kein Ratgeber, sondern eine weit gespannte Untersuchung ,13. Oktober 2013
Die Rezension bezieht sich auf: Sammeln: Ein philosophischer Versuch (suhrkamp taschenbuch wissenschaft)Der Rezensent „Kunde“ verfehlte vor neun Jahren das Buch vollkommen, so wie es seine Erwartungen vollkommen enttäuscht hatte. Er erwartete „Schlussfolgerungen“ von einem philosophischen Versuch, der mit der Methode der Phänomenologie unternommen wurde, worin Manfred Sommer ausgewiesener Kenner ist. Verwechselte „der Kunde“ die Studie mit einem praktischen Ratgeber „Sammeln“? Es ist eine Schwäche des Internets, dass derart irrelevante Allerweltsurteile über Jahre unwidersprochen im Standby-Modus verharren können. Ich bin Sammler. In der Tat bietet das Buch kein Plädoyer zur Verteidigung des Sammlers gegen die üblichen Unterstellungen von Reduktionisten, allen voran Psychoanalytikern, die Sammeln als Relikt oder als Ersatzhandlung abwerten. Es bietet auch keine Ratschläge. Dass heißt nicht, dass Sammler nicht manches beherzigen könnten: Eine durch bloßes Aufbewahren entstandene Ansammlung ist noch keine “Sammlung”. Da Sammlungen aber meist spontan entstehen, ist ihre nachträgliche Anerkennung durch den Sammler sozusagen ihre Geburtsurkunde. Ihre Qualität hängt mit der Trennschärfe des sie konstituierenden Begriffs zusammen.
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