Ausstellung in der Nationalbibliothek Peiping 1936

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Obwohl sie nur in einem repräsentativen Saal vom 20. bis 27. Dezember offen war und neunzehn Arbeiten zeigte – überwiegend Stilleben, Figuren und Blüten, sonst zwei Porträts und drei Landschaften – fand sie große Resonanz. Ein Pressebericht im Peiping Chronicle bereitete darauf vor. Ein illustriertes Faltblatt in quadratischen Format und zwei Gästebücher begleiteten sie. Auch diese Bücher sind erhalten und mit lebhaften Kalligraphien von Besuchern vollgeschrieben. Sie sind bisher nur teilweise übersetzt und überhaupt nicht ausgewertet. Wiegmann hielt selbst eine kurze Ansprache, für die zwei handschriftliche Entwürfen vorliegen. Ob deren Botschaft das Publikum erreichte, ist nicht sicher. Der Pressebericht und das elegante quadratische Faltblatt reduzieren den englischen Text auf Höflichkeitsfloskeln und Komplimente an die gastgebende Nation.

Dies war meines Wissens der einzige öffentliche Auftritt Wiegmanns als bildender Künstler während seines Aufenthalts.

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Fritz Wiegmann: kurze Ansprache (Entwurf)

Der zweite von Wiegmann archivierte Entwurf in deutscher Sprache, eine geringfügig veränderte und erweiterte Abschrift des erhaltenen ersten Entwurfs.

 

Es ist nicht üblich, dass Maler ihre Ausstellungen selber anzeigen

trotzdem will ich den Versuch machen um bei dieser Gelegenheit einige

Gedanken auszudrücken die bestimmend für meine Arbeit gewesen sind

und den geneigten Betrachter anregen mögen mir zu folgen.

Es ist nicht nötig die Fülle von Eindrücken die China einem Maler gibt

herauf zu beschwören, noch zu betonen was der Kontakt mit chinesischer

Kunst – in diesem Fall mit chinesischer Tuschmalerei, für ihn bedeutet

und was sie an Neuem und Unbekanntem mit sich bringt.

sicherlich ist es für ihn überraschend und erfreulich im fremden Lande,

über grosse Zeiträume hinweg, Zusammenhänge zu finden und – bescheiden

sei es vermerkt – Antworten und Lösungen zu eigenen Fragen und Problemen.

„Sehen und Erkennen“ ist (,) von der Physiognomie eines Bildes zu seinem

Wesen, von seiner Erscheinung zur Form zu gelangen. Der Maler sucht die

Form solange er malt und solange er schaut. Er weiss, dass aus der reinsten

Form der Inhalt am klarsten erscheint.

Der starke Eindruck, den ihm z. B. Huang Kung Wang, Ni Tsan, Lou T’ai

vermitteln, begreift er aus der Weisheit und Einfachheit ihrer Bildform.

Das Genie dieser in lebendiger Tradition entstandenen Kunst scheint in

ihrer unbedingten mathematischen Form zu ruhen. Hier ist die Tür durch

die es möglich ist von westlicher zu östlicher Kunst und vom Osten zum

Westen zu springen.

Man hat lange Zeit die Kunst verschiedener Kulturen nach Unterscheidungen

klassifiziert, heute beginnt man nach Zusammenhängen zu suchen. Aber es ist

ein schwieriges Themea, da es mit Nähe und Tiefe gesteigerte Vorsicht verlangt.

Was in chinesischer Malerliteratur über Drachenwenen, über die Bildkomposition

überhaupt, über die Realisierung der Bildidee gesagt wirtd, gibt eine Bestätigung

dieser Zusammenhänge im Hinblick auf europäische Malergedanken

Zitate : ?

II

Wenn dem chinesischen Betrachter der Bilder in der Ausstellung der Westen,

dem Europäer der Osten etwas näher erscheinen sollte, wäre es mir gelungen

etwas von den oben gesagten sichtbar zu machen.

Wir Europäer schreiben nichts als unsere Unterschrift unter die Bilder,

diese Sätze stehen dafür hier auf dem Papier

und mögen dem Betrachter dienen.

 

Die Fotos im Stadtarchiv Frankfurt/Main

Die Fotos im Stadtarchiv Frankfurt/Main

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