Fritz Wiegmann im Museum – Künstler der „Verlorenen Generation“

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Allmählich tragen die geduldigen Bemühungen um Wiegmanns künstlerischen Nachlass Früchte, in Hof, Frankfurt, Berlin, Interlaken und nun in Salzburg.

Dass Hanna Bekker vom Rath (1893-1983, LINK) bereits in der „Sammlung Böhme“ vertreten ist,  begründete mein Vertrauen in die private Stiftung in Salzburg. Da wusste ich noch nicht: Der spätere Arzt und Museumsgründer Prof. Dr.Heinz R. Böhme war der Deportation in den Tod mehrfach knapp entkommen. ( Siehe „Die Geschichte hinter der Museum“ im Katalog „Wir werden euch nicht vergessen. Die verlorene Generation. Ihre Kunst. Ihre Geschichten“. (Hirmer 2025, S.17-18; LINK)

19.6.24 IMG_5874 – Erwartung

Das Museum hat im Juni 2024 sechs figürliche Darstellungen von Fritz Wiegmann von mir als Schenkungen angenommen. Einen Monat später transportierte eine Kunstspedition die Bilder zum Restaurator in München.

 

 

Mehrfach geäußerten Komplimenten der jungen Kuratorinnen habe ich nicht wirklich getraut, bis mir vor gut einer Woche die Paketpost das erstaunliche Katalogbuch zur aktuellen Jahresausstellung des Museums WIR WERDEN EUCH NICHT VERGESSEN mit angeschlossenem illustrierten Sammlungsverzeichnis zustellte.

 

Ich war beglückt und notierte spontan:

 

Fritz ist mit den sechs Ölbildern unter dem Buchstaben W und den Nummern 669 bis 674 gut sichtbar.     

Er gehört nun in die ‚Familie‘ unglücklicher Künstlerbiografien mit Nachnamen „verlorene Generation“, was er vielleicht mit einem Augenzwinkern quittieren würde.

Er hat endlich einen anerkannten ‚festen Wohnsitz‘ geschenkt bekommen; sogar mit zwei Bundespräsidenten als ‚Türwächtern‘ .

Meine Webseite ist und bleibt ja bloß ein Provisorium, eine Probebühne, Nachtasyl.

Ich kann allmählich die Freude zulassen. Einen Rundbrief schreiben! Dankbar an die Familie Willi Schmidts (LINK) erinnern, die Wiegmanns künstlerischen Nachlass über ein halbes Jahrhundert bewahrt hat, erst der Vater, ein Schüler und Freund von Fritz, schließlich dessen Töchter als Erbinnen, die sich bis ans Ende ihrer Kräfte mit mir dafür einsetzten, bis sie Material und Verantwortung nur noch loswerden wollten.

Die Ironie an der Sache: Gerade diese alten Leinwände und Pappen aus den dreißiger bis fünfziger Jahre – Dokumente seiner für Jahre aufgegebenen künstlerischen Entwicklung, seines vergeblichen Kampfes gegen das Vergessenwerden – bringen nun seine schöpferische Arbeit ans Licht, obwohl sie lange unbeachtet im Schatten seiner zahlreichen Landschaftsstudien aus Beatenberg standen. Doch nicht nur mit dem Spätwerk haben wir noch weitere Trümpfe in der Hinterhand. 

 

Zwei Tage später bedankte ich mich in Salzburg:

Guten Tag, …. Nicht nur, dass Wiegmann in sechs schönen kleinen Abbildungen gezeigt wird. Die Perspektiven der Ausstellungsthemen sind beeindruckend weitgespannt. Die interessanten Beiträge gefallen mir in ihrem persönlichen Ton, sie erzählen ‚Geschichte‘ in Geschichten.
Die Kombination mit dem Sammlungsverzeichnis hat seinen eigenen Reiz. In der Nachbarschaft vieler weiterer Bilder zeigt sich nicht nur der Reichtum der Sammlung. Es wird auch eine ‚Generation‘ von Künstlern vor unseren Augen lebendig, an der es noch viel zu entdecken gibt…“

 

Der Inhalt der Antwort hat mich wieder überrascht:

„…zunächst freuen wir uns sehr über Ihre liebenswürdige Nachricht! Wir bedanken uns herzlich für das freundliche Kompliment, denn wie Sie sich sicher denken können, liegt es uns im Museum Kunst der Verlorenen Generation sehr am Herzen, die Lebenswege der Künstlerinnen und Künstler so authentisch und nahbar wie möglich zu vermitteln.

Wir möchten noch einmal betonen, dass vor allem die Werke Fritz Wiegmanns die Sammlung bereichern und auch seine Biografie ist Teil unserer aktuellen Dauerausstellung.

shared image (2) Foto Museum

Derzeit ist Wiegmann mit zwei Werken im Museum vertreten – die entsprechenden Abbildungen habe ich Ihnen gerne zugesendet. Zudem steht für die Dauerausstellung wie gewohnt unsere sogenannte Raummappe zur Verfügung; sie enthält eine Kurzbiografie der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler. Für den bedeutenden Museumsaspekt „Schenkungen“ haben wir Fritz Wiegmann ausgewählt. Wir freuen uns, bei Führungen und Gesprächen mit Museumsbesuchern immer wieder auf seine Werke hinweisen und über sein Leben erzählen zu dürfen…“

 

shared image (1) Foto Museum

 

Ist ein ‚Wunder‘ geschehen? Ist doch bekannt, dass Neuzugänge aus Nachlässen, wenn sie denn einen Platz in Museumsdepots finden, auch dort über Jahre eine Schattenexistenz führen. An einer der früher angeschriebenen Adressen warnte mich eine freundliche Dame am Telefon explizit vor dieser Perspektive. Oder wollte sie mich damals nur (ver)trösten?

 

 

 

 

 

 

 

 

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