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24. März 2024

EXIL IN PALMA DE MALLORCA UND PEKING.

Vier Gemälde und zwei Zeichnungen

 

PALMA DE MALLORCA  – ALTSTADT VOM MEER HER (L52)

L 52  ‚Vedute mediterrane‘

Zunächst bin ich mir über den Ort nicht sicher. Hauptverdächtiges Thema, orientierendes Indiz ist die thronende Kathedrale mit den drei Türmen. Nach Malstil, Format und  Untergrund entstand es im Sommer 1970, als Wiegmann nach dreißig Jahren zum ersten Mal wieder nach „Mallorka“ reiste,  „in das schöne Haus von Freunden. Auf wie lange weiß ich noch nicht. Als  „Individualtourist“ fühlte er sich vom boomenden Tourismus schlecht behandelt und abgestoßen. Am 27. September schrieb er: „… Die Sonne ist noch sehr stark, für mich nicht so gut. Hatte Glück, alte Freunde zu treffen. Habe aber wenig gearbeitet. Schon 5.10. fliege ich zurück.“ (Postkarte)

Die Bildkomposition ist vermutlich nicht vor Ort entstanden. Eine Postkarte aus dem Nachlass Wiegmanns Besitz von der Seefront (vor 1936) Palmas kommt dem Bild näher als die ‚modernen‘ Malereien im Netz, die ich hier verlinke: vier fremde Ansichten von der Altstadt.pdf

Palma de Mallorca vor 1936

Z 14  Wiegmanns Bleistiftzeichnung von Genova blickt nach Südwesten und zeigt Palma sowie die Silhouetten der Kathedrale und der Festung:

Z 14 -Blick nach Südwesten auf Palma       (reserviert)

Z 15  Eine größere und feine Zeichnung aus Genova, 1934 datiert und einer mir unbekannten Bekanntschaft „Misoschka“ zugeeignet.  Meine Frage: Was ist passiert, dass das herrliche Blatt in der Nachlass-Mappe landete?

Z 15 Blick auf Palma mit Widmung 1934            (reserviert)

Die folgende  Ölstudie einer Abendlandschaft L 38 könnte die das weite Tal nordwestlich von Palma darstellen, nicht weit von seinem ehemaligen Wohnsitz in der Ortschaft Genova, und beim Besuch 1970 entstanden sein.

L 38_30x40-Karton

Sie erinnert mich aber auch stark an die Reproduktion einer Landschaft von Claude Lorrain (1600-1688) in Wiegmanns Nachlass

 

 

 

 

NORDCHINA , PEKING

Hedda Hammer Westberge Winter 15×14,5cm  1936  c Privatsammlung

Wie erwähnt, hatte Wiegmann während seines Aufenthalt 1936 im Dienst des französischen Diplomaten und Sammlers Dubosc keine Chance, die Stadt Peking (damals Peiping) zu verlassen, von konventionellen Ausflügen mit dem Fotoapparat vor die Stadtmauern abgesehen. Die Fotografien von Hedda Hammer verschafften ihm starke Eindrücke und er bekam traditionelle Tuschmalereien im Überfluss zu sehen. Ein Blick in seine Werkausstellung in der Nationalbibliothek spricht für sich. Und ein Besucher übte im Gästebuch sogar Kritik an Wiegmanns engem Aktionsradius. Zwei chinesische Gehöfte vor ebener Wasserlandschaft und Pagode in der Ferne, Ich besitze davon noch ein sepiabraunes Repro auf festen Karton aufgezogen: 34,5 x 41 cm. Hier reproduziere ich eine beschriftete undatierte Fotografie vor einer mit Sackleinen bespannten Wand:

Das Bild war für mich immer eine Ikone; ob ich einmal eine Fassung in Öl farbig gesehen habe? Solche Gehöfte umgeben von gelber Erde sah ich vom Zug aus 1973 in Richtung innerer Mongolei.

In meiner Bilderinnerung mischen sich zweifellos damit Eindrücke von Luftaufnahmen des Verkehrspiloten Grafen Castell aus seiner Ju52, von denen Wiegmann spätestens nach Rückkehr Kenntnis erhielt – in Atlantis oder Buch, 1948 hat er daraus für seinen Vortrag in Hof Dias gezogen. Mir gezeigt.

 

L6  CHINESISCHE LANDSCHAFT MIT KLOSTER

L 6 Pagode 54×93 Ln. auf Keilrahmen Nägel angerostet, Ecken leicht abgestoßen – (ab) 1936 Nachlass-Stempel,

Angeschnittener Laubbaum links und ein schon unheimlicher kubistisch verfremdeter Stamm- Ausschnitt rechts bieten einen Durchblick auf einen grauen Gebäudekomplex mit geschwungenen Dächern und sechsstufiger Pagode, die als Einzelelement relativ zurückgenommen ist. Die Rückfront zum Wassergraben ist heller, aus dem Bild nicht zu deuten! Dieser Teil ist großenteils von ockerbrauner Erde umgeben. Gelbe Erde. Links eine übermannshohe Reihe Gaoliang? Oder ein Zaum aus Stecken wie auf dem Dorfbild? (unten, nur in zwei schwarzweißen Repros vorhanden). Vorn rechts sind zwei Reihen einer überdachten Galerie oder zwei schmale hochstehende Felder zu sehen.
Besonders interessant ist der gebirgige Hintergrund voller angedeuteter Dreiecke, der sich über zwei, drei Gebirgsketten in den ebenso kubistisch aufgefassten Himmel fortsetzt. Ein breites vernebeltes Lichtbündel kommt dem prägnantesten Gipfel von oben entgegen. Wie eine Vision oder Projektion.

Fotorepro. einer Variante der Westberge im Nachlass; Malerei auf Glas? 1936 (Foto im ISG)

 

L 55_  28×44,5 cm – zum Vergleich mitte der 1960er Jahre

Hedda Hammer: Felsformationen 1935 (aus dem Buch)  ANKLICKEN!

 

 

 

 

 

 

.An diese Bilder erinnern Beatenberger Blicke über den Thunersee aus den Sechziger Jahren (Lichtstrahlen), gerade die früheren in Richtung auf die Viertausender („Dreigestirn“- auf L 36 (1965), L 43 und L 40 (LINK), besonders aber L 55.

 

L 5  – Der Bei Hai Park in Peking

L 5 Beihai 79x86cm auf Keilrahmen undatiert 1936

Dasselbe Bild im Rahmen Austellung 1949 auf Foto (Wiegmann) jetzt ISG)

Andere Fassung . Foto von Wiegmann aufgeklebt und beschriftet

Kräftige Farben, ein breiter und fetter die Flächen effektiv füllender Strich. Der Blickfang der tibetischen Tschorte und die weiße Marmorbrücke leuchten weiß. Das dünne schräge Bäumchen
sorgt kompositorisch für Ausgleich.
Der Pavillon mit geschwungenem Dach hat die Farbe tiefroten chinesischen Lacks. im Gegensatz zu herbstlichen Bäumen auf der rechten Seite und grünem hohen Bambus  links .
Die Bildelemente erscheinen stark zusammengeschoben. Es ist eng im Bildquadrat. Ein Blickfang in einer Ausstellung.

 

 

Der künstliche See ist zugefroren. F.Wiegmann 1936

 

 

 

 

 

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