Bei der Suche nach einer festen Anstellung als Zeichenlehrer unter den Bedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit hat Fritz Wiegmann einen Lebenslauf verfasst, der im Nachlass erhalten ist und nun im Stadtarchiv Frankfurt lagert. Der besondere Wert dieses Dokuments besteht in authentischen Daten und Namen, die spĂ€ter im Kreis der SchĂŒler, Freunde und Erben nach Art der stillen Post immer unschĂ€rfer und unzuverlĂ€ssiger wurden. Mein PortrĂ€t ist nicht frei davon.
Wiegmanns gute Freundin im Nachkriegs-Frankfurt, die Gymasiallehrerin Edith Weyel, hat den Lebenslauf nach seinem Tod abgetippt, um die fĂŒnfziger Jahre ergĂ€nzt und mit allgemeinen Informationen zu Ausbildung und kĂŒnstlerischer Entwicklung versehen. Die lasse ich hier weg. Auch diese erweiterte Abschrift liegt im Archiv.
Der PĂ€dagoge, wie ich ihn in Erinnerung habe.
Der Junge hĂ€tte ich sein können. So hat Wiegmann an der QualitĂ€t gearbeitet, seitlich hinter mir stehend, der Blick auf das Blatt gerichtet, in körperlichem Abstand, mit ruhiger Stimme argumentierend, jedoch den unberechenbaren Stift zwischen den Fingern balanzierend, der auf die SchĂŒlerarbeit herab stĂŒrzen konnte. Ich hörte zu, versuchte zu verstehen und verteidigte doch einmal meine blasse Farbenpalette, ein andermal das Malen bis an den Rand. NatĂŒrlich waren unsere zweistöckingen MalkĂ€sten von ‚Pelikan‘ mit vielen „ĂŒberflĂŒssigen“ Zwischentönen bestĂŒckt, die Töpfe ohnehin ganz schnell verschmutzt. Und dann die groĂen Klassen! Sollte ein vernĂŒnftiger Mensch wirklich Jahr um Jahr als KunstpĂ€dagoge arbeiten? (Foto undatiert, wahrscheinlich Goethe-Gymnasium; im Stadtarchiv Frankfurt)