YANDA PUPPE, MANI-KULT, AZANDE, 27cm, schwer und dicht  29.7.23
UnlÀngst vom alten Mann mitgebracht, der mit Jean sammelte und nun in der Obhut seiner Familie ist.
Trotz der GröĂe puppenhaft, zieht freistehend aber die Aufmerksamkeit auf sich.
YANDA PUPPE, MANI-KULT, AZANDE, 27cm, schwer und dicht  29.7.23
UnlÀngst vom alten Mann mitgebracht, der mit Jean sammelte und nun in der Obhut seiner Familie ist.
Trotz der GröĂe puppenhaft, zieht freistehend aber die Aufmerksamkeit auf sich.
Die linke Figur hat als SĂštĂČ bereits seit 2019 einen Beitrag LINK) – Alle Fotos c Gv
Die auf dem Bild zentrale, fast 53 cm groĂe Figur mit der konzentrierten Kraft einer kleinen Yanda der Mani-Vereinigungen! (LINK zum Beitrag von 2014). Sie sind in der Region ebenso prĂ€sent wie der lange Einfluss der Azande.
Schöne GlĂ€ttung und diskrete Ausarbeitung von bezeichnenden Details wie : Bohnenaugen, angedeutete NasentĂ€towierung, Nasenspitze und Mund, BrĂŒstchen, Nabel, Arme und Kerbungen an HĂ€nden und FĂŒĂen. Helle Patina, schwarz hervorgehobene schlichte Frisur ĂŒber hoher Stirn. Kupferohrringe (2,2cm Durchmesser). FĂŒr meine Reihe ‚langer Kerls‘ neben dem Bett geeignet und fĂŒr eine Ausstellung! Fester Stand.
Die so enge formale Verwandtschaft der Drei war mir nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie lehrt uns, genauer hinzuschauen. >>
Den ersten Entwurf habe ich am 6. Januar 2021 veröffentlicht und mehrfach aktualisiert. Er wurde bis heute (7.4.23) 150 x aufgerufen. In der Zwischenzeit sind weitere BeitrÀge dazugekommen:
Die BeitrÀge nutzen v.Wieses Reisebericht und konfrontieren ihn mit anderen Informationen zu den europÀischen Kolonialeroberungen in Zentralafrika . >>
Veröffentlicht am 12.Nov.2019, ergÀnzt am 17. Januar 2021
Freund Joe unterschied im GesprĂ€ch gestern ‚die afrikanische Ăsthetikâ von ‚der europĂ€ischen‘, blieb aber dabei stehen.
Wir sehen mehr, wenn wir âRealismusâ bloĂ in fremdem Gewand unterstellen. DafĂŒr bieten – anders als âreineâ Kompositionen – âKultfigurenâ ideale Ansatzpunkte: die Rolle, die sie eingenommen haben und die Erwartungen und Versprechungen, die mit ihnen verbunden waren (MacGaffey). Um den âRealismusâ einer Figur (oder Maske) zu erfassen, muss man sich aber schon fĂŒr die soziale Welt interessieren, aus der sie kommt. Dann kann die wieder freigesetzte Ă€sthetische Kraft, diese eigentĂŒmliche Schönheit auf den Besitzer als Betrachter zurĂŒckstrahlen.
Die weite Kunstprovinz nördlich des Kongobogens zwischen Atlantik und Nil macht es uns nicht leicht. Von Kunsthistorikern wurde sie vernachlĂ€ssigt â mit Ausnahme der Mangbetu und Azande und spezieller Sammelgebiete wie etwa Waffen. Sie war traditionell Durchzugsgebiet aller möglichen Völker und endete als Flickenteppich kolonialer Grenzregionen. >>
Ersparen wir uns die etwas umstĂ€ndliche Geschichte. Ich möchte auf zwei Ă€ltere Blogseiten verweisen (âZwei moderne TanzstĂ€be der Kuyuâ (Link) und â Kuyu TanzstĂ€be im Factory Outlet 1927â (Link), vor allem aber auf einen Essay von Anne-Marie BĂ©nĂ©zech voller EnthĂŒllungen zum Thema âKuyuâ- leider nur in französischer Sprache, aber reich illustriert und frei im Netz. (MusĂ©e dâethnographie de GenĂšve MEG 2017 Link:“La DĂ©couverte diffĂ©rĂ©e des Objets Kuyu„) >>
Die Masken der Boa im Westen des Ituri-Waldes waren fĂŒr mich groteske schwarz-weiĂe Gesichter mit abstehenden Ringohren. Ihre Abbildung verlieh jedem Bildband afrikanischer Kunst eine heitere Note. Wie viele hatte ich eigentlich gesehen? Als Objekt in meiner Sammlung konnte ich sie mir bisher nicht vorstellen, so wenig wie irgendeine Faschingsmaske. So etwas wĂŒrde ich nicht an die Wand hĂ€ngen zwischen die âbedeutsamenâ StĂŒcke. >>
Die Mangbetu sind berĂŒhmt, wegen ihres Stils in Architektur, Mobiliar, Waffen und Werkzeugen, den bekannten Harfen, dekorierten Rindenstoffen, Geschmeide, Körperschmuck bis hin zur SchĂ€del(ver)formung und VerlĂ€ngerung der Augenlider, Musik und Tanz auf reprĂ€sentativen Festen.
Bereits lange in waldreicher Gegend im Nordosten ansĂ€ssig und ein blĂŒhendes Königreich, beeindruckten die Mangbetu den deutschen Forscher Georg Schweinfurth 1870, unter anderem mit der fĂŒnfzig Meter breiten Audienzhalle.
Wie sie sich mit den Arabern aus dem Sudan und SansibarkĂŒste arrangierten, weiĂ ich noch nicht. Jedenfalls verloren sie ihre Macht an die aus dem Nordwesten aggressiv vorstoĂenden Azande. SpĂ€ter wurden die Beziehungen so eng, dass sie ihre KĂŒnstler austauschten.
Die Figuren sind selten und aus hellem Holz gearbeitet. Der Stil ist geprĂ€gt vom Schönheitsideal der Aristokratie und dem Sinn fĂŒr Dekor. Bereits ihre Behausungen waren mit geometrischen Motiven bemalt.
(nach: Kerchache/Paudrat/Stephan: Die Kunst des schwarzen Afrika, dt. Herder 1989, S.581) >>
Die neue Yanda ist groĂ und krĂ€ftig und hat einen ’naturalistischen‘ Gesichtstyp, aber wirkt sehr stark, in ihrer leicht nach vorn gekippten Haltung, durch den auftragenden und umwickelten Nabel, durch kubische krĂ€ftige Beine und zwei von den Ohren hĂ€ngenden zierlichen Eisenketten mit 8 Gliedern.
Auszug aus: „Geschichten ums Sammeln“ (LINK)
25.8.15 Â Â Â Â Â Â Â Â Â Blick auf meine Fensterbank
Ich habe ein paar mit der Zeit von T.L. erworbene kongolesische Objekte auf der Fensterbank gruppiert: Vier unterschiedlich groĂe Holzfiguren von lakonischem Charakter, eine primitive Harfe und ein griffiger undekorierter SchnupftabakstöĂel. Sie harmonieren miteinander, obwohl sie zweitausend Kilometer verstreut gefertigt wurden. Ihre Entstehungszeit liegt nĂ€her beisammen: vierzig, fĂŒnfzig bis siebzig Jahre. Die Figuren sind bestimmten Ethnien mit hoher Wahrscheinlichkeit zuzuordnen, von Yaka im Westen zu den Azande im Nordosten, aber ist das entscheidend? Sie sind alle im Alltag gebraucht worden. Die GebrauchstĂŒchtigkeit sieht man ihnen an. Man kann sie auch in die Hand nehmen, sie sind robust genug.
Die Harfe erkannte ich seinerzeit auf einem kleinen Filmausschnitt eines namhaften Musikethnologen wieder (youtube). Darauf sang um 1951 ein (fast!) nackter Barde der Azande und kratzte dazu Töne auf den fĂŒnf Saiten genau dieses Typs von Harfe.
In einer vergilbten BroschĂŒre zur Morphologie afrikanischer Musikinstrumente wurde dafĂŒr eine andere, benachbarte âEthnieâ angegeben. Mich wundert das nicht. Denn âAzande-Harfenâ haben in allen Ausstellungen und BildbĂ€nden die typische schnittige Form unter Verwendung von Schlangenhaut, natĂŒrlich datieren sie vor 1900. Was bedeutet das schon? Ihr Besitz wird ein Privileg von Honoratioren gewesen sein und ihr Besitz wird bei uns ein Privileg reicher Sammler. Wie schrieb Walter Benjamin so richtig in seiner geschichtsphilosophischen These Neun? âKulturâ ist die Beute der Sieger. Und was passiert damit? Protegiert und klimatisiert wartet âdie Kulturâ auf den nĂ€chsten Sieger der Geschichte. Bertolt Brecht grinst bloĂ.
Galerieware und noch mehr die âMeisterwerkeâ von Auktionen haben etwas mit dem Angebot auf den Speisekarten unserer Restaurants gemeinsam: FĂŒr sie herrscht ewiger Feiertag, es gibt nur Sonntagsessen. Das sagt noch nichts ĂŒber die QualitĂ€t. âProfitoâ nennt sich sinnigerweise ein Lieferant, dessen Lkwâs hĂ€ufig bei bei meinem Stammlokal im Frankfurter Nordend aufkreuzen. Unsere Vorfahren in den gesegneten Fluren der gemĂ€Ăigten Zonen aĂen weder âveganâ, noch exotische Spinnen oder jeden Tag ein âMailĂ€nderâ- oder âZigeunerschnitzelâ. Feld, Garten, Markt und Schlachter â das ergab die âgesundeâ Mischung auch fĂŒr StĂ€dter. Die Objekte auf der Fensterbank habenâs auch mit dieser Mischung. Sie richten die PhantasietĂ€tigkeit auf die Menschen.
          Â
 <18.10.14 >>
29.11.14
Eine anmutige armlose Yanda mit schöner Frisur! Dass ihr vermutlich drei ‚NĂ€gel‘ (Augen, Nabel) fehlen, kann man so und so sehen: als Defizit, als Zeichen der Profanierung im Fall der Ladung des Nabels oder im Fall der Augen als stilistisch gewollt. >>