Sommer 2023 im Schloss zu Potsdam

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Lieber Detlev, ich habe gerade auf deinem Blog gestöbert, aber nichts neues gefunden: Die Zeit macht ja auch sprachlos. Hitze liegt über dem Land, alles sieht aus wie sonst Ende August, Regen gab es seit Wochen nicht. Sonst: ein Hort falscher Erzählungen als sähe man die Wochenschau von 1945. Furchtbar!

c: geschmackstablette

c: geschmackstablette (Blog)

Ich bin oft in Potsdam, arbeite als Schlossführer in einem Haus mit 200 Zimmern, das, als
es 1769 fertig wude, kein Bad und keine Toilette hatte. Manche Räume haben Wandbespannung aus Seide und Gold, abends sehen sie aus als seien sie frisch aus einem Märchen, es glänzt und scheint als wäre es Barry Lyndon von Kubrick, auch wenn man weiß, dass jeder Spiegel (der damals ja mit Quecksilber bedampft wurde) Tote erfodert hatte als hinge dort die  Leichenhaut späterer Lampenschirme.

Die Besucher starren manchmal mit großen Augen auf den Prunk, es gibt Türen, die offenes Erstaunen auf die Gesichter legen als beträte man Kammern unfassbarer Wünsche. Langsam müssen damals die Tage gewesen sein, gemessen der Gang des Adels, wie schillernde, weißbezopfte Pfauen die Männer und eine Flut von Haar, Seide und Brillianten die Frauen. Abends zirpen die Zikaden, es liegt eine unfassbare Schönheit und Ruhe über allem, die nicht von dieser – unserer jetzigen – Welt zu sein scheint. Manchmal bin ich in dem privaten Speisezimmer Friedrichs des Großen, die Scheu in einem der intimen Räume eines großen Geistes gewesen zu sein ist verflogen. Man weiß, da aß er, alt geworden, stinkend und voll von Misanthropie inmitten von Räumen die von Dekor und Silber überborden – nur sein privates Speisezimmer und die ultra private Lesekammer sind schlicht und erlesen, Dekor sind einzig der luxuriöse Stoff von Herrenkostümen und die seidige, apfelgrüne Wandbespannung. Was für ein Mensch?

Ein einziges Bild, das Deckengemälde im großen Saal erzählt denen, die es wissen wollen, von der Sehnsucht nach Haut des Hausherrn: Ganymed wird von Hebe als zukünftiger Mundschenk von Zeus in den Olymp aufgenommen.

So geht der Sommer dahin, unter der Woche sind Badeseen einsam und still, auch da scheint es, als wäre alles weit, weit weg. S. war da, ein hoher Himmel und weite Felder, still war es, nur das Hecheln des Hundes war zu hören.

So wünsche ich dir und euch gute Tage, alles Gute     Götz  (GMZ)

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