Afrika in Berlin – aktuelle Schlossführung durch GMZ (Gast)

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GMZ betreibt die literarisch–fotografische Webseite “Geschmackstablette – Kunst und Karma” (LINK). (Warum gerade ‘Karma’? Vielleicht sollte ich ihn einfach ‘mal fragen.) Die Beiträge über Berlin und seine Eindrücke vom Besuch des Humboldtforum sollten nicht nur die Brüder Alexander und Wilhelm möglichst bald lesen!   Gv

Am 26.11.21 um 12:41 schrieb mir Götz Müller-Zimmermann:

Lieber Detlev,ich verstehe dich, man vergißt ja gerne, dass die Dynastien an der Westküste Afrikas vom Sklavenhandel lebten, und, wie ich mal gelesen habe, sich dafür Fayencen aus Versailles kommen ließen. Da ist jetzt natürlich viel dumme Geschichtsvergessenheit, leider, man tut so, als wären die Europäer die einzigen Barbaren der Weltgeschichte.

Bildrechte : GMZ

Ich war jetzt in dem neuen ethnologischen Museum Berlins, im Schloß. Grauenhaft. Eine der widerwärtigsten Ausstellungen, die ich je gesehen habe. Nicht nur, dass die Räume nicht passen, wie denn auch, wenn sie als Innenräume in einem Schloß konzipiert waren. Über die Architektur haben andere geschrieben, was nicht gut ist, kann man nicht loben. Dann war die Afrika Sammlung, diesmal mit zwei Geschichten. Einmal die Exponate selber, die erstaunlich wenig Raum einnahmen und eher lieblos in Schränken zusammengestopft waren. Dazu die koloniale „Erwerbsgeschichte“. Beides zusammen klappt nicht, wenn man beidem keinen Raum läßt.

Natürlich kann man eine Ausstellung machen über die europäische Hybris des späten 19.Jahrhunderts, über die teilweise fiesen Gestalten, die sich nach Afrika begeben haben und über den dummen kolonialen Blick, der manchmal Schwarze wie Affen in Völkerschauen sah. Aber dazu müßte man die Dinge und die Menschen von damals aus Afrika sprechen lassen, bis auf zwei drei Fotos war da nichts. Wozu dienten die Exponate? Was war ihre kultische Bedeutung? Und, wie reagierten die Schwarzen auf das Ankommen und die Anwesenheit der Europäer? Benin, der Sklavenhandelsstaat des 18.Jahrhunderts? Und was noch spannender gewesen wäre, wie reagierte die europäische, oder deutsche Kunstwelt auf die afrikanischen Sachen? Was wurde sofort übernommen? Nix.

So wirkte alles, als würde die Schulklasse 7B in Popelshausen zusammen mit ihren strammen CDU Lehrern eine Ausstellung mit behördlich geforderten Woke Bewusstsein machen. Warum nicht Fotos von Völkerschauen dazu tun, um das alles noch mehr zeitbezogen dazustellen? Warum wird dann in der Ausstellung Papua Neuguinea als „Neu Irland“ benannt? Warum wird der koloniale Blick wiederholt? Was bleibt dann, außer pittoresken Schwarzen, die irgendwie Holz schnitzen? Doof das Ganze, ärgerlich und hässlich.

Als ich zu meinem Fahrrad ging, hörte ich ein älteres, wohlhabendes Ostehepaar sich unterhalten. Wie sorgfältig alles gemacht würde, sagte sie zu dem neugepflasterten Platz. Wie glücklich sie sein könnten, sagte er, in einem reichen Land zu leben. Dann hakte sie sich unter und sie gingen Arm in Arm fort.

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