Eduard Pechuel-Loesche(1875/76) erzählen von „Fetischen“ (Minkisi) und „Ganga“(Experten) an der Loango-Küste. >>
dvg
24. März 2024
EXIL IN PALMA DE MALLORCA UND PEKING.
Vier Gemälde und zwei Zeichnungen
PALMA DE MALLORCA – ALTSTADT VOM MEER HER (L52)
L 52 ‘Vedute mediterrane’ Weiterlesen
Wiegmanns ‚realistische’ Behandlung der Berglandschaft
Die Berglandschaft – Einführung in die ‚realistische’, topografische Betrachtungsweise 2.12.23
Mein Dachfenster in der Berner Studentenklause an der Bantigerstraße ging direkt nach Süden. Von dort aus schwebten Eiger, Mönch und Jungfrau in dunstiger Ferne , bei gutem Wetter, wie das bei Viertausendern üblich ist.
Als ich dem altvertrauten Kunstlehrer auf dem Bahnhofsvorplatz begegnete und ihn auch in Beatenberg über dem Thunersee besuchte, waren die Berge des Berner Oberlands ganz nah und mächtig. >>
Expressionistische Wetterdramatik am “Dreigestirn”, im Justi-Tal und am ‘Känzeli’
Im Jahr 1965 malte Wiegmann zwei expressive Darstellungen auf 35×50 bzw.40×50 Kartons.
Undatierte Bilanz . Handbeschnittener Zettel im Nachlasskoffer Wiegmanns
Fotografiert am 3. 8.2016 im Depot des ISG Frankfurt – Transkription der Handschrift – >>
Fritz Wiegmann Ölstudien im Bergwald 1964 – 1971 – im Nachtrag Skizzen
Signaturen bei Fritz Wiegmann
Was kann seine Signatur auf diesem Blatt von 16x21cm wohl bedeuten?
Ich gehe hier auf das Signal „Signatur“ ein, nicht auf die Landschaftsskizze.
Fritz Wiegmann Ölstudien vom Thunersee (Kanton Bern)
Meine erste Ordnung der Landschaftsstudien im November2022 orientierte sich an der Topografie der Gegend um den ThunerSee (LINK) und überraschte mich mit dem Ergebnis, dass die Bilder weniger ‘freier’ Phantasietätigkeit entsprungen waren, als in intensiver Auseinandersetzung mit der Berglandschaft ‘realistisch’ erarbeitet wurden. Dass in ein paar Mappen ganze Serien dieser Studien verfügbar sind, macht für mich ihren ideellen Wert aus. So erübrigte sich auch die Frage, ob sie vor der Natur oder im kleinen Hotelzimmer oder gar im Frankfurter ‘Studio’ entstanden sind. Die Frage hatte mich zunächst beunruhigt.
Ich gebe nachfolgend ein paar der Entdeckungen – die eines Laien wohlgemerkt – aus zeitlicher Distanz wieder. >>
Berner Oberland – Fremde Panoramen für Wiegmanns Landschaftsstudien
Das Berner Oberland samt Thuner See ist vielleicht weniger bekannt als ich angenommen habe. So viele Reiseziele bieten sich an.
Fritz Wiegmann hat die Topografie der grandiosen Landschaft bei allen künstlerischen Freiheiten, die er sich nahm, nicht phantasiert, sondern porträtiert. Vom festen Quartier in Beatenberg aus haben Wanderungen ihm die Topografie eingeprägt.
Ich habe in der Tourismuswerbung komplementäre Kartenskizzen und fotografische Ansichten gesammelt, aber mich dann vor allem malerischen Techniken wie Strichführung und Farbgebung zugewandt. So geriet die Topografie zeitweise in Vergessenheit.
Sie müssten in Ihre Orientierung etwas Zeit investieren. Durch Anklicken poppen die Abbildungen auf. >>
Ein strammer Ambete-Krieger wartet auf Liebhaber.
Die erste wegen ihres großen Erfolgs ausgekoppelte ‘Single’ aus dem Album “Sammlergeschichten” vom 19.8.15
“Max Liebermann – der deutsche Impressionist” (1995) Lektüre
FÜR EINEN ZWEITEN BLICK AUF MAX LIEBERMANN – VOM MALERISCHEN HER.
Bis auf die beiden letzten Absätze meiner Reportage habe ich mir nichts vorzuwerfen. Der Bericht (LINK zu “Zu Max Liebermann an den Wannsee in Berlin” (2009) gab eben den Besuch eines radikalen ‘Kunstkommissars’ an einer großbürgerlichen ‘Pilgerstätte’ wieder.
Malerproblemen stand ich immer wieder fremd gegenüber. Der intime Umgang mit Fritz Wiegmanns kleinformatigen Landschaften veranlasst mich, seine Maltechnik mit Hilfe unterschiedlicher Perspektiven von Künstlern einzukreisen und damit besser zu ‘verstehen’ (LINK).
Da kommt eine Monographie gerade recht, die ich in einem Antiquariat aufstöbere: “Nichts trügt weniger als der Schein” Max Liebermann der deutsche Impressionist – Ausstellung in der Kunsthalle Bremen vom 16.Dezember 1995 bis 24. März 1996″ (Verlag Hirmer). >>
dvg
27. Januar 2024
Reisenotizen zur deutsch-polnischen Geschichte im Jahr 1976
Für den “aks-bericht 1975-76” der Altkönigschule durfte ich als Neuling im Lehrkörper einen persönlichen Reisebericht abliefern, eine Chance, die ich gern nutzte. Ich bewunderte bereits als Schüler Filme, Aphorismen, Erzählungen und Satiren und Karikaturen kritischer Literaten und Künstler in Polen. Das gab eine gute Basis ab für Neugier und Aufmerksamkeit. 1985-1989 benutzte ichdiesen Text neben anderen “Losen Blättern” zur Vorbereitung der Schüler auf die Kursfahrt als Entdeckungsreise.
Das Format ist ein Experiment . Illustrationen sind vorgesehen (von Dias) und eine Kartenskizze der Reiseroute. “Reise.Bilder” und “Herrliche Zeiten – früher” sind provisorische Kategorien. “Polen” soll noch in diesem Jahr 2024 ein eigenes Kapitel bekommen.
KONGO (R.D.C.) Karte der Ethnien (MGFA)
Four “Kifwebe” Masks Tempa-Songye Style (Kasai Oriental)
Upload 3/11/23 Addition 7/1/24
August 1st, I put online three article based on an essay of Luc de Heusch – after the Migrations and Colonial history of the Tetela (LINK, deutsch) and Magic Figures of the Jonga (LINK, deutsch) and the “pseudo-Tetela Masks” (de Heusch) from the northern border of the Songye settlement (LINK, deutsch). I will not translate them, because the underlying article was published in English: “Beauty is elsewhere: Returning a verdict on Tetela masks, Historical and ethnological notes on the Nkutshu“, in “Objects – Signs of Africa, Selected and edited by Luc de Heusch on the occasion of the “Hidden Treasures”, exhibition at the Musée de l’Afrique centrale Tervuren, Belgium pp.175 -204.
The text of de Heusch is as complex as its title, and I have taken my translation as opportunity to regroup it according to the needs of presumably interested art collectors.
The English version here focuses on the comparison of four masks in my collection and additional pieces >>
MBOLE ‘ TANZSCHILD Lilwa’-Bund
ID 2.267 Stand: 30.10.2023
Afrikanische und ozeanische Objekte könnten wieder zu objets sauvages werden, Quellen der Faszination mit der Kraft zu beunruhigen. Ihre Widerständigkeit gegenüber Klassifikationen könnte uns an unseren Mangel an Besessenheit und die vielen Mühen erinnern, uns eine Welt durch Sammeln aufzubauen.
James Clifford, zitiert im Blog “Geschichten ums Sammeln”(LINK )
Ensemble abstrakter Tiermasken der KELA (Regenwald RDC)
Ein paar Handicaps
Das kleine Volk ist kaum dokumentiert. Die “Kela” haben auch bei Felix “100 Peoples…” keinen eigenen Beitrag , aber werden p.44 für die “Jonga” als eins der ‘relevanten Völker’ genannt. Auch sie leben im dichten Regenwald auf 300 bis 500 m Höhe im Kongobogen.
Die Masken müssen für sich sprechen, tun das aber auch. Sparsam verwendete optische Erkennungszeichen unterscheiden sie nach Tierarten und -geistern, sagt W.. Wie diese repräsentiert werden, ist faszinierend.
Das Ensemble in meiner Sammlung besteht seit August 2023 aus sechs stilisierten Gesichtsmasken desselben Grundtyps, drei ohne Hinzufügungen und drei weiteren mit umlaufenden geflochtenen Ring. Darüber hinaus habe ich mehrere Exemplare nur fotografisch dokumentiert, weil ich sie nicht mochte, zu spät kam oder zu lange zögerte. Der Erwerb zog sich über ein Dreivierteljahr hin.
22.11.22. : W. sagt mit Bestimmtheit, dass die Kela – nördlich der Yela und südlich der (westlichen) Mbole – diese Masken machten. Die anderen Händler wüssten das nicht. Er selber stammt aus der Region. Das soll für alle fünf gestreiften Masken gelten, die er vor zwei Wochen vom Zoll geholt habe und nicht recht anschauen konnte.
< Karte aus “Kilengi” (Kestner-Gesellschaft 1997, S. 403 (Anklicken) “Kela” sind violett unterlegt.
Wenn, was ich bei Felix (?) gelesen habe, Kela und Yela mit Jonga und ‘Wald’-Tetela aus dem Ubangi-Gebiet über das Ituri eingewandert sind, brauchen wir uns über die gemeinsame flache Maskenform nicht zu wundern, die typisch für die Waldvölker des Ost-Kongo ist.
Die Grundform – abgewandelte Kugelausschnitte mit Furchen versehen
Die Maskenkörper bilden mehr oder minder abgeflachte Halbkugeln. Sie erinnern mich aber auch an mein Einmannzelt ‚Moonlight’ mit einer durchgehenden Alustange. Die halbkreisförmig gebogene Furchen in großzügiger Daumesbreite erscheinen wie mit dem Daumen (Rundung!) in weiche Tonerde gezogen, vom Gehörn oder Kamm bis zum Kinn. Dabei musste das Holz ausgekehlt werden! – Zehn Furchen bei der ZWERGANTILOPE (no.1), zwölf bei der MEERKATZE (no. 2), vierzehn bei der puren Helmform des LAMMS (no.3). Die sich abwechselnden Erdfarben sind Schwarz, Rot oder Ocker und Weiss.
Die drei entscheidenden Öffnungen – Augen und Mund – wurden harmonisch eingeschnitten. Die (bis auf no.3) bohnenförmigen Augen sind – für die Gegend typisch – schräg eingesetzt und so umrandet, dass jeweils der Kamm zweier Furchen verbunden ist. Der kleine spitze Mund – ein Schnäuzchen oder Schnabel – unterbricht sehr weit unten den langen schmalen Bogen des Nasenrückens.
ZWERGANTILOPE (water chevrotain) MBOLOKO
Im Kontext der Rennboote der Duala entstand 2022 auch ein Beitrag zu den Festen der Ijebu-Yoruba zu Ehren der Wassergeister. In ihrer Tiersymbolik spielt die Zwergantilope als Verkörperung eine zentrale Rolle (LINK). Ihre Zoologie war für einen Laien unübersichtlich und passende Abbildungen fanden sich kaum; aber wesentlich waren die ihr übereinstimmend zugeschriebenen erstaunlichen Fähigkeiten, die auch unter den Mongo-Völkern Zentralafrikas anerkannt waren.
Wenn W. als Jugendlicher die Erwachsenen fragte: Warum sind die Mongo (LINK Wiki) in viele Stämme zerfallen? Warum haben sie Streit auf vielen Gebieten, von der Jagd bis zu den gesellschaftlichen Regeln (gouvernance)? Da habe man ihm bei verschiedenen Gelegenheiten mit dem Spruch geantwortet: “der Kopf der Antilope”. Sollte heißen: Um das zu verstehen, müsste man den klugen Kopf des chevrotain besitzen. Das Tier repräsentiere aber auch Reichtum, Fruchtbarkeit und Respekt vor den Vorfahren (Mail 18.11.22). Wieso ist diese Vielfalt ein Problem? Auch für W.? Er hat öfters den Satz “Sie essen aus demselben Topf” zitiert. Und das Wort “gouvernance” stammt aus der politischen Diskussion und ist in westlichen NGOs als “good governance” populär.
Ich las im Bd. 4 von THE KONGO des schwedischen Missionars und Ethnografen Karl Laman (wiki LINK; Blog: LINK) über die Sundi im Mayombe (Kongomündung). Im Kapitel “Erzählungen, Fabeln” kommt eine gewitzte Zwerggazelle vor, Nsesi : Laman schreibt S.117:” Und so gewann er, Nsesi, durch seine Gerissenheit und Intelligenz die allseits begehrte Jungfrau, was beweist, dass diese Qualitäten mehr zählen als Körpergröße.” (p.117, übersetzt). Bei einer der Prüfungen kam aber auch seine Kletterkunst zu Geltung: Mit Leichtigkeit hatte er mehrfach die Spitze des mfuma-Baums bestiegen. Auch rühmte er sich, “mit seinen Füßen Wasser zu trinken”. Dann bewältigt Nsesi die unmögliche Aufgabe, “einen Kochtopf mit seinen Tränen zu füllen”. Damit nimmt er eine zweite attraktive und eifersüchtig gehütete Frau dem Brautvater ab.
Nach dem Anschauen von ein paar Youtubes muss es sich auch hier um die berühmte Zwergantilope handeln, die nicht größer als vierzig Zentimeter wird, geschickt klettert, bei Gefahr bis zu zehn Minuten abtauchen und unter Wasser laufen kann. – Die Abbildung eines “bushbock” (aus dem oben genannten Beitrag) weist W. sofort zurück. Nun ‘sehe’ ich in dem “Ypsilon” über der Stirn kein Gehörn mehr, sondern die großen transparenten Ohren. Und finde eine Deutung für eine aufwendigere Maske aus diesem Sommer (no.4).
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Am 18. August 2023 fotografierte ich auch am Stand zwei andere Exemplare, die mir – ich muss es eingestehen – überhaupt nicht gefielen.
Äffchen – Meerkatze (Cercopide)
K. mag diese Maske sehr, was mich verwundert. Mich stört zunächst der ‘Bruch’ zwischen Augenpartie und Mundpartie. Die Maske wurde vielleicht auf dem Kopf getragen. Die Geschlossenheit der Form zeigt sich von der Seite her und bei ausgeglichener Beleuchtung.
Der Typ Halbkugel mit dem starken konkaven Einschnitt ist formal anspruchsvoll. Wenn die Augenpartie zu eng ist, vielleicht noch mit (hier fehlendenPerlchen dekoriert, lehne ich die Skulptur spontan ab, wie zum Beispiel diese:
.
Damals erwarb ich eine zweite “Meerkatze” zusammen mit zwei anderen aufwendiger gestalteten KELA-Masken (ab August 2023)
no. 5
Aufwendig gearbeiteter, kühn durchkonstruierter Helm voller genialer Bögen. Die herausgepulten Keramikperlchen lassen sich in der Vorstellung leicht ergänzen
Die Bögen sind diesmal nicht unterbrochen durch die konkave Augenpartie. Sie erscheint eng eingezwängt in einen Helm, dafür aber mit markanter Stirn versehen und unterschiedlich gefärbt.Noch einmal andere Augen
Die klaren Einschnitte von offenem Mund und Oberlippenrinne sind in der Komposition ganz nach unten gerutscht.
Die sinnliche Breite und Tiefe der Rillen und die freien aber satten Stege dazwischen
Zum solide geflochtenen Band umwickelter Ringe vermutet W.: zur Vergrößerung, Wertsteigerung; er weist auf je ein zusätzliches Loch auf beiden Seiten der Stirnpartie hin, zur Befestigung
Die Eule
Als unheimlicher Vogel zwischen Tag und Nacht spielt dieser Vertreter der Wildnis eine prominente Rolle – vergleiche den Beitrag zu “Luba Zoo” (LINK). Der Kamm und – im Rahmen der Stilisierung – vergrößerten Augen, sowie die Ausstattung sind ein mögliches Zeichen. W. dachte daran, während ich noch an einen dörflichen Hühnervogel dachte.
Schaf (no.3)
Ein zweiter, zufällig auch anwesender Händler bot diese Maske an mit unterschiedlicher Oberfläche und radikal puristischer Konzeption:
W. identifiziert das Vorbild ein paar Wochen später als ‘Schaf’ (le mouton). Wenn ich mich um Offenheit bemühe, kann ich das nachvollziehen. In einem weiteren Foto kann ich sogar ein ‘Schafsgesicht’ suggerieren: Die runden Augenlöcher scheinen zu glotzen und der Mund, der permanent frisst, wenn er sich nicht gerade zu einem ‘määh’ öffnet. Kennt W. aus seiner Kindheit Geschichten vom Schaf?
Meine spontanen Assoziationen gingen in eine andere Richtung: ins Gesichtslose und Gruselige, zu Halloween und ausgehöhlten Kürbislaternen. Oder afrikanischer zu einer Maske, die im März 2018 als ‘Henkermaske der Mbole’ auf dem Tisch von W.W. lag ? oder …. ?
unten:
oben:
Im Moment, wo ich das schreibe, taucht das das Bild eines Ameisenkopfes vor mir auf. W. schüttelt nur den Kopf.
Bereits am 5. März 2022 hatte ich sogar die ‘anthropomorphe’ Maske eines “alten Mannes”fotografiert. Da sagte “Kela” mir noch nichts.
Die kreisrunden Löcher sind von einem Kreis kleiner Löcher (für Glasperlen) umgeben. Vier mal neun regelmäßig gebohrte Löcher zwischen Nasenlöchern, Mundöffnung und Kinn stellen wohl einen Bart dar.
Das bekräftigt die Deutung ‘mouton’ für die andere Maske. Der Typ deckt also auch den ‘dörflichen’ Bereich ab.
Man müsste den Kontext, die Inszenierung der Auftritte kennen!
Denkaufgabe: Eine abweichende Maske – Kela?
dvg
23. Oktober 2023
Eine Ovimbundu-Figur – Barbarisch schön wie auf alten ethnographischen Fotos.
Und die erste nach einem erfolglosen Versuch vor zehn Jahren !
30.9.2023 / hochgeladen am 23. Oktober
“Tempa” – Das Geheimnis der “Pseudo-Tetela Masken” (Luc de Heusch)
Wurde um zwei Masken gekürzt am 13.Juli 2024 ; LINK zu einer Ausgliederung
Auch der dritte Blog zum Thema “Tetela und Nachbarn” geriet wieder komplex, ich schob die Veröffentlichung bis zum 18. Mai hinaus. Doch de Heuschs Diskussion einer größeren Zahl von Belegstücken lässt uns in seltener Offenheit Einblick in die ethnografische Recherche-Arbeit gewinnen. Dass sie auf so schmaler Informationsbasis geführt werden muss, war mich selbst eine Überraschung. Doch auch die Polemik de Heuschs ist schärfer als gewohnt.
Der Aufsatz war ein Glücksfall für die Sammlung: Ich konnte fünf erworbene Masken darauf beziehen. Und meine Leser waren freundlich: “41 hits”. Doch als am 30. September eine sechste Maske dazu kam, entschloss ich mich, die Beschreibungen von vier der Masken in einen eigenen Beitrag auszugliedern (LINK). An ihrem vorigen Platz verbleiben nur die DREI, das heißt die AnaWaKasongo, die NULL (früher erworben) sowie Abbildungen der vier “TEMPA”-Masken.
Warnung: Das Verständnis des Blogs “TEMPA – Das Geheimnis des “Pseudo-Tetela-Masken” ist damit immer noch nicht ganz voraussetzungslos: Personen, Örtlichkeiten, Institutionen und genealogisch verknüpfte Gruppennamen müssen Sie vielleicht in den beiden ersten Beiträgen nachschlagen, so wie ich das das auch manchmal tue (LINK 1, LINK 2)
Die Vergleichsabbildungen übernehme ich direkt aus seiner Studie und weiteren Publikationen. (Erinnerung: Abbildungen lassen sich vergrößern! )
Die Übersichtskarte von 1911 ist noch nicht ideal. Die RDC ist eben kartografisch eine Wüste, als ob die Dörfer immer noch ruhelos wandern würden.
Grenzdörfer am Sankuru werden Anlass zu einem Richtungsstreit
Vier “Kifwebe”-Masken der TEMPA-SONGYE am Sankuru (Kasai Oriental)
Veröffentlicht am 20. Oktober 2023 Ergänzt am 7. Januar 2024
Bis zum 1. August habe ich drei Beiträge auf der Basis des Aufsatzes von Luc de Heusch ins Netz gestellt : Wanderungen und Kolonialgeschichte der Tetela (LINK), Figuren der Jonga (LINK) und schließlich “Pseudo-Tetela”-Masken” (LINK). Anlass war der Erwerb von vier plus zwei Masken dieser Region über ein halbes Jahr verteilt. Zwei “Kifwebe” der AnaWaKasongo (LINK), die in de Heuschs Aufsatz eine eigene Rolle spielen, belasse ich im Beitrag “Pseudo-Tetela-Maske”
Die übrigen vier sind nun Gegenstand eines eigenen Beitrags. >>
YANDA PUPPE, MANI-KULT, AZANDE
YANDA PUPPE, MANI-KULT, AZANDE, 27cm, schwer und dicht 29.7.23
Unlängst vom alten Mann mitgebracht, der mit Jean sammelte und nun in der Obhut seiner Familie ist.
Trotz der Größe puppenhaft, zieht freistehend aber die Aufmerksamkeit auf sich.
Streit über afrikanische Kunst – dank Kommentarfunktion
Der folgende Disput entbehrt nicht der Komik. Ein kurzer Leserkommentar zu meinem bereits 2014 erschienenen Beitrag bietet als Schmankerl ‘Volkes Stimme’ in Reinkultur. Genial, dass dazu keine Sachkenntnis mobilisiert werden muss. Ich behandle den Autor wie einen vorlauten Schüler und darf bereits vierzig Minuten später meinerseits eine Zurechtweisung lesen. Ich bin über die Schärfe des Tons überrascht, weniger über das demonstrative Übergehen von Argumenten. Das ist auf ‘sozialen’ Plattformen heute normal. Schon deshalb meide ich sie. Ihre Unruhe stört konzentriertes Arbeiten. Hinter dem folgenden Wortgeplänkel versteckt sich aber wahrscheinlich echter Richtungsstreit. Also lohnt es die Lektüre. Gv. am 24. September >>
Begegnung mit einer hölzernen Leopardenmaske der Edo (Bini)
>> English Summary at the end
Hochgeladen 25.Oktober 2020, aktualisiert 19.Juli 2023
Drei Wochen im Oktober
Mein kongolesischer Händler und Freund auf dem Markt ist immer für Überraschungen gut. Von dem jungen Mann aus Brazzaville, der ihn gelegentlich mit Objekten „aus dem Norden“, wo die zentralafrikanischen Staaten aufeinandertreffen, versorgt, hat er eine Maske bekommen, die er „im Kongo nie gesehen“ hat. Kein Wunder, denn ist zu hundert Prozent ein Leopardenkopf im Stil der Benin-Bronzen. Damit hören die Gewissheiten aber bereits auf und die Irrfahrt durch die Fachliteratur beginnt. Der Kopf ist aus Holz.
Animose Atmosphären
Berlin, den 18.05.2023
Das Jahr war bisher ein gutes Jahr für mich. Ich habe sehr nette Menschen gefunden, mit denen ich Studium und Freizeit in Berlin gestalten und genießen kann. Ich besuche Ausstellungen – zuletzt etwa „Retrotopia. Design for Socialist Spaces“ , “Indigo Waves and Other Stories: Re-Navigating the Afrasian Sea and Notions of Diaspora” – und gehe zu politischen und historischen Vorträgen und Führungen. In meinem Theorie-Lesekreis, welchen wir im November gegründet haben, neigt sich der erste Sammelband dem Ende zu und wir freuen uns alle auf eine Fortsetzung in Form einer Theorie-Monografie. Es ist an der Zeit, dickere Bretter zu bohren. Und sonst erkunde ich weiterhin den riesigen Spielplatz unserer Hauptstadt mit all ihren Ecken und Facetten. Am liebsten genieße ich aber aktuell den zwar noch unbeständigen, aber immerhin endlich beginnenden Sommer in und auf den Berliner Parks und Plätzen und schaue den kleinen Häschen in unserem Innenhof beim Wachsen zu.
Die Seminarauswahl hat sich im Sommersemester als äußerst interessant erwiesen: Ich habe es in den Seminaren „Kritische Theorie des Autoritarismus in ‘postfaktischen’ Zeiten“ sowie „Das politische Denken Hannah Arendts“ mit zwei Alt-68ern als Dozenten zu tun, was den Vorteil hat, dass diese unabhängig von den Zwängen der Wissenschaftsökonomie walten können und es ihnen dementsprechend möglich ist, sehr viel mehr Zeit für die Seminargestaltung sowie die Betreuung von uns aufzuwenden. Die Didaktik liegt ihnen ebenfalls, da sie nicht vom Institut zur Lehre gezwungen werden, sondern es als ihre Berufung begreifen, der jungen Generation etwas von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung mitzugeben.
Insbesondere einem Dozenten – der aussieht wie ein Hundertjähriger und sich so langsam bewegt wie eine Schildkröte, aber dafür mental so fit ist wie ein Mittdreißiger – gelingt es eine ungemein fruchtbare Diskussionsatmosphäre zu schaffen und sich so ein Großteil des Seminares tatsächlich an der Theorie-Exegese beteiligt.
Im krassen Gegensatz hierzu steht die Atmosphäre in meinen anderen beiden Seminaren bei einer ebenfalls sehr sympathischen Dozentin, die Anknüpfungspunkte zwischen feministischer und materialistischer Theorie sucht. Sowohl in “„Staat, Macht und Geschlecht – materialistische und queer-feministische Staatstheorien“ und „Deconstructing Eurocentrism: Decolonial Perspectives on Gender, Knowledge, and Power“ wurde dem Seminarbetrieb eine „Warnung“ vorausgeschickt. Es gelte auf jeden Fall darauf zu achten, niemanden aufgrund von Äußerlichkeiten spezifische Pronomen zuzuschreiben bzw. ein Geschlecht anzunehmen und niemanden zu beleidigen. Aber auch nachsichtig zu sein, wenn jemand einen Fehler macht.
Eine mitstudierende Person musste dies unmittelbar kommentieren und klarstellen, dass es Grenzen gebe und sie nicht ruhig bleiben müsse und werde, wenn jemand sie falsch adressiere oder beleidige. Ich fühlte mich daraufhin extrem unwohl wollte am liebsten sofort das Seminar verlassen. Ich kann mir schon keine Namen merken, wie soll ich dann noch die richtigen Pronomen für jede Person behalten, nachdem alle 60 von uns diese geäußert hatten? Würde ich mich überhaupt trauen, etwas zu sagen, bei meiner umgehend innerlich aufsteigenden Angst, etwas falsch zu machen?
Ich unterhielt mich daraufhin mit einer Kommilitonin und Freundin, welche sich als non-binary identifiziert, sich also keinem Geschlecht zuordnet und eigentlich genau die „Zielgruppe“ darstellt, welche die Anfangsklarstellung „schützen“ und für welche sie eine „sichere Atmosphäre“ schaffen soll. Sie bestätigte mir daraufhin direkt, dass es ihr exakt wie mir ging: Kein Fünkchen Wohlfühlen, sondern tiefgreifende Verunsicherung und ein Fluchtinstinkt / Fluchtimpuls. Bis jetzt kommt es in den Seminaren kaum zu wirklichen Diskussionen. Stattdessen posaunen die meiste Zeit selbsternannte Expertinnen ihre geistigen Ergüsse zu den aktuellen Seminarthemen heraus. Die Seminartexte spielen dabei oft nur eine Rolle insofern sie ein vages Thema zur Verfügung stellen, zu welchem die eigene Vielbelesenheit – im Gegensatz zur Unwissenheit der anderen – ihre Darstellung finden kann. Selbstreferentielle Inseln in einem animosen Meer der Unsicherheit. Der Dozentin ist zwar ihr Unbehagen bei dem Woche für Woche stattfindenden Trauerspiel anzusehen, doch traut sie sich nicht zu intervenieren. Und ich als einer der wenigen hetero-cis Männer im Seminar traue mich auch nicht, meine doch so privilegierte Stimme zur Kritik zu erheben.
In meinen anderen beiden Seminaren wurde kein vergleichbarer Disclaimer an den Anfang gestellt. Es wurde stattdessen davon ausgegangen, dass wir erwachsene Menschen sind, welche einen höflichen Umgang miteinander zu pflegen imstande sind. Auf magische Weise entwickelte sich daraufhin ab der ersten Sitzung eine wohlwollende Atmosphäre, in der sich selbst unsicher wirkenden Menschen trauen, ihre Stimme zu erheben, Fragen zu stellen und sich produktiv einzubringen.
Obwohl es sehr schade ist, dass die Diskussionen in zwei meiner Seminare so unbefriedigend verlaufen, tröstet mich doch, dass ich das Ausgebliebene stets mit meinen Kommilitoninnen nachholen kann. derart unbefriedigend verlaufen, tröstet mich doch, dass ich das Ausgebliebene stets mit meinen Kommilitoninnen* nachholen kann. Und das möchte ich, denn die Texte sind teilweise durchaus interessant! Ich musste beim Lesen so manches Mal an dich denken und habe mich gefragt, wie deine (vermutlich) kritische Position wohl aussähe. Anbei sende ich dir einen der besseren Texte von einer russischen Theoretikerin, vielleicht juckt es dich ja in den Fingern, mal reinzulesen. Lass dich vom Titel nicht verunsichern, es geht kaum um Sexualität. Stattdessen bietet die Autorin einen Überblick über die grundlegenden Perspektiven der dekolonialen Option aka der dekolonialen Nicht-Theorie an.
Ich empfinde die dekoloniale Perspektive als unheimlich befruchtend. Wie oft haben wir über die verstaubten Elfenbeintürme der westlichen (Politischen) Theorie gesprochen. Endlich etwas grundlegend anderes! Ich kann den frischen Wind teils förmlich durch die Blätter rauschen hören. Es gibt eine Praxisperspektive, es liegt ein anderes Naturverhältnis zugrunde, (Kultur-)Geschichte spielt eine große Rolle, völlig andersartige Anthropologien werden präsentiert uvm. Aber lass uns das lieber mal persönlich besprechen – vielleicht ja sogar auf der Basis einer gemeinsamen Leseerfahrung.
Liebe Grüße
J.M. (Unser Korrespondent in Berlin)
Ethnische Witze (USA vor 1996)
WARNUNG VOR DEM VERZEHR: ORIGINALBEITRAG 1996-99
Eine zehnte Klasse pubertierender Gymnasiast*en wurde von mir in einer Unterrichtseinheit über die Geschichte der Einwanderungen in die USA mit folgendem Leistungsnachweis konfrontiert. Ich erinnere mich an keinerlei Komplikationen.
Lebhaft erinnere ich mich jedoch, dass ich es dem Autor Gert Raethel nicht verzieh, dass er versäumte, seine Sammlung mehrsprachig zu publizieren: “Der ethnische Witz. Am Beispiel Nordamerikas”. Eichborn Verlag, Frankfurt 1996. >>
Sommer 2023 im Schloss zu Potsdam
Lieber Detlev, ich habe gerade auf deinem Blog gestöbert, aber nichts neues gefunden: Die Zeit macht ja auch sprachlos. Hitze liegt über dem Land, alles sieht aus wie sonst Ende August, Regen gab es seit Wochen nicht. Sonst: ein Hort falscher Erzählungen als sähe man die Wochenschau von 1945. Furchtbar!
FRITZ WIEGMANN – UNTERSCHIEDLICHE PERSPEKTIVEN AUSPROBIEREN – Sieben Lektüren
Vorwort
Die Reihenfolge der Lesenotizen ist chronologisch, der Bezug zur Person und den Bildern Fritz Wiegmanns unterschiedlich. Er steht mir momentan bei jeder Beschäftigung mit Kunst im Hintergrund, auch bei jeder Kunstlektüre. Die dort aufgeworfenen Fragen werden oft zu Fragen an ihn. Die Betrachtung seiner Bilder kann sich auch auf biografische Archivstudien (LINK) stützen.
Jede Lektüre verändert die Perspektive auf ihn, als ob ich ihn einkreisen würde. Mit manchem Künstler hat er sich selber auseinandergesetzt oder hätte er gern diskutiert, andere geben vor allem mir zu Denken. Berühmte Namen tun nichts zur Sache. Wiegmann war sein Lebtag lang Künstler; den Titel kann niemand ihm verweigern. Und untereinander waren sie Alle, wirtschaftlich Erfolgreiche wie Erfolglose, Männer wie Frauen, nur “Kollegen”, die voneinander lernten und Ideen klauten, einander bewunderten, registrierten oder ignorierten oder verachteten….
BEREITS FRÜHER habe ich verschiedene Positionsbestimmungen veröffentlicht, aber jetzt direkt vor seinen Arbeiten gewinnen sie neue Bedeutung.
26. April 2023. Hochgeladen 18. Mai und am 9.Juni aktualisiert >>
“Minkisi” Doppelgänger von Pambi und Ndona (Yombe)
Arbeitsfassung 8. Juni 2023
Überraschung am regnerischen Marktstand : PAMBI und NDONA! (LINK)
PAMBI
Die abgehackten Hände fallen zuerst auf, der fast geschlossene Mund, der lange Bart mit senkrechten Strähnen, aber auch die glatten Ohrmuscheln und die Mütze kommen mir bekannt vor, ebenso die Kopfhaltung und die wahrscheinlich ‚blinden’ Augen. Dazu der textile Kragen. Die Figur kenne ich doch!
Ikonografie und Ausstrahlung sind ebenso unaggressiv. Diesmal ist die Kappe weiß, der Rest aber grau. >>
“Ex Africa” im Musée Quai Branly 2021 : Verlorenes wird angeblich zurückgewonnen
„REPOSSESSED BY CONTEMPORATE MEANING“ “EX AFRICA” (LINK SZ, München) , MUSÉE QUAI BRANLY 2021 – Kommentar und Revision – Uploads 19. und 23. Mai 2023. Redaktion 30. Mai
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Ich verfolge den Videofilm des Museums Quai Branly (LINK youtube), denn ich sammle einschlägige Tafelbilder von Chéri Samba zum kolonialen Kunstraub (LINK) für den Blog. Und ich begegne – wie immer distanziert und oberflächlich – einer Anzahl zeitgenössischer Arbeiten von Künstlern in Afrika und der Diaspora, bis zu dem Punkt, wo die Untertitel mir die Formulierung “Repossessed by contemporate meaning“ (etwa: “Durch zeitgenössische Bedeutung zurückerobert”) anbieten. Da halte ich an und aktiviere das Schreibprogramm. >>
Die “Inungu”-Statuen der “Djonga” – nach L. deHeusch (deutsch)
Kleine Ethnien wie die Jonga begegnen dem Sammler am ehesten in Form von außergewöhnlichen Masken oder Figuren. Kataloge können sie nur andeutungsweise verorten. Der Ethnologe Luc de Heusch benennt das Problem. Und er zeichnet auf der Basis seiner Feldforschung unter den Tetela in den 1954er Jahren mit ein paar Pinselstrichen ein Porträt der Jonga. Sie stehen jedoch nicht im Zentrum seines Aufsatzes „Beauty is elsewhere: Returning a verdict about Tetela masks. Historical and ethnological notes the Nkutshu“ (1995). Darin geht es um die Geschichte der Tetela – kürzlich im Blog nacherzählt (LINK) – und um die von kultischen Vereinigungen verwendeten Masken und Figuren.
Figuren der Jonga – Abbildungen, Beschreibungen, Katalogtexte
Ich beginne mit dem Katalog”Unrivalled Art – Spellbinding Artefacts at the Royal Museum for Central Africa”, Julien Volper (Ed.) , anlässlich der Eröffnungsausstellung 2018.
Der Text zur auf S.44 abgebildeten “Anthropomorph inungu statue” von Viviane Baeke fasst Luc de Heusch’s Forschungsergebnisse zusammen, aber ich vermisse darin manches , was den Jonga erst ihre unverwechselbare Kontur verleiht. Deshalb lasse ich auf Baekes Vorstellung des Figurentyps die sperrigen Bemerkungen de Heuschs über die Jonga folgen, um den Preis, dass zum „historischen Rätsel Jonga“ noch weitere „Rätsel“ auftauchen: die Ato, die Ludya, die Ohambi, und die Yimbo, und das zusätzlich zu den Tetela-Hamba, >>
“Hommage aux anciens créateurs” (Chéri Samba) – toujours de nouveaux épisodes!
Publié le 2 sept. 2020 Dernieère version: le 10 mai 2023
LIEN à la version actuelle en allemand LIEN au premier Blog sur la peinture de 1999 .
Actuellement au Quai Branly dans “EX AFRICA” (LIEN)
JUILLET 2020
Une deuxième version du sujet apparaît dans le catalogue de l’exposition «Neue Kunst aus Afrika» de la «Haus der Kulturen der Welt» à Berlin, avec la date 1994.
Chéri Samba’s “Hommage an die afrikanischen Kreativen von früher” – die Endlosschleife
LINK zum ersten Teil, der auch die Biografie Chéri Sambas und die Sammlung Coray thematisiert. Hier der LINK zur version francaise 2.9.20
Eine weitere Drehung in der künstlerischen Endlosschleife von Cheri Samba, diesmal im Quai Branly, ist am Ende zu bestaunen. 11.11.2023
JULI 2020
Eine weitere, ’emotionale’ Fassung des Themas taucht auf, im Ausstellungskatatalog “Neue Kunst aus Afrika” aus dem “Haus der Kulturen der Welt” in Berlin mit der Datumsangabe 1994.
Das internationale Publikum weiß seit langem, was es von einem ‚Chéri Samba’ erwarten kann: Körperlichkeit, geschmeidige Formen, lebhafte, zumindest bunte Farben. Akzente in der Komposition.
Der Mann im Mantel malt Landschaften. Voreiliger Verriss.
ICH RUDERE ZURÜCK
Mein Titel “Der Mann im Mantel malt Landschaften” war nicht ganz falsch, und die Ablehnung der Instrumentalisierung von großartiger ‘Landschaft’ für persönliche, oft mythologisch verbrämte ‘Botschaften’ ehrlich, aber ich beschäftigte mich damals wenig – auf touristischen Reisen – mit Malerei und konnte auch aus der Rezension Christian Gamperts im dradio (Siehe unten) für mich nichts gewinnen. Erst jetzt durch mein Projekt ” Fritz Wiegmann – Verschiedene Perspektiven ausprobieren” sehe ich auch Max Beckmann neu, stehe nicht mehr hilflos vor seinen bildmächtigen Kompositionen. 5. Mai 2023
ZWEI ILLUSTRATIONEN
Fritz Wiegmann . Bühnenbilder zur „Zauberflöte“ . Nicht nur Fragen
Stand: 26. April 2023 ( mit Zwischenbilanz und drei ‘Fundstücken’)
Hochgeladen am 1. April 2019
Zehn unterschiedlich große und komplexe Blätter in einer Zeichenmappe lagen in der Bilderkiste mit Leinwänden, die Wiegmanns in Hof/Saale gemalt hatte. Sie sind teilweise beschnitten, manche mit Bleistift markiert oder beschriftet, alle selbstverständlich unsigniert. Aus den Umständen schließe ich, dass die Bühnenbildentwürfe von Fritz Wiegmann sind, von wem sonst? >>
Luc de Heusch erzählt uns die Geschichte der Tetela (Nacherzählung)
27. APRIL 2023 18.00. DRUCK 11 SEITEN/94%
Das Katalogbuch
„Objects – Signs of Africa“ anlässlich der Ausstellung „Hidden Treasures“ im Royal Museum ….Tervuren. Edited by Luc des Heusch,Snoek-Ducaju & Zoon 1995 , S. 175-205
de Heuschs Aufsatz trägt den sperrigen Titel: Beauty is elsewhere: Returning a verdict on Tetela masks – Historical and ethnological notes on the Nkutshu (Schönheit ist anderswo: Ein Urteil über Tetela-Masken widersprechen – Historische und ethnologische Anmerkungen zu den Nkutshu).
Die ausgewählten Themen
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Die Provenienz „Tetela“ gewinnt überhaupt etwas Profil und Schärfe
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Streiflichter fallen auf einen regionalen Ausschnitt der kongolesischen Kolonialgeschichte, vor allem auf den Zusammenhang von Eroberung, Unterdrückung, Ausbeutung und missglückten Verwaltungsexperimenten. Auf Seiten der Kolonisierten werden zwei klassische Typen, der Profiteur und der ehrliche Repräsentant vorgestellt, als Verhaltensweisen Kollaboration und (weniger deutlich) Widerstandsformen.
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Wanderungsgeschichte und Genealogien: Licht fällt auf die Vorgeschichte, besonders auf die politische Ordnung auf der Basis von Abstammung und komplexer Wanderungsgeschichte, wobei der zwischen Regenwald und Savanne gespaltene Lebensraum des östlichen Kasai eine Rolle spielt
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Die Korrektur der 1910-11 entstandenen irrtümlichen Zuordnung bestimmter Masken verschiebe ich in einen dritten Blog (LINK). Informationen zur befreundeten Ethnie der Jonga, fokussiert auf einen Figurentyp, ist im Mai in einem dritten Blog erschienen (LINK).
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Die daraus resultierenden Identitäten und Ressentiments bis 1965 hat Isabelle de Rezende in ihrer Dissertation “Colonial Visuality: The Visual Production of the ‘Tetela’ in the Belgian Congo from Ngongo Leteta to Patrice Lumumba” dargestellt (pdf in drei Teilen illustriert.) – Das wird dann noch ein Extra-Beitrag .
“Kiew ohne Donbass lebensfähig” ( Studie 2014)
Im Papierkorb finde ich diesen Ausriss auf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Nr. 100 vom 30. April 2015 wieder, damals auf der Seite 5 zusammengefasst und ergänzt. Die Studie der “Deutschen Beratergruppe bei der ukrainischen Regierung war – wie lange schon -“bisher noch unveröffentlicht. Die Gruppe wurde “vom Bundeswirtschaftsmnisterium finanziert”. Der Zeitungsbericht stammt von “ul. Kiew, 29. April”. Ein Faksimile (jpg) folgt unten. >>
Religion et orthodoxie – non-communication au Congo belge – Kimbanguisme
Religion et orthodoxie – communication coloniale au Congo belge – Kimbanguisme
Wyatt MacGaffey :”Kimbanguism & the Question of Syncrétism in Zaïre” 1994
Traduction : v.Graeve (LIEN à la version en allemand). 4 Illustrations
Wyatt MacGaffey a publié l’essai dans l’anthologie intitulée à juste titre « Religion in Africa. Experience and expression », ed. Blakely et al., pp. 240-256 – 1994).
Il y présente les développements et les tactiques des églises revivalistes concurrentes dans les pas de Simon Kimbangu (1887 ou 1889 jusqu’ à 1951, mort en prison), disciple «baptiste», prophète visionaire 1921 et martyr. Il explique la communication perturbée dans le contexte de la domination coloniale. Je traduis (en italique) longues passages de son argumentation en espérant de ne pas brouiller la clarté de son concept par mes commentaires courts personnels. >>
Chinesisches Neujahr und populäre Druckgrafik – Tradition
“Bilder vom Glück – Chinesische populäre Grafik aus dem 20. Jahrhundert”
So hieß im “Weltkulturenmuseum” Frankfurt Galerie 37 im Jahr 2002 eine mehrperspektivische Ausstellung von “Neujahrsbildern” die bereits vor 1937 in Peking zusammengetragen worden waren (Jean-Pierre Dubosc und Fritz Wiegmann). Sie wurde um industriell gedruckte Plakate zwischen 1930 bis 1985 und um Kult- und andere Objekte erweitert. Dazu gab Prof. Dieter Kramer ein Begleitbuch mit Beiträgen von Gerhard Hüther, Eva Schestag, Marie-Luise Beppler-Lie, und mir heraus. Das Projekt wurde getragen von Kramers Mut und Organisationstalent. Die zündende Idee kam von ihm. Konzeptionell und praktisch wurde von es einem Team engagierter Sinologen und Pädagogen neben der Berufsarbeit vorangetrieben. Horst Ahlheit schuf das Layout des Buches. >>
dvg
21. Januar 2023
Religion und Rechtgläubigkeit – koloniale Kommunikation in Belgisch-Kongo – Kimbangismus
Wyatt MacGaffey: Kimbanguism & the Question of Syncretism in Zaire (1994) – deutsch. mit 4 Abb.
Den Aufsatz habe ich in einem Sammelwerk mit dem treffenden Titel „Religion in Afrika . Erfahrung und Ausdruck“ (Religion in Africa – Experience and Expression, ed. Blakely et al., pp. 240-256 – 1994) gefunden. Wyatt MacGaffey stellt darin Entwicklungen und Taktiken konkurrierender Erweckungskirchen in der Nachfolge des ‚baptistischen’ Religionslehrers, Propheten und schließlich Märtyrers Simon Kimbangu (1887 oder 1889 bis 1951) vor, auf dem Hintergrund der Fremdherrschaft und der resultierenden gestörten Kommunikation zwischen Europäern und Afrikanern in der Kolonie. Ich übersetze (Kursivdruck) Mac Gaffeys Darstellung in gestraffter Form und versuche die Klarheit seines Konzepts nicht durch eingefügte Kommentare zu verwischen.
(LINKs zu Kimbangu: de.wikipedia und Blogbeitrag von 2016) Weiterlesen
Fritz W. Kramer – Kleine Sammlung Briefe 10.-20. 2015 – 2021
Ich möchte dem zweiten Teil zur Orientierung eine Bilanz der aktuellen Lektüre voranstellen. (LINK zum 1. Teil) 19.1.2023
Fritz Kramer hat mich auf seine Art ernst genommen und als Außenstehenden für sich nützen können. Das haben mir die nachwachsenden Generationen in den einschlägigen Institutionen selten gewährt. Ich empfand es als Erfolg, gerade von ihm in meinen eigenen Absichten und Zielen verstanden und akzeptiert zu werden. >>
Fetisch / nkisi – Homöopathie – Placebo-Forschung (dt./engl.)
15.12.22
In einem früheren Blog zitiere ich MacGaffey’s Schilderung des Arbeitsgebiets der Heiler unter den Bakongo und wie sie mit ihren Hilfsobjekten, den “minkisi” arbeiten. (LINK zu “Wyatt MacGaffey über “Minkisi” von der Loango-Küste. Deutsch”)
„Wer heilt hat Recht“? – Aber was heißt denn ‚Heilung’? – Überall in der Welt konkurrieren Therapeuten um mögliche Klienten und um die Anerkennung seitens sozialer und politischer Instanzen, und sie polemisieren gegeneinander.
“HR 2 Kultur” in der Reihe “DER TAG” am 14.12.22 :
“Homöopathie – die Macht der Kügelchen”
Die Anmoderation sagt:
Die Homöopathie ist beliebt, obwohl ihre Wirksamkeit nicht belegt ist, jedenfalls nicht über den Placeboeffekt hinaus. Aber vielleicht reicht der ja auch schon: Heilt bei Homöopathie der Glaube? Homöopathie – Humbug oder Heilung? Darüber sprechen wir unter anderem mit Dr. Uwe Friedrich, Homöopath, Dr. Christian Lübbers, Homöopathie-Kritiker, und Prof. Dr. Stefan Schmidt, Placebo-Forscher. >>
Fritz W. Kramer – Kleine Sammlung Briefe 1.-9. 2010 – 2013
Dieser Tage erfuhr ich durch einen Anruf, dass Fritz Kramer am 14. Dezember 2022 in Berlin mit einundachtzig Jahren gestorben ist. Der freundliche Nachlassverwalter hat die letzte unbeantwortete Email zum Anlass genommen. Ich gehörte nicht zu Kramers Kollegen oder engerem Freundeskreis. Ich traf ihn im Dezember 2018 das letzte Mal im Café Garçon. Seither schaffte ich es aus immer neuen Gründen nicht mehr nach Berlin (Krankheit, Covid-Regime, Hauptstadt-Nachrichten).
Der persönliche Kontakt entstand im Mai und Juni 2010 bei den Jensen-Vorlesungen am Frobenius-Institut in Frankfurt. Kramers Vorlesungsreihe „Kult und Kunst- Ästhetik des ethnographischen Archivs” war für mich als ethnologischer Autodidakt eine große Herausforderung, die ich gerne annahm. In der Korrespondenz zeigt sich so etwas wie ein Schülerverhältnis zum nur zwei Jahre Älteren. Ich freute mich wie der Zöllner aus Brechts Gedicht “Taoteking”, wenn es mir wieder gelungen war, von Fritz Kramer einen Brief oder eine Briefkarte zu bekommen. >>
Robert Redford – “Der Pferdeflüsterer” nervt! (ARTE 1.1.23)
Ich will nur meine völlig beschlagene Brille putzen, aber dann regt Robert Redford mich richtig auf.
Kein Mensch wie du und ich. Kein Loser oder unbekannter Kämpfer, eben ein ewig jugendlicher Heldenschauspieler aus Kalifornien. >>
Niklas Luhmann “Ökologische Kommunikation” (1986 !) – Empfehlung.
“Ökologische Kommunikation . Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?” Westdt. Verlag 1986, nach der 3.Auflage 1990 ISBN 3-531-11775-0 Momentan ab 19€ (nach Just Books) zu haben. >>
Der Flohmarkt als Kunstmarkt – 2023 immer noch aktuell!
Vor über sieben Jahren hochgeladen – am 25. Juni 2015 – hätte der Artikel mehr als die 62 Klicks verdient. Inzwischen scheint der ‘bürgerliche’ Kunstmarkt in Deutschland am Überangebot zu kollabieren. Die überschaubar wenigen Restitutionsforderungen aus Afrika, zu denen Sammler von Laien stets zuerst befragt werden, haben das Sammelgebiet als Ganzes auch noch in die Schmuddelecke gedrängt. 2.1.23
Der Kommentar von Hartmut Brie zum Beitrag „Mit Lega-Figuren im Sinkflug“ regte damals folgende Gedanken an. >>