(seit 24.5.2020)
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PROST NEUJAHR! – BEHERZTER GRIFF IN DIE NACHRICHTENFLUT 01.01.2021
Ich lese das Interview der NZZ mit dem AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla. Chefredakteur Gujer empfielt es übrigens heute in seiner Freitagspredigt. Chrupalla verteidigt darin Putins Russland und erinnert an die Kriege der USA. Er fordert, wirtschaftliche und politische Beziehungen zu trennen. Er hätte hinzufügen können: Aber das tun wir doch ständig in allen anderen Weltgegenden!
In Phoenix schildert das Feature: Stadt frisst Menschen die verborgenen Seiten der chinesischen Urbanisierung und zwar über die letzten Jahrzehnte. Wie haben wir uns das denn anders vorgestellt? Dass Chinas Superstädte wie blöde wachsen können? Was aus den geschluckten Dörfern und ihren Bewohnern wird? Wo die Millionen Wanderarbeiter seit Jahzehnten wohnen und wie die Verweigerung ihrer Registrierung als städtische Bürger praktisch funktioniert? Worin die Macht der lokalen Behörden besteht? Wie es zu den tausenden Fällen von Aufruhr kommt….?
Gar nicht. Vielleicht hat uns der journalistisch begleitete Eiertanz im wie-heißt-er-noch-Forst (Dannenröder oder Hambacher Forst?) verblödet, wo bundesweit zusammengezogene Polizei mit ein paarhundert bekannten ortsfremden Baumkletter-Aktivisten in Mittelhessen ein Hase-und-Igel-Ritual aufführten. Unterdessen weist der BUND auf ein wohl wirtschaftlich wirklich nicht mehr gebrauchtes Autobahnprojekt bei Hamburg hin, wohl vergeblich nach alledem.
Im Unterricht machte ich verschiedentlich „Folter“ zum Thema. Davon nehme ich gar nichts mehr wahr – Gibt es Amnesty International überhaupt noch? – Dafür die immer gleich bebilderten Demos, einschließlich der ständig ‘neu’ entdeckten ‚Polizeigewalt’ in aller Welt. Haftanstalten sind eben undankbar für alle Arten von Medien.
Zufällig gerieten jüngst ein paar italienische Fischer in die Fänge eines – mit wem noch, Türkei oder EU? – verbündeten libyschen General Haftar und dürfen nun nach einem Vierteljahr von ihrer Haft etwas erzählen, was in hundert über den Globus verstreuten Ländern ständig passiert. Eine Radiomeldung dieser Tag erwähnt in einem Nebensatz traumatisierte politisch Verfolgte. Sie seien in Griechenland von der gesetzlichen Bestimmung besonders bedroht, dass schließlich anerkannte Asylbewerber ihren bisherigen Anspruch auf Unterkunft verlören.
Ach, die gibt es noch? Etwa auch ‚postraumatische Störungen’ unter Mitgliedern polizeilicher und militärischer‚Ordnungskräfte’ ?
Ich will heute auf den Luxus-Provinzialismus der Mainstream-‚Blase’ schimpfen, die über aufgeblähten Wehwehchen vergisst, was global Alltag ist. Als moralischer Rülpser wird dann von Zeit zu Zeit über ‚die Menschenrechtssituation’ irgendwo schwadroniert. ARTE macht als Kommunikationsartist gleichzeitig beides.
Quellen:
- https://www.nzz.ch/international/afd-chef-tino-chrupalla-das-erinnert-mich-an-die-ddr-ld.1592761?reduced=true
- https://duckduckgo.com/?q=Stadt+frisst+Mensch+-+Ch%239AC25E&t=ffab&ia=web (2018)
- Schreie von Gefolterten und eine Scheinhinrichtung – italienische Fischer berichten von General Haftars Verliesen – Andres Wysling, Rom NZZ 24.12.20
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“…..das Schlechteste aus der Gesellschaft herauszuholen … “
Die Rezension des Netflix-Beitrags “Das Dilemma mit den Neuen Medien” von Julia Bär in der FAZ vom 26.9.2020, S.14 unter ‘Medien’ – bündelt Antworten auf die Frage “Sind wir dieser Technologie wirklich gewachsen?”
Ex-Mitarbeiter von Facebook, Twitter, Pinterest und Google äußern vor der Kamera, dass sie mit ihrer Arbeit dazu beigetragen haben, ein Monster zu erschaffen und von der Kette zu lassen, das heute die Sicherheit und geistige Gesundheit von Milliarden Menschen beeinträchtigt. Tristan Harris: “Die existentielle Bedrohung ist nicht die Technologie, sondern ihre Fähigkeit, das Schlechteste aus der Gesellschaft herauszuholen.”
Aber was tun gegen die Sogwirkung dieser Plattformen? Die Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshane Zuboff: “Wir sollten sie verbieten. Das ist keine radikale Position. Das machen wir bei anderen Märkten wie dem Organhandel und Sklavenhandel auch.” – Ein Witz, dass der Film nur auf ‘Netflix’ zu sehen ist ! Man muss also dem Printmedium dankbar sein! 30.9.20
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“Wann wir schreiten Seit’ an Seit’ …fühlen wir, es muss gelingen. Mit uns zieht die neue Zeit” (politisches Lied 1916, LINK)
Momentan sind Geo-Strategen im Vormarsch, um “normative Standhaftigkeit des Westens” im Schulterschluss gegen China und andere ‘Schurken’ zu propagieren.
Das kommt mir bekannt vor, vielleicht, weil Henry Kissinger noch zu Lebzeiten (*1923) Auferstehung feiert , z.B. in Maximilian Terhalle’s demagogischem “Plädoyer für eine machtgestützte Sicherung des Westens” (Doppelrezension, NZZ 20.8.20 – LINK)
Kissinger, jener deutsch-amerikanische Professor, der als “Realpolitiker” für das lange Hinauszögern der US-Niederlage in Indochina, für den Putsch in Chile und diverse Kollateralschäden der imperialen Interessenpolitik federführend war. Noch vor zwanzig Jahren wurde er als “Kriegsverbrecher” gehandelt (Hitchens), freilich nur theoretisch, denn die USA haben schlicht keine Kriegsverbrecher und paktieren nicht mit Diktatoren. 9.9.20
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Bundespolitiker zeigen sich erschüttert über Fernsehbilder vom Herumschwenken ungültiger angeblich deutscher Staatsflaggen vor dem Reichs(?)tag – ja “Reichstag”.
Wie beruhigend, dass wenigstens sie die gültige kennen und sich nicht täuschen lassen. Vielleicht sollte man sie noch mit der Flagge der DDR auf die Probe stellen! Wo wir schon bei Zusätzen sind, hier ist mein Vorschlag für einen Flaggenaufdruck: “Die Verehrung ungültiger Hoheitzzeichen ist streng verboten.” 31. August 202
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Gestern bekam man in der FAZ die Zukunft europäischer ‘Urbanität’ in einer grammatischen Vergangenheitsform vor Augen geführt, als nostalgischer Text “Es war einmal – Gang durch eine zerstörte Stadt”, aufgeladen von der orientalisierenden Fassade des Sursock Museum in Beirut (Foto von 1970) – Nun zu finden bei de Boeck “Das Lachen Kinshasas” 9.8.20
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In der “Zusammenstellung der meistgelesenen Buchrezensionen dieser Woche” der NZZ aus Zürich findet sich zuverlässig eine Portion Fliegenschiss. Warum wohl wurde Klaus Theweleits “Warum Cortés wirklich siegte. Technologiegeschichte der eurasisch-amerikanischen Kolonialismen” rezensiert unter dem bezeichnenden Titel: Haben die Gehirnstrukturen der Europäer den Kolonialismus ermöglicht? – Um Extra-Clicks zu generieren. Habt Mut zu echten “Empfehlungen”. Wahrscheinlicher ist die Wiederholung in der kommenden Woche. 9.8.20
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Menschen sind ‘unvernünftig’, wie angeleinte Hunde zerren sie nach hier und nach da. Nur noch selten erinnern sich Experten, Politiker und Bürokraten an das starke Gefühl ganz zu Anfang des ‘Stopdown’, ‘Verantwortung zu tragen’.
Jetzt ertrinken die Effekte ihrer Entscheidungen in einer Flut unbeabsichtigter Nebeneffekte. Die Reisebranche ist ein Wirtschaftszweig, Bildung ist umsonst. Woher soll noch die Kraft kommen, wenigstens ein paar gute Vorsätze in die Tat umzusetzen, wenn sie nicht bereits vergessen sind? Selbst Zeitungspapier vergilbt heute schneller. 2.8.2020
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„Fragen Sie Ihren Apotheker!“ „Fragen Sie Ihren Arzt!“ – Wen?
11.7.20
Die Produkte werden immer besser – lassen wir das fürs erste einmal so stehen – die gesellschaftlichen Beziehungen immer schlechter, formaler, unpersönlicher. Dabei meine ich nicht einmal enge oder intime Beziehungen.
Die Verschlechterung, ja der Verlust gewohnter menschlicher Dimensionen, zeigt sich ganz schnell bei Notsituationen aller Art, wenn sie auf Geschäftsbeziehungen treffen. Entscheiden nur noch Kriminelle aufgrund komplexer Urteilsbildung?
Etwa in Apotheken, wenn man als Kunde ein fehlerhaftes oder (nach Menge oder Stärke) nicht ausreichendes Rezept vorweist, geschweige denn bloß eine aufgebrauchte Packung. Nicht einmal der argumentierende bürgerliche Kunde reiferen Alters wird Erfolg haben. Wie selten ist der Stammkundenbonus geworden. Denn im Computer steht…, der Gesetzgeber verbietet...
Wenn man den Kunden dann weiter schickt, denkt man nicht an dessen Chancen oder weitere ihm nicht bekannte Hindernisse. Zur Not gibt es ja immer eine Institution, egal zu welcher Uhrzeit oder in welcher Entfernung. Die kann “Ambulanz”, „Notarzt“ oder bloß „Arzt“ heißen. Dieser mit unbegrenzter Kompetenz ausgestatteten Personenkreis allein ist befugt und befähigt, das Computersystem zu ignorieren.
Die soziale Kälte ist natürlich auch in der Produktwelt etabliert, etwa in den Produktgrößen: gnadenlos überhöhte Preise oder das gänzliche Fehlen geringer Mengen für Kleinverbraucher, mit Vorliebe bei Verbandszeug. Dafür günstige Großpackungen bei Suchtmitteln, bekanntlich in den USA. Großkonzerne entwickeln gerade wieder gezielt teure Kleinpackungen für Slumbewohner der Dritten Welt.
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Die Welt wird bitterernst, bis in die letzten Winkel meiner Seele
Was wissen wir schon in Deutschland von Niederlagen, von historischen Krisen die zum Zerfall führen? Warum ist der Elefant am Tümpel in Botswana verendet? Vergiftet? (FAZ am 6.7.,Luftaufnahme)
Ich respektiere China, die neue Weltmacht mit allem was ich von ihr weiß. Wieviel Leichen im Keller! Ich hasse sie nicht. Es liegt nicht an Xi Jinping, dass China aus der Deckung gehen muss, da die Gelegenheit günstig ist. Das ist schon die Lehre des Strategen Sun Zu. Denn so ist die Welt. Sie kennt keine Schonfristen.
Die sprichwörtliche „westliche Welt“ ist ein Schrottplatz mit eingelagerten sorgsam gepflegten Vorgärten. Dumm ist nur, dass ich auf dieser Seite allgegenwärtiger Politik-Blockaden leben muss, weil ich bereits über siebzig Jahren in dieses Leben eingepasst wurde. Nirgendwo sonst würde ich es länger als einen Besuch aushalten. Ein Trost: Auch da ist der individuelle Tod nicht weiter weg als hier.
Der gerade jetzt bemühte Begriff „Wertegemeinschaft“ hat sich als dreckiger Wundverband erwiesen, unter dem vergammelt, was schon bis zum Erbrechen als „Mißstände“ angeprangert worden ist. Selbst Juristen sind mit ihrer antrainierten Akrobatik am Ende.
Protest regt sich gerade überall, lese ich in der Zeitung, aber wogegen? Gegen die bösen Väter, gegen die beschützende Macht nur vortäuschenden Mütter? Wenn die Protestler manchmal unsagbar dumm erscheinen, so blind um sich schlagen („Hambi“, „Fryday“, „Racial Profiling“, Straßennamen,…) so auch deshalb, weil die von ihnen angegriffenen angeblichen Erfolgsrezepte der Technokraten und Kleptokraten so dumm sind.
Der „Afropessimismus“ von ‚Frank B. Wilderson III’ rührt mich an (FAZ 6.7.20, Interview Verena Lueken), aber das Thema ist für heute zu groß.
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GEGEN LINKE VERWAHRLOSUNG NICHT NUR IN SACHEN POLIZEI !
Bettina Röhl (LINK) zeichnet die langen Schatten “linker” Hassprediger in Deutschland von “1968” bis heute, in einem Gastkommentar der NZZ am 30.6.2020 (LINK). Wenigstens dem Zeitgenossen sollte eigentlich nichts davon neu oder fremd sein.
Die Parteileitungen der All-Inclusive-Grünen und der Gerechtigkeits-SPD und natürlich alle Vorbeter in den Leitmedien möchten die beschämende Tradition klammheimlicher Freude (1977) bei ‘linker’ Gewalt vergessen machen. ‘Antifa’ und ‘Die Linken’ sind sowieso blind, “die taz” auch, auf einem Auge. “Politische Kultur” und “Gewaltmonopol” im “Rechtsstaat” gelten bereits als extrem einseitig – außer wenn sie aufgehoben sind in der Liturgie des Palais Bellevue. Schöne Aussicht!
01. Juli 2020
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GENDERN ? GENDERN?????
“Wehrt euch, leistet Widerstand!” Los tontos, los violines de culo no passarán!
Wer zum x-ten Mal geduldiges Argumentieren im bewährten softlook verlangt : LINK zur NZZ: René Scheu am 04.10.2019 : “Liebe Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzer: Wie halten Sie es mit der Sexualisierung der Sprache von oben? ….” und das längs Bekannte zum wiederholten Mal 25.6.2020
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25.6.20 Lieber Daniel,
Was ist inzwischen alles passiert! Und nächste Woche geht meine liebe Frau ins Krankenhaus. Sie sagt: es ist alles so irreal. Allerdings schließt sie nach fünfunddreißig Jahren auch ihre Logopädie-Praxis mit ihren Kindern, denen sie gerne weiter ins Leben hinein geholfen hätte.
Du musst nicht glauben, ich dächte nicht an dich da im Norden Englands. Im Gegenteil, bei allerlei Gelegenheiten. >>