„Unterholz“ bei Vincent van Gogh und bei Fritz Wiegmann

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Gegen Ende der Monografie „van Gogh in Saint-Rémy and Auvers“ (Ronald Pickvance, The Metropolitan Museum of Art 1986) erscheint die doppelseitige Abbildung 79 „Undergrowth with Two Figures“ (50x100cm, completed by 24 June).

Vincent_van_Gogh_-_Undergrowth_with_Two_Figures_(F773), Cincinnnati Art Museum, en.Wikipedia

The sous-bois motif has a long history in van Gogh’s oeuvre, from one of his first paintings in La Hague to the more recent views done in the asylum garden at Saint-Rémy.   Here in the Auvers canvas, the view is opened up, the trees receding as in a formalized park or garden – ….“ (p.260)

An der Kommentierung (p.260) fiel mir spontan eine Formulierung auf „In diesen Saint-Rémy Bildern ist der Blick auf die Nähe gerichtet, fast klaustrophobisch“.

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Ein unbestimmtes Gefühl bei Wiegmanns späten Studien des ‚Waldinneren‘ verstärkt sich: Welche Rolle spielte das Motiv des dichten Bergwaldes über Beatenberg.  Vor allem die stark abstrahierenden fast lichtlosen späten Bilder erschrecken Betrachter. Um 1970 verschlimmerte sich die chronische Krankheit, die Unberechenbarkeit des Wetters war ohnehin herausfordernd,  Arbeitsbedingungen und Aktionsradius schränkten sich für ihn weiter ein.

LINK zum Beitrag „F.W. – Ölstudien im Bergwald 1964-1970“

Van_Gogh__Unterholz_mit_Efeu  F745 , 1889, van Gogh Museum, Amsterdam;en-wikipedia

Die englische Wikipedia-Seite „Trees and Undergrowth“ (Bäume und Unterholz) zitiert den Insassen im Asyl Saint-Rémy 1889 (Übersetzung):

Van Gogh erkundete das Gelände der Anstalt und stieß auf einen verwilderten Garten. Er schrieb: „Seit ich hier bin, habe ich genug mit dem verwilderten Garten mit seinen großen Kiefern zu tun gehabt, unter denen hohes, ungepflegtes Gras wächst, vermischt mit allerlei Immergrün.“ Die Gemälde zeigen das Wachstum unter efeubewachsenen Bäumen.[3] Das Van Gogh Museum schreibt über „Unterholz mit Efeu“ (F745): „Die Wirkung von Licht und Schatten erzeugte ein fast abstraktes Muster mit kleinen Farbbögen, die die gesamte Leinwandfläche bedeckten.

 

„Sous-Bois“, „Undergrowth“, „Unterholz“, „Waldinneres“

Die Seite „Trees and Undergrowth“ (Bäume und Unterholz) richtet den Blick vor allem auf eine malerische Tradition, nicht nur bei Impressionisten, Paul Cezanne und Vincent van Gogh. Dessen Bilder konnte Wiegmann bereits in den zwanziger Jahren bei Aufenthalten in den Niederlanden am Original studieren.

Als deren Vorläufer gilt die „Schule von Barbizon“ im 19 Jahrhundert, eine lose Verbindung anti-akademischer Landschaftsmaler, die vom jährlichen Pariser  „Salon“ ausgeschlossen waren. Das „GCB-Kunstlexikon“ bietet dazu einen schönen Artikel. (LINK)

Der Bequemlichkeit halber präsentiere ich weitere Abschnitte aus Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Trees_and_Undergrowth : 

Bäume und Unterholz sind das Thema einiger Gemälde von Vincent van Goghs, die er von 1887 bis 1890 in Paris, Saint-Rémy und Auvers schuf. Van Gogh malte mehrere Gemälde mit Unterholz, einer als Sous-Bois bekannten Malerei, die durch Künstler der Schule von Barbizon und die frühen Impressionisten bekannt wurde. Die Werke dieser Serie nutzen gekonnt Farbnuancen und Licht in den Wald- und Garteninterieur-Gemälden.

In einem Sous-bois ist der Himmel kaum sichtbar, nur ein kleiner Teil des Himmels dringt manchmal durch die Zweige. Diese Art der Komposition war vor dem 19. Jahrhundert selten, bevor Künstler der Schule von Barbizon Waldgebiete in der Region Fontainebleau in Frankreich malten. Künstler, die in Sous-Bois-Malereien arbeiten, halten ihre Erlebnisse in der Waldszenerie nah am Motiv fest. Im Deutschen wird die Malerei als „Waldinneres“ bezeichnet, was so viel wie geschlossener Waldraum bedeutet.

Anstatt Landschaften wie traditionelle Maler aus der Ferne zu malen, kletterten oder gingen die ländlichen Maler des 19. Jahrhunderts in Waldgebiete, um die Waldszenen aus der Nähe zu betrachten. Gemälde des Sous-bois, die Bäume und grasbewachsenes Unterholz darstellen, wurden oft vertikal auf Leinwand gemalt, im Gegensatz zu horizontalen Ansichten weitläufiger Landschaften.

Van_Gogh_-_Bäume_und_Unterholz F309a, 1887, van Gogh Museum Amsterdam, en.wikipedia

In „Bäume und Unterholz“ (F309a) porträtiert van Gogh das Spiel des Lichts, das durch die Bäume auf die niedrig wachsenden Pflanzen fällt, in weißen, gelben und roten Akzenten. Die Wirkung von Licht und Schatten erzeugt viele Grüntöne, die van Gogh mit kurzen Pinselstrichen über die Leinwand malt. Eine gelbe Linie suggeriert eine Horizontlinie und deutet eine Lichtung jenseits der Bäume und des Laubes an.

Van-Gogh-Ivy (Efeu) F609

 

Vincents Bruder Theo war von seinen Unterholz- oder Sous-Bois-Gemälden sehr beeindruckt,und das Bild „Efeu“ (F609) dieser Serie wurde in Van Goghs Gemälde aufgenommen. Goghs Liste der Werke, die er 1890 bei der Brüsseler Les XX-Ausstellung zeigen wollte. Dasselbe Gemälde wurde in Paris von Père Tanguy ausgestellt, der davon ausging, dass er es sehr wahrscheinlich verkaufen würde.

 

 

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