Zitat aus dem Flyer (Signalfarbe original):
Achtzig Hauptwerke afrikanischer Skulptur aus dem verblichenen Ethnologischen Museum sind zu Gast im Bode-Museum. Kunst aus West- und Zentralafrika trifft auf Meisterwerke aus Italien und Mitteleuropa. Im direkten Dialog geht es um die groĂen Themen der Menschheit: Macht und Tod, Schönheit und IdentitĂ€t, Gerechtigkeit und Erinnerung. AMEN
In beiden Hauptetagen des Bode-Museums werden punktuell Skulpturen beider Kontinente gegenĂŒbergestellt. (…) Die experimentellen GegenĂŒberstellungen thematisieren mögliche ZusammenhĂ€nge auf verschiedenen Ebenen, beispielsweise historische Zeitgenossenschaft, inhaltliche und technische Gemeinsamkeiten oder kĂŒnstlerische Strategien.(….)
–Â Â Â ?
– War da noch eine Wortmeldung?
– Ja, ich möchte mein wachsendes Unbehagen artikulieren.
Je lÀnger, desto verstörender
Je lĂ€nger, desto verstörender ist fĂŒr mich der unvermittelte Einbruch des Fremden in ein Dutzend auf Epochen bezogener RĂ€ume auf zwei Etagen eines gediegenen Museums fĂŒr alteuropĂ€ische Skulptur. Der Museumsplan hebt sie auch noch farblich heraus, ‚dass man einfach mit muss‘ (Volkslied)
FĂŒr mich selber sind die exotischen GĂ€ste alte Bekannte; wir kommen sofort ins GesprĂ€ch. Sie wirken hilfsbedĂŒrftig und irgendwie verloren. Die Paarungen wurden wohl mit der Lostrommel vorgenommen. Poster, Ikon und Flyer spielen unĂŒbersehbar mit dem Choc.
Was als direkter Dialog ausgegeben wird, ist im Einzelfall harte Konfrontation. Mit ein paar dĂŒrren Worten wird der Gast vorgestellt. UnĂŒbersetzbare Bildsprachen kann aber der Blick des Laien nicht ĂŒberbrĂŒcken. Der Audioguide â mit heiĂer Nadel gestrickt â walzt nur den Tafeltext aus, reine Zeitverschwendung.
Die GĂ€ste sind auch nicht zu Gast, auĂer im Schönsprech der Ausstellungsdesigner. Sie haben mit der Museum Dahlem ihren Kontext, die Gemeinschaft ihrer Familie, BrĂŒder und Schwestern verloren, wo sie ihre EigenstĂ€ndigkeit leben konnten. Und das tut man ‚Afrikanern‘ an!
In Wahrheit sind sie fehl am Platz, ‚Displaced Persons‘, die nun an verschiedenen SpielstĂ€tten anlanden und fĂŒr kurze Zeit in gleiĂendem Rampenlicht stehen, als Kunstwerke, ja Hauptwerke angepriesen.
 Kunstkammer
Manche sollen vor Jahrhunderten bereits gemeinsam in der Brandenburgisch-PreuĂischen Kunstkammer (ge)standen haben. (Flyer) Das mĂŒssen goldene Zeiten gewesen sein, denn bei der Trennung im 19. Jahrhundert endeten viele Objekte aus Afrika als völkerkundliche Anschauungsobjekte. (Ebd.) Daraus befreit sie nun endgĂŒltig das Management der Staatlichen Museen zu Berlin (SMB). Was aus dieser Zeit als Hundemarke etwa auf dem RĂŒcken angebracht wurde, bleibt natĂŒrlich stehen, dank deutscher Gewissenhaftigkeit.
FĂŒr experimentelle GegenĂŒberstellungen ist der Schauplatz eines konventionellen Museumssaals ungeeignet. Experimentell war die Sache nur fĂŒr die Macher. Das Publikum darf nicht mitspielen, etwa mit einem kongolesischen Fetisch ins europĂ€ische Mittelalter verschwinden oder die jeweils gebotenen Mutterschafts-Darstellungen austauschen. Man kann auch nicht den ganzen Spuk fĂŒr eine gewisse Zeit wieder verschwinden lassen.
Als seien die meisten Besucher, denen bekanntlich in der Schule europĂ€ische Geschichte brutal zusammengestrichen wurde, von den vielen Epochen, Stilen und Themen nicht schon genug gefordert, sollen sie nun auch noch wie auf einem Suchbild das Fremde identifizieren, dann begreifen und schlieĂlich frei spekulierend in mögliche ZusammenhĂ€nge versetzen, wĂ€hrend der Guide im Ohr labert.
Da die gemeinsame PrĂ€sentation im Bode-Museum als Morgenröte einer neuen Nachbarschaft im Humboldt Forum ausgegeben wird, sei noch eine Besorgnis geĂ€uĂert: Dass die groĂen Themen der Menschheit von nun an fĂŒr Mehr und Mehr und ‚Mehr desselben‘ den Vorwand abgeben mĂŒssen.
Damit sind wir nun endlich bei Àsthetischen und inhaltlichen Aspekten der Migration afrikanischer Kunst in die Schatzkammer untergegangener europÀischer Kunsttraditionen im Hause Bode.
Man tut den vorgefĂŒhrten ‚ Afrikanern‘ mit der GegenĂŒberstellung keinen Gefallen.
Nur einmal ĂŒberstrahlt eine afrikanische Skulptur die europĂ€ische: eine bronzene Leoparden-Aquamanile aus dem Königreiche Benin (Nigeria, 17. Jh.) distanziert das honorige Löwen-GefÀà aus Niedersachsen (um 1500). Der geniale Realismus des ‚Leoparden‘ speist sich gleich aus mehreren Quellen: der Beobachtung und einer sprichwörtlichen Hochachtung fĂŒr dieses herrschaftliche Tier. (Link) Der direkten GegenĂŒberstellung steht zwar eine breite Treppe im Wege, aber die innere Verwandtschaft ist bereits durch die gleiche Funktion (Handwaschung) und die gemeinsame Herkunft dieses GerĂ€tetyps aus dem Orient gegeben.
Das ganze Bode-Museum steht voll von Kunst eines veredelten âNaturalismusâ in der Tradition der griechischen Antike. Wie kann ein punktuell abgeworfenes Werk anderer Bildsprache sich dagegen behaupten?
Die StĂŒcke wirken buchstĂ€blich mangelhaft, so wie etwa die flache Scheibe einer Akuaba aus Ghana gegen einen Christusknaben, den man knuddeln möchte oder der breit geschlagene kupferne Schlangenkopf Bwiti (Kota) gegen den wie in einer Momentaufnahme erfassten und geschminkten Kopf eines Bischofs im Goldornat (ReliquienbĂŒste) aus Belgien um 1520.
- 1520? Das war doch eine selbstbewusste, wenn nicht arrogante Demonstration der Kirche unter den Habsburgern gegen die anrollende Reformation!
- – Und dem steht ein FamilienerbstĂŒck gegenĂŒber. Was soll denn daran vergleichbar sein?
- – Die Knöchelchen im Innern, Dummkopf!
Um ehrlich zu sein, manchmal sind als Hauptwerke â eigentlich Meisterwerke â ausgezeichnete StĂŒcke serielles Kunsthandwerk, wie viele Bronzen aus Benin.
Die Bronzen aus königlichen WerkstĂ€tten Alt-Nigerias boten sich natĂŒrlich fĂŒr das Unternehmen direkter Dialog an. Standen sie doch schon damals ĂŒber den Atlantikhandel in regem Austausch mit Europa, manchmal wurde auch die Bronze geliefert. Aber Hauptwerke kamen selten vor, dafĂŒr war der Bedarf der Könige an diplomatischen Geschenken zu hoch.
Um eine groĂe Kraftfigur der Yombe (Mangaaka, Kongo-Brazzaville) macht man groĂes Aufhebens. Sie wird einer Maria mit dem Schutzmantel (Michel Erhard, Ulm um 1480) beigeordnet. Irgendwo lese ich, dass die christlichen und afrikanisch magischen schĂŒtzenden Strategien kontrastieren. Das kann man wohl sagen! (ein Link reicht nicht als Kommentar)
Wichtiger ist hier aber etwas anderes: Die Madonna ist in sehr gutem Zustand. Die Kraftfigur ist eine Ruine. Wie Alisa Lagamma (Link) und Wyatt MacGaffey (Link) gezeigt haben, macht zum einen die Ausstrahlung eines solchen Fetisch einen betrĂ€chtliche Teil der Wirkung aus, zum andern hat man die Figuren bei der Abgabe an die Fremden nach Möglichkeit entladen, manchmal auch wieder aufgehĂŒbscht, etwa mit einer Extraportion alter NĂ€gel und Eisen. Diese Figur besaĂ sichtlich frĂŒher Backenbart und Schurz, nun stecken NĂ€gel an der Stelle des Bartes.
Die vielen Kraftfiguren â auch kleine schöne darunter â sind alle zwischen 1890 und 1900 von einem Plantagenmanager, Robert Visser, und Ă€hnlichen Leuten an der Kongo-KĂŒste zur Ausstattung der neuen Museen im Deutschen Reich besorgt worden. (Lit.: Grassi-Museum Leipzig, „Minkisi“ 2012)   Deren afrikanische Handelspartner waren nicht dumm. Sie belieferten gern den Geschmack der WeiĂen an grusligen Fetischen und finsteren Reliquarfiguren, zum Beispiel auch die glotzende schwarze Reliquarfigur der Fang in Gabun. Sie wird hier ĂŒbrigens mit einer toskanischen thronenden Muttergottes von 1199 gepaart.
- – Wow! Aber dĂŒrfen wir uns heute noch Phantasien erlauben?
- – Der direkte Dialog muss seine Grenzen kennen. Zum Beispiel die des guten Geschmacks.
Aber ….
Aber die afrikanische Verherrlichung der Mutterschaft! Die Bedeutung der Familie â hier in einem Fall mit einer Darstellung der gesamten dynastischen Sippe der Gottesmutter Maria konfrontiert! Ein witziges ‚allzumenschliches‘ Bild! Die Macht der Ahnen, das Leiden der Menschen, SchmerzensmĂ€nner und der Gekreuzigte…. Das alles verdient nĂ€here Betrachtung.
Ăbrigens: Die Zusammenstellung ganzer Gruppen im Sonderausstellungsraum im Keller fĂŒr thematische Vertiefungen ist die bewĂ€hrte Alternative. Etwas schĂ€big, aber da geht etwas.
Methodische OberflÀchlichkeit produziert dagegen schiefe Vergleiche und falsche Vorstellungen am laufenden Band. Der Nagel im Fleisch Christi und der Nagel im Holz des waffenstarrenden Fetisch haben auf der Bedeutungsebene nichts miteinander zu tun, selbst wenn die formale Idee oder sogar die EisennÀgel aus Europa importiert sein sollten.
Typisch taz ?
Da passt es ja, dass ich die Ausstellung gerade google. Unter der Ăberschrift „Debatte ums Humboldtforum – Wer ist wir? Die neue Ausstellung âUnvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museumâ zeigt, wie Museen selbstkritisch mit ihren Sammlungen umgehen können â wenn sie wollen“ schreibt die taz im bekannten Jammerton ĂŒber was wohl: „Die Benin-Kunst – Ein Paradebeispiel fĂŒr Raubkunst“. (Link) DafĂŒr muss man ĂŒberhaupt keine Ahnung von der Sache haben, nur dem Kurator lauschen und die ‚Nummer auf dem RĂŒcken‘ andĂ€chtig begucken. NatĂŒrlich wird die bislang ausstehende RĂŒckforderung aus Nigeria erfragt. Was wĂŒrde die erst fĂŒr eine tolle Reportage abgeben! Nigeria klingt einfach gut. Dazu muss man weder etwas von der famosen Korruption im Land wissen, noch ĂŒber die innenpolitische Rolle derartiger Benin-Plastiken im Land nachlesen – etwa bei Sylvester Okwonudu Ogbechie: âMaking History‘, 2011 (Link) . Ein praktischer Vorschlag vorab: die ‚Originale‘ vorsorglich gegen von der Zunft ab 1898 nachproduzierte StĂŒcke austauschen. Merkt doch keiner. Benin-Prinz Ogbechie könnte gewiss vermitteln. („Taz.zahl ich“ – Nee!)      8.11.17
 Falsche Höflichkeit
Dass Afrikaner ebenso leiden können wie wir, dass sie Ăngste haben, Schutz suchen, Familie haben, reprĂ€sentieren wollen, ehrgeizig, eifersĂŒchtig, neidisch sind und anderen schaden wollen, sollten wir ohnehin annehmen, auch ohne groĂe Themen.
Hier zeigt sich auf dumme Art eine gewisse Höflichkeit der Ausstellungsmacher gegenĂŒber den GĂ€sten. Man will sie ja nicht bloĂstellen und blendet die ‚dunklen‘ Bereiche afrikanischer Traditionen nach Möglichkeit aus. Man idealisiert zum Beispiel auf altfeministische Art die Bedeutung der Erbfolge der mĂŒtterlichen Linie. Die soziale Macht lag und liegt bei den MĂ€nnern und generell bei den Alten. Der Geist der legendĂ€ren Klan-Mutter stand und steht nicht auf der Seite der jungen MĂ€nner und noch viel weniger der jungen Frauen. Alle wissen das, nur wir sollen kein Aufhebens davon machen. Auch der Schadenszauber ist mehr denn je ein soziale Seuche in ganz Afrika. ‚Kraftfiguren‘ aus ambivalentem (‚dual – use‘) Kontext sind in der Ausstellung, vor allem im Keller, zahlreich vertreten. ( Dazu: S. Preston Blier „African Vodun“, 1995 : Link)
Frischer Blick auf eine Madonnenfigur
Die neue Inszenierung im Bode-Museum bietet natĂŒrlich die Chance zu positiven Erfahrungen. Ich schaue heute auch alteuropĂ€ische Figuren anders an, genauer, so zum Beispiel die ‚Löwen-Madonna‘ aus Salzburg um 1350. Ich wĂŒsste auch passende afrikanische Partner(innen), leider hat sie keine bekommen.
Gleich fĂ€llt mir die viel zu groĂe Hand auf und der sichere Halt, den die dem Kind bietet.
Ich nehme die Bemalung der Figur wahr und ihre Dynamik, die auch mit dem Grenzen setzenden Holzdurchmesser zu tun hat.
Daher und entsprechend seiner Bedeutung ist der Löwe verkleinert . Es könnte auch ein Fels sein.
Marias HĂŒfte ist nach der Seite verschoben, dass das Baby darauf sitzen kann.
Noch mehr Entdeckungen vermittelt die ausfĂŒhrliche Schrifttafel:
Danach ist der Löwe wohl als Herrschaftssymbol zu interpretieren – keine Frage: ‚afrikanisch‘
Die kleine Löwenmadonna diente wohl der privaten Andacht einer hochrangigen Persönlichkeit. Im geschĂŒtzten Bereich frei aufgestellt war sie fĂŒr eine Nahansicht konzipiert. – Das könnte auch von einer Mutter-Kind-Dastellung der Yombe am Kongo gesagt werden. ‚Andacht‘ ist ein weites Feld.
Dann ist von Umarbeitung – „um die Figur leichter bekleiden zu können“ – im Barock fĂŒr eine Umwidmung zu einem reprĂ€sentativen Gnadenbild die Rede. Und dann folgt der SchluĂsatz, der fĂŒr afrikanische Figuren hĂ€ufig zutrifft: „Die Grenzen dieses bestimmten Bildtyps scheinen flexibel gewesen zu sein.“
Erhaltungszustand und Patina
Wenn eine Figur in Afrika Aufmerksamkeit schon bei der Bestellung genossen hat und Zuwendung und Pflege ĂŒber angemessene Zeit hinweg bekam, wird sie mĂŒhelos einen Vergleich bestehen mit den zahlreichen alten europĂ€ischen Figuren aus WohnrĂ€umen, Kapellen, Kirchen und PalĂ€sten.
Oder war sie Wind und Wetter ausgesetzt, etwa an den verschiedensten Orten als WĂ€chter? Oder wurde sie irgendwann als ĂŒberflĂŒssig oder gar störend in einem ‚Heiligen‘ Hain sich selbst ĂŒberlassen? Oder versah sie nur kurze Zeit ihren Dienst oder wurde sogar direkt fĂŒr den Export hergestellt? Auch ein ganzes Jahrhundert im Museumsdepot kann ihre ‚MĂ€ngel‘ nicht ausgleichen. Restauratoren dĂŒrfen heute ja auch nur den erreichten Zustand konservieren, keinen bloĂ erwĂŒnschten herstellen. Die Figur ist Ă€lter geworden, weit ĂŒber ihren ursprĂŒnglich veranschlagten Zeithorizont hinaus, ohne ‚Aura‘ zu gewinnen. Einem leblosen Veteranen ziehe ich als Sammler auch viel jĂŒngere persönliche ‚Andachts’figuren oder ErbstĂŒcke – das können auch Masken sein – vor.
Wenn so ein abgewitterter Veteran in klassische Kunstmuseen gebracht wird, scheitert er. Der Louvre in Paris hat auf langes DrĂ€ngen des Sammlers und Experten Jacques Kerchache vor Jahren afrikanische und ozeanische Kunst aufgenommen, in einem eigenen groĂen und hellen Saal ganz am Ende des Schlosses. Als ich mich endlich durchgefragt hatte, war ich sehr enttĂ€uscht von der schwachen Wirkung der ‚Objekte‘. Ich schrieb darĂŒber einen Beitrag: „Afrika in Paris : Louvre und Quai Branly“ (Link). Die ziemlich zeitgleiche Entscheidung, am Quai Branly ein eigenes modernes Haus fĂŒr die Stammeskunst der Welt zu bauen, war die bessere Entscheidung.
Vielleicht sollte fĂŒr eine Fortsetzung, fĂŒr die neue hybride Weltkunst in den bekannten Recycling-Materialien der tropischen Weltmetropolen ein weiteres schönes Haus errichtet werden. Sie findet bisher nur in kleinen Sonderausstellungen den Weg zu uns. Lasst die Heuchelei in reprĂ€sentativer Umgebung, lasst das Schönreden angeblicher Hauptwerke von irgendwoher!
Verlangst du etwa SchonrÀume?
Was machst du da? Du plĂ€dierst doch nicht fĂŒr SchonrĂ€ume, ‚Biotope‘ innerhalb einer entfesselten Globalisierung ??  Alle ‚KulturgĂŒter kommen jetzt in genau dieselbe SphĂ€re, in der sich die ĂŒbrigen KonsumgĂŒter bereits befinden, und ĂŒbrigens nicht nur sie, sondern auch ihre Produzenten. Dank Solarstrom schauen tibetische Nomaden, die letzten, chinesische Unterhaltungsshows per Satellit (Genevieve Brault: „Tibet- Meines Vaters Land“ ARTE, 25.9.2017).
Verrat!
Die professionellen Bewahrer und FĂŒrsprecher traditioneller Kulturen verraten ihre MĂŒndel, putzen sie zu ‚SchaustĂŒcken‘ auf. Jedes muss gegen jedes andere antreten. Presseschlagzeilen lassen das erahnen: „Schutz-Krieger aus Afrika trifft Maria aus Berlin“ (BZ-Berlin) oder „Die Madonna und der Nagelmann“ (Tagesspiegel). In diesem Prozess werden sie zurechtgeschliffen, umformatiert, damit sie sich immer neu vernetzen lassen. Was an mythologischen Resten an ihnen haftet, lĂ€sst sich portionsweise aktivieren. Was muss das Volk ĂŒber Nagelfetische wissen? Heute bietet der Museumsdirektor Julien Chapuis, fachlich nicht ganz zustĂ€ndig, folgende spritzige Story: “ Wenn ein Vertrag oder Ă€hnliches geschlossen wurde, trieb man einen Nagel ins Holz. Wurde die Vereinbarung gebrochen, zog man ihn hinaus. auf dass der Mangaaka sich rĂ€che.“ (O-Ton BZ). Klingt plausibel, aber in anderen FĂ€llen de-aktivierte man den Fetisch auf diese Weise. Eigentlich egal. Morgen hören wir eine neue ErklĂ€rung.