Archiv der Kategorie: KÜNSTLER IN VORKRIEGSBERLIN UND EXIL

Fritz Wiegmann . Bühnenbilder zur „Zauberflöte“ . Nicht nur Fragen

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Stand: 26. April 2023 ( mit Zwischenbilanz und drei ‘Fundstücken’)

Hochgeladen am 1. April 2019

 

Zehn unterschiedlich große und komplexe Blätter in einer Zeichenmappe lagen in der Bilderkiste mit Leinwänden, die Wiegmanns in Hof/Saale gemalt hatte. Sie sind teilweise beschnitten, manche mit Bleistift markiert oder beschriftet, alle selbstverständlich unsigniert. Aus den Umständen schließe ich, dass die Bühnenbildentwürfe von Fritz Wiegmann sind, von wem sonst? >>

Zwischen Stilleben und Landschaft – Taschenalbum 1932 (aktuell!)

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Hochgeladen am 14.12.2016

English Translation and a wonderful painting dated 1932 and signed Wiegmann – like emerging out of the fog!  

>   AT THE END

Ein kleines Taschenalbum von 11 cm Breite und  6 cm Höhe, in rotes Kunstleder gebunden, enthält heute noch sechzehn fotografische Reproduktionen von Bildern Wiegmanns vom Beginn der dreißiger Jahre. Die kräftigen Hochglanzfotografien von 6 x 4 cm  bis 8 x  5 1/2 cm  sind auf hellgraues oder grünes Papier geklebt, passend für die Zellophan-Taschen. Wir blicken auf sie wie aus großer Entfernung. Sie wirken in ihren kräftigen Schwärzen wie Miniaturen. Man ahnt mehr als man sieht. Details gehen unter, aber das scheint den Benutzer nicht zu stören. Die Bilder sind einfach da. Ikonen. War dies ein Album für die Westentasche, für das Reisegepäck zur eigenen Rückversicherung oder als künstlerische Visitenkarte für unvorhergesehene Gelegenheiten? >>

Fritz Wiegmann – Stilleben – Zwei kubistische Bilder von 1928 aufgetaucht !

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25.10.2016 -28.05.2018

Stilleben beschäftigten Wiegmann zeitlebens. Anfangs gaben offensichtlich noch Picasso und Braque als die Großen Brüder die Richtung vor. Entsprechend gleichgültig und beliebig waren die in die Komposition einbezogenen Objekte, je trivialer desto lieber. Im Laufe der Zeit schlichen sich andere, persönlichere Dinge ein, die Atmosphäre schaffen und Erinnerungen und Emotionen transportieren. Intensives Studium der klassischen europäischen Maler trug dazu bei. Jedenfalls auf Mallorca finden wir diesen eigenen sensibleren Ton. In China wurden Stilleben offensichtlich zum Filter für die einstürmenden Eindrücke und Erfahrungen. Ein chinesischer Besucher seiner Ausstellung im Palastmuseum – immerhin gegen Ende seines Aufenthalts – monierte die Zurückhaltung, sich auch künstlerisch auf diese Welt einzulassen. Wiegmann selbst betonte in seiner Rede zur Vernissage sein Interesse an der gegenseitigen Kommunikation der Maler, fast möchte ich sagen: auf professioneller Ebene. So sehr er die Erzählung, die Pointe, das Leben liebte, was gelegentlich dokumentiert ist, er wollte zu keinem Zeitpunkt ein Schilderer exotischen Lebens werden. >>

„WELT DER BILDER“ – TRETEN SIE EIN, WIEGMANN !

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David Hockney, Martin Gayford im Gespräch bei Thames & Hudson (dt. Sieveking, 2016, Link)

Bildschirmfoto 2018-02-27 um 11.51.18 >>

Wiegmanns Porträts auf Mallorca und in Hof/Saale

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Der Nachlass vertieft den einen oder anderen Aspekt gegenüber dem ersten Entwurf vom 11.9.2016. Ich habe immer noch zu wenig Abbildungen, aber auch fast keine Informationen.

Mallorca 1934-1935

George Copeland, Amerikaner, Pianist

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Copeland in Genova, Mallorca - Nachlass Wiegmann

Copeland in Genova, Mallorca – Nachlass Wiegmann

P 2 – Das im Nachlass verbliebene gerahmte Porträt  in Wohnungen aufgehängt, deshalb verblasst?

Fritz Wiegmann wird auf Mallorca als Porträtist bekannt. Eine besondere Rolle spielt der Auftrag des prominenten amerikanischen Pianisten George Copeland, der seinen Wohnsitz in den zwanziger Jahren an auf der Insel nahm, und sogar als Nachbar Wiegmanns im Ort Genova residierte (engl. wikipedia)

Der Bürgerkrieg vertrieb auch Copeland 1936 aus Spanien, nach Amerika. Das hier dokumentierte Bild trägt oben seinen Namenszug. Es fand auf den Veranstaltungsplakaten des Pianisten internatioale Verbreitung. Es ist auf der Rückseite als ‘Tarjeta Postal’ (Postkarte) mit dem Firmenzeichen ‘Leonar’ und der Ziffer 4 gekennzeichnet, also auf der Insel hergestellt.

Der Erfolg hat dem Bericht im “PeipingChronicle” vom 17. Februar 1936 zufolge (weiter unten) Wiegmann für dieses Feld der Kunst begeistert. In einem  ‘Lebenslauf’  spricht Wiegmann von zahlreichen ‘Folgeaufträgen’.

 

Llorenc Villalonga

Wgm. Ll.VillalongaIm  April 2017 erhalte ich ein weiteres starkes Porträt zugeschickt, das den Bucheinband der die Biografie von Llorenc Villalonga i Pons ziert, einem mallorquinischen Aristokraten, Psychiater und Schriftsteller (spanisch und katalanisch). Es wird als “Werk des Malers Wiegmann – gegen 1936” bezeichnet. Lorenc Villalonga (1897 – 1980) muss ein äußerst interessanter Mensch gewesen sein, der zwischen der Psychiatrie und der Literatur wechselte, 1931 mit seinem ersten Roman Skandal erregte, fürs Theater schrieb und die Zeitschrift für die literarische Avantgarde “Brisas” leitete. Die Fundació Casa Museu Llorenç Villalonga, engagiert für katalanische Literatur, unterhält im Städtchen Binsissalem ein Museo_Llorenc_Villalonga.

 

Familienporträts

wiegmann-dreierportra%cc%88t-mallorca-1935Ein Gruppenporträt aus diesem Jahr ist vor einiger Zeit in England wieder aufgetaucht. Auch diese Abbildung stellt mir Dr. Wolfgang Kliegel zur Verfügung. Er recherchiert das Emigrantenmilieu von Palma de Mallorca nach 1933. Wiegmann ist ihm begegnet’ als Kunstlehrer an einer improvisierten Schule, die von einer amerikanischen Sängerin geleitet wurde. Das Bild findet sich dann auch mehrfach in  teils großen Fotoreproduktionen (bis knapp Din A3) in Wiegmanns Nachlass.

Munoz de Nell Kinder 1935 , im Nachlasskoffer des ISG Koffer IMG_4741

 

I

 “Renowned German Portrait Painter”

Als Wiegmann in Peking erschien, wurde er im Sonntagsblatt des Peiping Chronicle vor allem als Porträtist vorgestellt:  Renowned German Portrait Painter In Peiping after Sojourn in Spain  (Zeitungsausschnitt, Besitz des Autors). Ob die Erwähnung von ‘many exhibitions in Europe as well two in the United States’ und Verkäufen an ‘the famous Frank Osborne collection’* zu Aufträgen geführt hat, ist mir nicht bekannt. Es findet sich in den Unterlagen nichts darüber und erzählt hat er auch nichts.

 

* in 6 einschlägigen Registern bisher nichts über sie gefunden (März 2017)

the-peiping-chronicle-16-2-1936
Aus China finden sich im Nachlass keine Reproduktionen von Porträtstudien in Öl, obwohl es die zweifellos gegeben hat. So sind fotografische Porträtstudien erhalten. Ob der Gattin des französischen Geschäftsträgers darunter ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Und waren die Fotos in ihrem anspruchsvollen Bildausschnitt Vorstudien? In Wiegmanns  Ausstellung in der Nationalbibliothek am Ende des Aufenthalts fand dieses Genre keinen Einlass.

Die Porträts in Hof/Saale ab 1945

Heute nur ein paar vorläufige Bemerkungen. Die Porträts Erwachsener unterscheiden sich von denen im Ausland für mich zuerst durch ihre Stimmung. Es herrscht großer Ernst, wenn ich das nicht bloß hineinlese, was ich über die Stimmung der Zeit und die Lebensumstände weiß. Auch die Menschen sind andere. Die Gesichter, die Kleider.

Die GI’ s 1944-45

Mir kommt das Wort auf die Zunge: “Deutsche Menschen”. August Sander ist nicht weit. Das gilt auch für die amerikanischen Soldaten, die Wiegmann im Sommer 1945 in Oberfranken porträtiert und die sich artig in Briefen mit Heimatadressen von Iowa bis New York bedanken. Zwei Beispiele von 1945 : links zwei von Wiegmann aufgeklebte und mit Namen versehene fotografische Abzüge, rechts ein dankesbrief.
W Lt.CptIMG_8966- Brief Lt

 

 

 

 

 

DokLeroy Schauder 1945 Private Collection, United States (LINK zum Briefwechsel 2021)

Im Sommer 2021 erhielt ich erfreuliche Post von einer Kunstgalerie in Wisconsin. Sie hatte von einer Familie den Auftrag erhalten, den Porträtisten ihres Großvaters 1945 zu eruieren. Der   persönliche Nachlass in Frankfurt enthält den Dankesbrief Leroy Schauders; die Familie revanchiert sich mit einer schönen Farbkopie. Das weitere findet sich im Blogbeitrag.

Auch die anderen damals in Hof entstandenen Porträts besitzen eine zarte, ja duftige, dem Aquarell nahekommende Farbigkeit, die sich unterschiedlichen Vorbildern verdanken könnte: Raoul Dufy,  farbigen Aquarellen etwa eines Qi Baishi (artnet Link) oder den mitgebrachten großen Farbholzschnitten etwa aus Yang Liuqing (Google Link).

Frau Dr.Lücking, Hof/Saale (Museum Bayrisches Vogtland)

Dr.Lücking,Hof/Saale (Museum Bayrisches Vogtland)

Dr.Bachmann Frankenpost 2022-07-26 um 14.18.35

Edwin Denby tanzt durch Fritz Wiegmanns Leben

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Nachlass wiegmann 9 x 6

Nachlass wiegmann 9 x 6

 

Edition: Random House Apr.1986 Vgl. Link Vgl.

Edition:
Random House Apr.1986
Vgl. Link

 

 

 

 

 

 

Edwin Denby (1903 – 1983)

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Carl Linfert – “Reiz der Dilettantenbilder” (F.Z.1932)

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Unter den wenigen aufbewahrten Zeitungsartkeln in Wiegmanns Nachlass befindet sich  ein langer Beitrag aus dem Feuilleton der Frankfurter Zeitung vom 15. Januar 1932: „Unterirdische Malerei. Über den Reiz der Dilettantenbilder“ von Carl Linfert (Link). >>

Amerika! – John Becker, 520 Madison Avenue N.Y.C.

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Zwei Dokumente im Nachlass belegen konkret Wiegmanns Kontakt mit dem amerikanischen Kunstmarkt für das Jahr 1932, mit Perspektiven für 1933. In dem getippten “Lebenslauf” steht unter “Ausstellungen meiner Bilder fanden statt”: “1931 und 32 in der Galerie John Becker, Madison Avenue N.Y. city, durch diese Galerie auch auf der Weltausstellung Chicago”.

Beginnen wir mit dem zweiten Dokument, einem Brief. Unter dem Datum des 12. November 1932 erhielt W. einen Brief und einen Scheck von John, dem Leiter der Galerie John Becker in New York.

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‘Revolutionäre Tradition’ westlicher Malerei – Notiz 1936

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5.3.17     Ergänzt durch eine Bemerkung von Ernst H. Gombrich (1993)

Wiegmann sprach in seiner Einführung in die Pekinger Ausstellung von einer ” Tür durch die es möglich ist von westlicher zu östlicher Kunst und vom Osten zum Westen zu springen“!  Auf den zwei Notizzetteln hier versuchte er vor allem, Chinesen die abendländische revolutionäre Tradition zu erklären. Die Faszination, die in diesen Jahrzehnten westliche Moderne in China ausübte, wäre ein triftiges Motiv gewesen, das zu tun.

Gehörten die zwei Blätter zur Vorbereitung seines Auftritts? Sind sie deshalb Fragment geblieben, weil sie ihre Aufgabe der Durcharbeitung erfüllt hatten? Die zweimal erwähnte Figur eines englischen Malers würde zum Publikum der Vernissage passen, auch zu den Lesern des PEIPING CHRONICLE. Die Beispiele ‘ Impressionismus’ und ‘Expressionismus’ passen in die Zeit. Und warum sonst hätte er die zwei losen Blätter sonst in seinen Nachlass aufnehmen sollen? Ich kenne bisher keine weiteren Dokumente, in denen er das Thema weiter ausgeführt hätte. >>