Archiv für den Monat: August 2016

Weiterleben am Kongo : Eine ‚moderne Klan-Gesellschaft‘

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Noch einmal Kejsa E. Friedman ( Kap. II 1.2.3) : Hoffnungsschimmer nach der Katastrophe

Nach der von  Friedman im Kapitel II 1.2.2 eindrücklich geschilderten Katastrophe für die Völker des Kongo stehen im letzten Drittel – ‚A Modern Clan Society‘ – Sätze, die auch mit der Floskel  ‚Ein Gutes hatte …‘ hätten eingeleitet werden können: >>

‚Theater in Liulichang‘ – Peking 1936 (Wiegmann und zwei spätere Besucher)

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Undatiertes Manuskript von Fritz Wiegmann, worin er seine Erfahrungen mit dem chinesischen Kunsthandel 1936 humoristisch verarbeitet – im Besitz des Instituts für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main, Transkription D.v.G.

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‚512 Aufrufe in einer Woche’ – Danksagung

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Und zweihundert Besucher! Gestern hat jeder im Schnitt sogar fünf Seiten aufgerufen. Wenn ich meine eigene Tagesadresse ermittle und entsprechend abziehe, bleiben noch eine Menge übrig. >>

DER SPATZ Tuschzeichnung von Ch’en Po-yang (XVI) (F.W.)

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Ch'en Po-yang XVI Spatz

Ch’en Po-yang, XVI (1483 – 1544), Zuschreibung auf dem Rücken eines alten Originalabzugs von Fritz Wiegmann – Transkription des Textes „Spatz“  von Wiegmann nach undatierter Handschrift im Besitz des Instituts für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main
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Nkanu (Yaka) Pfosten

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Kambandzia-Pfosten 51,5 cm hoch, Nkanu bzw. Westliche oder Nördliche Yaka   

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Bourgeois XXVIII 1

Bourgeois XXVIII 1

 

 

Präzisierung  am 4.12.2022 dank der Monografie „Spectacular Display – The Art of Nkanu Inition Rituals“ von Annemieke Van Damme, Smithsonian 2001, pp.86-89 

LINK zu einem aktuellen Beitrag , in dem zwei weitere Pfosten besprochen werden.

Mögliche Kontext(e)

Bourgeois dokumentiert einen entsprechenden kambandzia Pfosten – in „Yaka and Suku“, Leiden 1985, pl. XXVIII 1.+2., p.28 sowie in African Arts t.15.3 – p.34 unter dem Etikett Northern Yaka, mit Dreiecks-Dekoration des Aufsatzes und weißem Gesicht. Er verwendet die Bezeichnung Mitra für die Kappe, die traditionell Würdenträgern zustand.

Bourgeois-Yaka,Nkanu_0004

Er benennt drei Aufstellungsorte und Funktionen der charm-posts, der magischen Pfosten, 1. als Schutz entlang des Pfades, der zum Beschneidungsort führt – als SChutz Uneingeweihter aus dem Dorf und zur Abschreckung von Hexe(r)n. 2. innerhalb einer Einfriedung zusammen mit anderen Objekten des Jagdzaubers oder 3. Innerhalb eines Hauses zur Beförderung der Fruchtbarkeit – als Hilfsmittel des Heilers.

Über das Beschneidungsfest der Yaka können Sie sich im Beitrag ‚Drei Masken für festliche Auftritte informieren.

 

Äußere Besonderheiten des ‚Nkanu’-Pfahls:

Auffällig sind der (ursprünglich ganz) weiße Kugelkopf (Dreiviertelkugel), seine expressiven Augen, die tiefe Öffnung der Ohren und der Zähne bleckende schwarze Mund, in Verbindung mit einem breiten kurzen Pfahl in Form einer fetten Granate. Für die Anbringung eines Halsschmucks aus Stroh bietet der kurze Hals Raum genug. – Meine Deutung der Augen besonders entsprach der Absicht des Künstlers. Der Eindruck „fette Granate“ bleibt bei  Van Damme unberücksichtigt; aber von verteilten „explosiven“ Ladungen ist die Rede, die gegen vorbei schleichende Bösewichter postiert werden. Da macht es Sinn, dem Kopf des Kakungu  auf dem Pfahl gute Ohren zu geben.

 Van Damme widerspricht Bourgeois nicht, sie erleichtert aber das Verständnis seiner Andeutungen. 4.12.22

Herkunft

Die Abbildungen aus dem Buch :  Bourgeois – Art of the Yaka and Suku, Leiden 1984, zeigen Schreine der Nkanu (oder Zombo auf der angolanischen Seite) . (Näheres folgt)

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‚Nkanu’ laut Händlerinformation. Die Untergruppe ‚Nkanu’ der Yaka ist bekannt für expressive weiße Gesichter wie beim weithin bekannten ‚Trommelspieler’ – in Kerchache: Kunst des schwarzen Afrika, Ill.761.  >> Kerchache-Kunst ... Afrika Ill

Über die Nachbarschaft zum  Reich der Bakongo am Atlantik hat sichtbar das europäische Modell auf die Künstler der Nkanu-Untergruppe viel stärker stilbildend eingewirkt als auf die Yaka am Kwango.

Bourgeois sammelte den Pfosten (1, oben!) 1973; für den zweiten (hier nicht abgebildeten) gibt er das Jahr 1976 und das Dorf Kingasa in der locale Itunza (dt.‚Örtlichkeit’; chefferie?) in der Provinz Bandundu an. Beide Ortsangaben kann ich (bisher) nicht lokalisieren.

Deutungsversuch

Ich erstaune immer wieder über die Wucht des Ausdrucks.IMG_4355 Nkanu-Pfahl

Ein Kinderkopf, die mittleren oberen Schneidezähne wurden bereits ausgezogen! Dem Geschehen gegenüber geöffnet, eine unheimlich aggressive Energie, aber nach innen gewandt. Der Moment plötzlichen Begreifens, das Erstaunen?

Initiation war eine furchtbar ernste Sache, bei aller Beschränktheit der Lehrer und Lehren, denn die Welt ist nicht so, wie Kinder sich das träumen. Manche Feldfotos von Himmelheber zeigen kleine Jungen, welche die Herausforderung bereits angenommen haben.

Zugleich erscheint hier ein Geistwesen, nicht von dieser Welt, eigenen Gesetzen gehorchend,bereits in seiner Form als ganz besonderer Pfahl, nicht bloß banaler geschälter Baumstamm. Der Rumpf des Pfostens, der schwanger wirkt, soll sicherlich ‚Fruchtbarkeit’ verkörpern. Jedenfalls ist er ein Gegenpol zu den geometrischen Formen, die in aufgereihten Dreiecken die Tiara bestimmen. Die Tiara hat auf der Rückseite eine geheimnisvolle verschlossene Öffnung – oder eine Ahnung davon.

Ein Bezug zum Jagdglück scheint weniger einleuchtend. Doch sind die Ohrlöcher tief, selbst wenn sie nicht die zentrale Öffnung erreichen sollten.

Ich habe jetzt drei Pfähle (Yaka/Nkanu, Salampasu). Sie haben alle etwas Besonderes. 8.8.201 >>