Der Adressat des Briefs, Floryan Zgainski, überlebte Wiegmann um siebenundzwanzig Jahre. Er hob das Blatt sorgsam auf. Ob er die Ratschläge seines Freundes und Lehrers beherzigt hat? Als langjähriger Spezialist für die Farbreproduktionen des DuMont Kunstbuchverlags Köln hatte er ein gutes Auge. Er malte gern Landschaften bei seinen Aufenthalten in Oberitalien. (….)
Transkription des ersten Teils
Lieber Zacke, ich hoffe Du bist mir nicht böse, dass ich in einiges hineingeschmiert habe! Hauptproblem ist das Grün, ich finde es sollte nicht ins Braun (ins Grau nur bei den Oliven) gehen. Schau mal im Museum den Liebermann an, oder den Manet. – Ich finde Du bist auf gutem Wege. Mach weiter. – Bitte vergiss das Farbfoto oder mach mal eine Grisaille /Malerei in grauen Farbtönen/, die Du nachher tönst! Das Foto wird dem Grün nicht gerecht.
Aber das ist Empfindungssache, wie überhaupt: man sollte gar nicht ans „Bild“ denken und nur Erinnern was man gesehen und was einen gefreut hat. Je mehr du Varianten machst (nach den Skizzen) umso besser, umso freier kannst Du arbeiten und von selber kommst Du zu Deinem persönlichen Produkt. Noch eins: Du malst sehr zu akkurat, lass manches auch mal ungeklärt und ohne „Retouche“- vielleicht auch Grund mal stehen lassen, und gelegentlich Kontraste riskieren. Palette noch reduzieren: weg Preuss/isch/ Blau und möglichst nur ein gelb, Siena natur statt Ocker (Anilin) und Rot möglichst Erdfarben – So, das ist was olle icke dazu meint. Du kannst es auch ganz anders machen. Hauptsache, dass Du dran bleibst ohne Frage ob es „rentiert“ oder was man mit den fertigen Sachen macht – das findet sich dann schon später!
Ich hatte einen etwas besseren Befund, es dauert aber noch lange, vor dem Frühjahr keine Pläne. (…..) Damit er noch weg kommt mache ich Schluss mit dem Brief. Alles Gute und herzlichste Grüsse Euch beiden Dein Fritz
Danke für die Malpappen und Blätter