EX Neue und große Yanda-Figur der Azande

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yanda-gross-frontal_img_7733yanda-gross-profil_img_7743_2Die neue Yanda ist groß und kräftig und hat einen ‘naturalistischen’ Gesichtstyp, aber wirkt sehr stark, in ihrer leicht nach vorn gekippten Haltung, durch den auftragenden und umwickelten Nabel, durch kubische kräftige Beine und  zwei von den Ohren hängenden zierlichen Eisenketten mit 8 Gliedern.

Im Februar 2018 eingetauscht gegen eine etwa gleich große, aber formal ungleich radikalere Yanda-Figur.

Yanda-3:4.neuEs ist der klassische Typ, und er harmoniert mit meinen beiden Zwergen. Über die Yanda-Figuren der Azande im äußersten Nordosten der DR Congo habe ich vor zwei Jahren zwei ausführliche Beiträge verfasst, auf der Basis der Studie von Burssens. Die Figur rechts war die  Nr. 1   Link unbedingt  anklicken!!         >

 

Ich bin beruhigt, als ich bei Burssens lese: bis 45 cm, diese Figur hat 38cm Höhe. Und an der verkleinernden Reproduktion wird deutlich, wie stimmig sie den Typ repräsentiert. Zugleich ist sie in diesem Format zu einer erwachsenen Frau, mindestens zu einem Teenager geworden.

Das Format der meisten Figuren der ‘Geheimgesellschaft’, die  Yanda beelden, schien mir schon immer eigenartig verzwergt. War das vielleicht ein Ergebnis der Unterdrückung der Gesellschaft? Hat man den Missionaren nur die kleinen ausgeliefert? Ließen sich vor allem Mitglieder niedriger Ränge des Bundes einschüchtern oder missionieren?

Sie waren ‘Fetische’ im Besitz von Honoratioren, die sie für sich und auf Anfrage für Mitglieder des Bundes aktivierten. Burssens betont, dass die Verantwortung für die gute Erhaltung der Figuren wie ihrer Hütte sehr ernst genommen wurde. An anderer Stelle erscheint eine Holzart besonders ‚heilig’, die von einer besonders schmerzhaft beißenden Termitenart bevorzugt wird. Termiten!

Wie Burssens sie zusammenfasst, ähneln Einsatz und Wirkungsweise der Figuren stark der von westafrikanischen Vodun wie Suzanne Preston Blier sie in “African Vodun” schildert. Ich finde es interessant, dass die Sekte sich erst um 1900 von einem Ort an der Grenze zu Französisch- Kongo ausgebreitet hat und dann als ‚Mani’ rasch breiten Erfolg hatte, natürlich bald verboten wurde. Stilistisch betont Burssens die Eigenständigkeit und Unterscheidbarkeit der Yandas nach allen Seiten, auch zu den sonstigen Azandes, soweit Figuren überhaupt existierten.

Yanda-10,5cm

Passende Figuren finden sich bei Burssens: Abb. 105, 108, 132 etc.. Alle sind der oben abgebildeten  No. 1 ähnlich

<<   So auch die bei Leiris – Delange: Afrika – Universum der Kunst, dt. München 1968 Abb.415, sie ist 10 cm  hoch

 

 

 

 

W. erkennt auf meine Information über den Entstehungsort der Yanda-Gesellschaft Stilelemente der westlichen Nachbarn wieder. Vorgeschlagene stilistische Bezüge zu den westlichen Nachbarn Ngbandi leuchten ihm sofort ein, wegen der Kerben auf der Stirn. Ich finde stilistische Bezüge an einer Ngbandi-Figur von 63 cm Höhe bei Kerchache-Paudrat (dort Abb. 643), ich finde sie auf der Stirn, in der Schulterpartie, in Proportionen und Kette.  Das entsprechende Stirn-Tattoo findet sich auf dem Foto einer Frau vom Busira River, in dem – von Microsoft lausig digitalisierten – ‘George Grenfells and the Congo’. Die optische Auflösung ist bei den Fotos mies und bei der Übersichtskarte, die nicht benutzbar ist. Und wozu dann das Ganze?

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< < Narbenschmuck auf der Stirn

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Was die Heroen unserer ‘Klassischen Moderne’ vor hundert Jahren als ästhetische Befreiung erlebten, war eine unbekannte volkstümliche ästhetische Kultur. Sie verschwand nicht überall schnell und spurlos, vor allem nicht in den vielen wirtschaftlich marginalisierten Regionen und Milieus des Kongo. Diese Figuren sind für mich Lebenszeichen. Sie bezeugen ein Weiterleben der Kulte und Kulturen ‘auf dem Dorf’.

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