Fritz Wiegmann . Bühnenbilder zur „Zauberflöte“ . Fragen über Fragen

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Zehn unterschiedlich große und komplexe Blätter in einer Zeichenmappe lagen in der Bilderkiste mit Leinwänden, die Wiegmanns in Hof/Saale gemalt hatte. Sie sind teilweise beschnitten, manche mit Bleistift markiert oder beschriftet, alle selbstverständlich unsigniert. Aus den Umständen schließe ich, dass die Bühnenbildentwürfe von Fritz Wiegmann sind, von wem sonst?

Fritz Wiegmann war auch die Theaterbühne nicht fremd. Von seiner Leidenschaft bekam ich als Mitglied des Schulorchester noch 1960 etwas mit, bei seiner Inszenierung des Singspiels „Doktor und Apotheker“ am Goethe-Gymnasium in Frankfurt.

Im Nachlass findet sich freilich – von diesen Blättern abgesehen – nichts Entsprechendes.

Ich wende mich an Christoph Felsenstein in Berlin, den Sohn des Gründers und Leiters der Komischen Oper in der DDR, Walter Felsenstein, mit dem Wiegmann familiär verkehrte und dessen Theaterarbeit er sehr schätzte.

Als Christoph Felsenstein mich zu einem Treffen einlädt, beschreibt er seine Erwartungen am 26. November 2018 folgendermaßen:

Fritz Wiegmann pflegte zeitlebens die Freundschaft zur Familie Felsenstein. Meine Mutter schätzte ihn als bedeutenden Maler und Freund der Familie! Ich leite die Mail auch an Herrn Dörschel weiter. Wir sollten gemeinsam überlegen, ob Fritz Wiegmann wegen der langjährigen und engen Beziehung zu meinen Eltern seinen Platz im Nachlass Felsenstein in der Akademie der Kü̈nste als Dauerleihgabe aufgenommen werden kann/ sollte? Ich würde das außerordentlich begrüssen und bitte Herrn Dörschel die Option zu durchdenken!!!

 

Am 4. Dezember schauen sich der Sohn Walter Felsensteins und Stephan Dörschel, Abteilungsleiter im ‚Archiv Darstellende Kunst an der Akademie der Künste’, die Blätter an. Und wir unterhalten uns über die freundschaftlichen Beziehungen der Felsensteins zu Wiegmann.

 

Beobachtungen und Wertungen des Archivars

  • Sehr schön! Aber sie haben mit Walters Inszenierungen nichts zu tun.
  • „Das sind keine Phantasien. Die sind auf Realisierung aus.“
  • Sind es überhaupt seine?
  • Gibt es andere? Denn: „Sie sind kein tastender Versuch“. Sie können nicht allein stehen, sie sind professionell.

Wir reden auch über die Vielseitigkeit Wiegmanns, Dörschel fragt nach einer ‚Handschrift’ Wiegmanns. Ich kann nur auf die Zweigleisigkeit verweisen zwischen der Angewandten Kunst (Unterricht, Porträts, Ausstellung, Bühnenbild, …) und den für ihn wesentlichen Gemälden. Dazu fällt beiden der berühmte Bühnenbildner Caspar Neher ein, der eigentlich Kunstmaler sein wollte.

Eine Datierung auf die dreißiger Jahre erscheint vorstellbar.

 

Die Seite der Beziehungen

Wir gehen mögliche Alternativen durch. Nach mehreren Anläufen wird auch mir klar, dass Fritz einfach nicht in ein Werkarchiv von Walter Felsenstein gehört.

Die Schlüsselfigur war Maria Felsenstein, in den dreißiger Jahren Disponentin bei der UFA, bei Tobis. Sie hatte Walter bei seinem Film mit Paul Kempf „Ein Windstoß“ (1941-42) kennen gelernt. Nach dem Krieg wurde sie eine unermüdliche Weltreisende mit Kamera. Ein schönes Foto von ihr sehe ich im Arbeitszimmer. Ich glaube, es passt in diesen Blog.

 

Christoph Felsenstein:

  • Eine Beziehung zu Walter ist nicht entstanden, Walter hatte gar nicht den Kopf dafür.
  • Etwa dreimal waren sie auch im Theater und bei Proben zusammen.
  • Mutter hat die beiden immer zusammengebracht.
  • Sie hat manchen Künstler bei ihrem Gatten protegiert und hartnäckig nachgehakt. Meine Mutter war zu allem fähig. (lacht).
  • Sie hielt seit den dreißiger Jahren viel von Fritz, ja bewunderte ihn.  Doch wir kommen zu keinem Ergebnis, in welchem Milieu sie sich kennen gelernt hatten.

Schließlich macht Stephan Dörschel den Vorschlag, ich solle das Dutzend Entwürfe in meinen Blog nehmen, in der Hoffnung, von außen neue Informationen zu bekommen. Dies tue ich hiermit.

 

Einige Zeichnungen

Zugegebenermaßen sind Opern nicht meine Sache, und ausschweifend antikisierende Libretti schon gar nicht. Ob ich diese Oper irgendwann mal gesehen habe? Ich suche bei Wikipedia Rat, aber der Versuch, die grau lavierten Zeichnungen auf die dort geschilderte Szenenfolge festzulegen, misslingt.

Dafür habe ich zwei weitere Erklärungen: die Lückenhaftigkeit des erhaltenen Materials und die Beschränkung des Künstlers auf einige markante Ansichten, wegen den zahlreichen Szenenwechseln zwischen ähnlichen oder gar denselben Schauplätzen.

Ich identifiziere einzelne Motive, was vielleicht Sie zu eigenen Beobachtungen anregt. Vergrößern durch Anklicken!

Im Ersten Aufzug  Die Schlange in einer Felsengegend (1.Szene, IMG-4110 obere Zeichnung)

IMG 4110

IMG_4121. Detail

 

 

(IMG_4121.Detail) Das prächtige Zimmer in Sarastros Burg (4.Szene, Namen: Sklave(n), Monostat(os), Pam(ina), Papage(no)

 

 

Der Hain mit dem „Tempel der Weisheit“, dessen drei Säulen zu zwei weiteren Tempeln führen (5. Szene, 4124) ?

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IMG_4111

 

 

 

 

 

 

 

 

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Im zweiten Aufzug stellt ein Blatt (4117) zwei Phasen der sich öffnenden Sicht auf den „Tempel der Prüfung“, dadurch dass die zwei ägyptischen Großstatuen auseinander rücken.

IMG_4117

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Ein großes in der Mitte gefaltetes Blatt scheint die dramatische Nachbarschaft von Sarastros finsterer Festung und dem in gleißendem Licht sich erhebenden Tempelgelände darzustellen.(IMG_4229)

IMG_4129

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