Was kann seine Signatur auf diesem Blatt von 16x21cm wohl bedeuten?
Ich gehe hier auf das Signal âSignaturâ ein, nicht auf die Landschaftsskizze.
Das deutlich sichtbare W auf einer so kargen Skizze im Format einer halben DinA4-Seite ist eine Demonstration, ja eine Provokation.
Wo findet sich bei ihm noch so ein W? Ich finde ganze vier auf nicht ganz so kleinen Bildern.
Wiegmann war kein AnhaÌnger westlicher Malersignaturen, wie er bereits in der Peking-Rede 1936 andeutete: â….Wir EuropaÌer schreiben nichts als unsere Unterschrift unter die Bilder, diese SaÌtze stehen dafuÌr hier auf dem Papier und moÌgen dem Betrachter dienen.â (LINK)
Das Hauptmotiv zum Signieren ist bekanntlich kommerziell. Es soll Wertsteigerung bewirken. Die Handschrift des KuÌnstlers soll die âEchtheitâ seiner Werks beglaubigen, aber was ist daran echt? Eine Ălskizze zum Beispiel ist kein WerkstĂŒck, fĂŒr das man wie ein Handwerker mit seiner Unterschrift eine Garantie abgeben wĂŒrde.
In der luxurierenden Kunstwelt ist nichts garantiert, weder Erfolg, noch Mindestpreis, noch auch nur Anerkennung, wenn vielleicht heute, dann aber auch morgen? Alles ist verhandelbar. Wer Neues schaffen will, muss ohnehin das Risiko des Scheiterns eingehen und sich nicht entmutigen lassen.
Ein zu wenig signierender Maler ?
Fritz Wiegmann âsignierteâ offensichtlich nicht gern, erst recht nicht als experimentierender Privatmann. Und darin konnte er sich auf den alten Cezanne berufen, wie Felix Baumann in „Vollendet Unvollendet Cezanne“ (ZĂŒricher Kunsthalle 2000) inzwischen dargelegt hat: Der Grad der Vollendung der Werke von CĂ©zanneâ, roter Faden in der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Werk, sei bisher in der Auseinandersetzung mit dem einzelnen Werk zu kurz gekommen, denn: das gewollte ânon finitoâ eines Bildes kann nur in der intensiven Auseinandersetzung mit dem Original ermessen werden.
Wiegmann hat seine Signatur schon frĂŒher oft versteckt (ST 13). In den spĂ€ten Landschaften ist sie manchmal unauffaÌllig eingekratzt, so wie duÌnne Zweige an WaldbaÌumen (W 35) oder ein weit entfernter Wasserfall an einer Bergschulter (L 62), dann war sie wohl Teil einer provisorisch ‚letzten‘ Retusche, das âi-TuÌpfelchenâ.

L 12 Ausschnitt mit „Wieg 70“ (Link zu L 22)

W 38 Ausschnitt mit „Wieg 70“ (Link zu L 22)
.
Zwar haÌufen sich diese Signaturen in kleinformatigen ausgearbeiteten Landschafts- und Waldskizzen wohl gegen Ende der Sechziger Jahren. In der Hoffnung auf eine âkonservativeâ Kunstgalerie wie âHanna Bekker vom Rathâ? Allerdings war deren GrĂŒnderin bereits eine alte Dame, geboren neun Jahre vor Wiegmann.
Die aÌuĂerste Seltenheit von Datierungen ist fuÌr mich das groÌĂere UÌbel. Aber wie viele undatierte private Papiere lagern durcheinander in unseren Schubladen!
Offensichtlich stĂ€rker verlieĂ Wiegmann sich auf groĂzuÌgige cremefarbene Passepartouts. Kleine Bildformate ‚erblĂŒhen‘ oft erst in einer diskret isolierenden und schuÌtzenden Umgebung.
Textentwurf am 23.12.2022, Stand 18.3.2024