Archiv der Kategorie: Sammeln

Das gefräßige Auge des Sammlers. Ich will von verschiedenen Punkten aus versuchen, die Krümmung seiner Linse zu rekonstrieren.

Zum Beispiel ‚Mambila’ – Wieso gebe ich mich jetzt mit der ‚Provenienz’ zufrieden?

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Geschrieben am 28.1.2020

Manchmal ist die Herkunft, also die Region, wichtiger als die Funktion einer Figur oder Maske. Die Ermittlung ritueller Funktionen ist ohnehin zwischen Erbsenzählerei und Utopie angesiedelt. Als ich heute Zeitlyns Protokolle der Sua-Rituale unter den Mambila las, bewunderte ich seine Gedächtnisleistung, vergaß aber nicht, welche Rolle das kleine Tonbandgerät gespielt hatte und was es registrieren konnte.

Die Herkunft, besonders ‚die Ethnie’, ist für ‚Stammeskunst’ und ihre Vermarktung auf jeder Ebene der wichtigste Anker. Und über einen ‚Anker’ pflegt man nicht weiter nachzudenken.

 

‚Herkunft’ ist aber auch Heimat. Was in solchen Heimaten passiert, ist oft sehr langweilig, einfach ‚mehr desselben’ (Watzlawik). Von Vilém Flusser habe ich gelernt, auf die ‚Sakralisierung’ von Banalem zu achten und die ‚Familiengeheimnisse’, von denen zahllose ‚Tatort’folgen leben, ironisch zu betrachten. Aber die Heimat selber scheint ihren Zauber – vielleicht in der Art einer Fatamorgana – unbeschadet zu bewahren.

 

Ich erfahre zum Beispiel über die Objekt-Recherche einiges über die Leute, die sich Mambila nennen, wenn auch die gebotenen Informationen weniger aktuell sind als Angebote bei Google, oft dreißig, vierzig Jahre alt – da war ich selber noch jung. Ich erfahre vieles über die Leute und sehe sie in ihren und jetzt ‚meinen’ Figuren verkörpert. Die sind ja anwesend wie Besucher. Und wie viel will man eigentlich über Besucher wissen? Wo sich doch so viel an Wünschen und Problemen nur wiederholt: Ach ja? Impotenz? Unfruchtbarkeit? Da gibt es doch Angebote! Denken Sie eher an einen traditionellen Heiler aus Afrika oder eine Implantation, oder eine Leihmutter? Beziehungskonflikte? Verhaltenstherapie oder systemische Paartherapie? Ehrlich, wen interessiert das außer die Betroffenen, ihre Verwandten, ihre Freunde oder kommerziell therapeutische Dienstleister?

Die Region und ihre Kultur sind interessanter. Schließlich könnten wir sogar dahin auswandern. Und über die Chancen exotischer Heilkuren sollte man sich informieren.

Freilich kommen ‚künstlerische’ Stammesobjekte meist aus einer praktisch nicht einholbaren Vergangenheit. Sie verkörpern diese, jetzt kraftlos oder von den Verkäufern bewusst ‚entschärft’.

Warum nicht? Nostalgie kann Trost spenden.

 

Ein strammer Ambete-Krieger wartet auf Liebhaber.

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 Die erste wegen ihres großen Erfolgs ausgekoppelte ‚Single‘ aus dem Album „Sammlergeschichten“ vom 19.8.15

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MBOLE ‚ TANZSCHILD Lilwa‘-Bund

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ID 2.267        Stand: 30.10.2023

Afrikanische und ozeanische Objekte könnten wieder zu objets sauvages werden, Quellen der Faszination mit der Kraft zu beunruhigen. Ihre Widerständigkeit gegenüber Klassifikationen könnte uns an unseren Mangel an Besessenheit und die vielen Mühen erinnern, uns eine Welt durch Sammeln aufzubauen.
 James Clifford, zitiert im Blog „Geschichten ums Sammeln“(LINK )

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Der Flohmarkt als Kunstmarkt – 2023 immer noch aktuell!

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Vor über sieben Jahren hochgeladen – am 25. Juni 2015 –  hätte der Artikel mehr als die 62 Klicks verdient. Inzwischen scheint der  ‚bürgerliche‘ Kunstmarkt in Deutschland am Überangebot zu kollabieren.  Die überschaubar wenigen Restitutionsforderungen aus Afrika, zu denen Sammler von Laien stets zuerst  befragt werden, haben das Sammelgebiet als Ganzes auch noch in die Schmuddelecke gedrängt.    2.1.23

Der Kommentar von Hartmut Brie zum Beitrag „Mit Lega-Figuren im Sinkflug“ regte damals folgende Gedanken an. >>

Ahnen, unbeschreiblich männlich-weiblich —- Lengola (Maniema)

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Erwerbung: 18.9.21 –  Beschreibung: 5.12.22  –  Ergänzung 15.5.2023

Eine 63,5 cm hohe Doppelfigur – Januskopf wäre konventionell – Beschreibung

Ich habe mittlerweile eine Schwäche für provokante Formen, andere sagen: hässliche Formen. Nicht dass sie mich nicht irritieren würden, aber vor allem machen sie als Kunstformen neugierig. Mit den Mitteln kunsthistorischer Forschung, soweit mir zugänglich, suche ich nach der Absicht dahinter, nach der künstlerischen Antwort auf Herausforderungen, die mir auch nicht gerade vertraut sind.

Vor einem Jahr habe ich eine Ahnenfigur aus dem Maniema-Gebiet erworben. Und da ihr Verbleiben in der Sammlung fraglich ist, lasse ich mich endlich näher auf sie ein. >>

Sunday Talk on Tribal Art Collecting

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Sunday, 4th July 2021 – The dialogue follows an addition to my „Salampasu“ blog (LINK)

S.D.

I’d be very curious to know more about your tribal art collecting.   Are you just African or do you do oceanic as well? Are you a systematic collector or an opportunist like myself? Where do you look for your pieces and how has that changed over the years?

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Frankfurter Flohmarkt am Nordufer! Inzwischen ist er ruiniert.

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„Frankfurter Flohmarkt am Nordufer! Sobald wie möglich zurück auf die Südseite, Schaukainkai! Man darf nicht bis August warten. Bis August ist er ruiniert.“ schrieb ich im Januar an dieser Stelle. Heute wird nur noch der  – früher alternierend veranstaltete –  Billigmarkt im Ostend (Lindleystraße) vierzehntägig* fortgeführt, und das mit ‚Corona‘-Einschränkungen, die auswärtige Händler nur abschrecken können: persönliche Anmeldung während der Bürozeiten (Dienstag und Donnerstag) vor Ort und das zu jedem Termin einzeln. (nächster Termin: 24.10.)

Ich bin pessimistisch angesichts der über den Innenstadt-Verkehr zerstrittenen Römer-Fraktionen.    12.10.20

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Deutsche Sammler : Ängste – Autoritäten – Allergien

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Dies ist eine späte Reaktion auf einen Vortrag von Hans-Jürgen Rielau (2008, Link zu „About Africa“) und einen Kommentar von  Ingo Barlovic „Unter Generalverdacht“ in der ZEIT (Nr. 1, 11.1.2019 S. 36)  (LINK)

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Flohmarkt ‚Museumsufer’ 2019 – Spontane Erleuchtung des Mönchs

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Verfasst am 12.2./ Zuletzt redigiert am 28.4.2019 – Die  fortgeschriebene Version auf Französisch: LINK       Eine Eilmeldung vom 26.1.2020 hat sich mit ‚Corona‘ erledigt (Link) >>

Was ist eigentlich auf den Bildern im ethnologischen Foto-Archiv?

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Was ist eigentlich drauf, auf den Bildern in Ihrem Archiv?“  Die Frage aus dem Kreis der Studenten an den Bildarchivar des Frobenius-Instituts lässt mich nicht los. Thema des Treffens der studentischen Intiative „Boas Küche“ im juli 2018 war „Bilddokumentation in der Ethnologie früher und heute“.  >>

Die Tränke . Der Tiger – zwei Paneele der Santal (Terai/Bihar)

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DER GANG ZUR TRÄNKE

 

Der Treiber hat schon zwei Buckelrinder angebunden. Ein Knabe reitet sein Dromedar zur Tränke, er streckt die Beine vor. Ein Mann folgt ihm auf einem offenen einachsigen Maultierkarren. >>

‚Theater in Liulichang‘ – Peking 1936 (Wiegmann und zwei spätere Besucher)

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Undatiertes Manuskript von Fritz Wiegmann, worin er seine Erfahrungen mit dem chinesischen Kunsthandel 1936 humoristisch verarbeitet – im Besitz des Instituts für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main, Transkription D.v.G.

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‚A Conservator’s View of African Sculpture’ und der gewöhnliche Sammler

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Zum Beitrag von Leslie Bone: On and Below the Surface – A Conservator’s View of African Sculpture in Masterworks of African Figurative Sculpture, Embodiments (The Richard H. Scheller Collection) , Fine Arts Museum of San Francisco 2015 >>

Kriterien – Über eine Maske der Chokwe (EX)

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Seit Monaten schleiche ich um die Maske herum, und um deren Fotos, und lege sie dann zurück.

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Aus der Welt der verlässlichen Dinge

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Ich spreche von Dingen, auf die Verlass ist, die wir wenigstens im Prinzip zu durchschauen vermögen, wenn wir uns nur Mühe geben und andere bemühen. >>

Was für eine Azande-Harfe!

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Auszug aus: „Geschichten ums Sammeln“ (LINK)

25.8.15                   Blick auf meine Fensterbank

Ich habe ein paar mit der Zeit von T.L. erworbene kongolesische Objekte auf der Fensterbank gruppiert: Vier unterschiedlich große Holzfiguren von lakonischem Charakter, eine primitive Harfe und ein griffiger undekorierter Schnupftabakstößel. Sie harmonieren miteinander, obwohl sie zweitausend Kilometer verstreut gefertigt wurden. Ihre Entstehungszeit liegt näher beisammen: vierzig, fünfzig bis siebzig Jahre. Die Figuren sind bestimmten Ethnien mit hoher Wahrscheinlichkeit  zuzuordnen, von Yaka im Westen zu den Azande im Nordosten, aber ist das entscheidend? Sie sind alle im Alltag gebraucht worden. Die Gebrauchstüchtigkeit sieht man ihnen an. Man kann sie auch in die Hand nehmen, sie sind robust genug.

Die Harfe erkannte ich seinerzeit auf einem kleinen Filmausschnitt eines namhaften Musikethnologen wieder (youtube). Darauf sang um 1951 ein (fast!) nackter Barde der Azande und kratzte dazu Töne auf den fünf Saiten genau dieses Typs von Harfe.

In einer vergilbten Broschüre zur Morphologie afrikanischer Musikinstrumente wurde dafür eine andere, benachbarte ‚Ethnie’ angegeben. Mich wundert das nicht. Denn ‚Azande-Harfen’ haben in allen Ausstellungen und Bildbänden die typische schnittige Form unter Verwendung von Schlangenhaut, natürlich datieren sie vor 1900. Was bedeutet das schon? Ihr Besitz wird ein Privileg von Honoratioren gewesen sein und ihr Besitz wird bei uns ein Privileg reicher Sammler. Wie schrieb Walter Benjamin so richtig in seiner geschichtsphilosophischen These Neun? ‘Kultur’ ist die Beute der Sieger. Und was passiert damit? Protegiert und klimatisiert wartet ‘die Kultur’ auf den nächsten Sieger der Geschichte. Bertolt Brecht grinst bloß.

Galerieware und noch mehr die ‚Meisterwerke’ von Auktionen haben etwas mit dem Angebot auf den Speisekarten unserer Restaurants gemeinsam: Für sie herrscht ewiger Feiertag, es gibt nur Sonntagsessen. Das sagt noch nichts über die Qualität. ‚Profito’ nennt sich sinnigerweise ein Lieferant, dessen Lkw’s häufig bei bei meinem Stammlokal im Frankfurter Nordend aufkreuzen. Unsere Vorfahren in den gesegneten Fluren der gemäßigten Zonen aßen weder ‚vegan’, noch exotische Spinnen oder jeden Tag ein ‚Mailänder’- oder ‚Zigeunerschnitzel’. Feld, Garten, Markt und Schlachter – das ergab die ‚gesunde’ Mischung auch für Städter. Die Objekte auf der Fensterbank haben’s auch mit dieser Mischung. Sie richten die Phantasietätigkeit auf die Menschen.

Ron und Roger und die Russische Avantgarde (From Russia With Doubt)

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englische Übersetzung 13.11.2020 LINK

(RON AND ROGER)

Ein Freund sammelt Bilder der Russischen Avantgarde und kämpft seit Jahren um deren Anerkennung, was im Amerikanischen the quest to authenticate would be masterpieces heißt. >>

Mit Figuren der Lega im Sinkflug

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Was ist das Geheimnis des Erfolgs derart anämischer Kunst? Ist Lega nur eine Legende des Kunstmarktes?

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Dinge

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Untersuchung an einem Gegenstand, der gegenwärtig mein Begehren weckt (und doch nicht erworben wird): Einer Machete im Halfter von den Naga (Konyak,Indien)

Frage: Was ist an Sammelobjekten Besonderes, dass sie solch eine Attraktivität erlangen können?

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Sammeln – Kindheitsgeschichte

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Dieser an einem Nachmittag im März 2012 verfasste Text ist eine Bestandsaufnahme meiner früh erworbenen Objekte und eine Vergegenwärtigung der Umstände, beides im Hinblick auf ein Ausstellungsprojekt, das dem Sammeln gewidmet sein soll.

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Werner Muensterberger – Mit Masken durch das Jahrhundert

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nach der Lektüre von:  Lisa Zeitz – Der Mann mit den Masken – Das Jahrhundertleben des Werner Muensterberger, Berlin Verlag 2013, 25 €   

Hinter großspurigen Masken erscheint der Mensch, der durch das  Pathologisieren des Sammlers und Sammelns populär geworden ist,  übrigens ein Sammler.

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Manfred Sommer – Sammeln

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P1170277Sammeln  Amazon-Kundenrezension
5.0 von 5 Sternen kein Ratgeber, sondern eine weit gespannte Untersuchung ,13. Oktober 2013   >>

Tätiges Bemerken oder Sammeln, Fotografieren, Schreiben

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Anlass gab mir Reiner Speck: Peter Ludwig, Sammler (insel tb.,1986) >>

Original und Fälschung, der vierte oder fünfte Versuch

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Die Sache ist im Grunde ganz einfach, wie Wahrheit und Lüge, oder besser: Ehrlichkeit und Betrug. Basta! Doch wenigen Leuten nahezubringen. Warum?

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Wegwerfen oder Warhol?

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3.10.2003       Vom Antikmarkt auf der Zeil zu Warhols Time Capsules

28.8.2007       Wir reden über das Wegwerfen    >>