Der neu erworbene dritte Pfosten fasziniert durch den zarten lÀchelnden Kopf zwischen dem breiten Pfosten (13 cm Durchmesser, Seitenwandhöhe 14 cm) und einem schweren geometrisch dekorierten Kopfputz. Gesamthöhe 44 cm.
Der schmale Katalog âSpectacular Display â The Art of Nkanu Inition Ritualsâ Annemieke Van Damme, Smithsonian 2001, im BĂŒcherMarkt, Frankfurt im Januar â21 eher auf Vorrat gekauft, macht sich nĂŒtzlich. Die Seiten 86-91 behandeln und illustrieren das Thema und erlauben, meine Exemplare einzuordnen:
Das Feldfoto auf S. 21 (fig.11 Boys performing nkanda danse 1990) zeigt die Jungen mit Raffia-Kragen und -Röckchen. Sie tanzen mit entrĂŒcktem Gesichtsausdruck den nkanda-Tanz, möglicherweise bei ihrer feierlichen RĂŒckkehr ins Dorf (Publikum ist sichtbar). Die PrĂŒfung der Beschneidung und Initiation ist ĂŒberstanden.
Bei diesen „nkanda“ Initiationen sollen die PfĂ€hle die FertilitĂ€t der Initianden beschĂŒtzen und böse Absichten anderer bekĂ€mpfen. Die Köpfe tragen die GesichtszĂŒge der vier wichtigsten Initiationsmasken – zum Beispiel „Kakungu“ – und können diese ‚ersetzen‘, wenn Masken nicht zur VerfĂŒgung stehen. Der Heiler kann individuelle, in Verbindung mit dem Ritus entstandene Unfruchtbarkeit an einem solchen Pfahl behandeln. Ăblicherweise besucht er aber den Patienten zuhause und stellt wĂ€hrend des Heilungsrituals einen kleineren Pfosten auf. Van Damme zeigt einen auf ihrem Feldfoto von 1991 (Fig. 47). Man erkennt daran das Baströckchen und drei senkrechte Streifen auf den Wangen, die ĂŒblicherweise TrĂ€nen symbolisieren. Die nach oben gebogene Nase bringt sie mit der besonderen Rolle in Verbindung, das Zentrum des Initiationsplatzes oder das Vordach des Hauses zu schĂŒtzen, in dem die Ritualspezialisten bei Schlechtwetter die Nacht verbringen.
Mein frĂŒher erworbener Pfahl (links) mit gerade aufgerichteter Nasenspitze drĂŒckt Schmerz aus, mit gebleckten ZĂ€hnen und aufgemalten TrĂ€nen. Er scheint Ă€lter als der andere zu sein, sein weiĂes Gesicht ist mehrfach ĂŒbermalt, aufgefrischt.

Kopf meines erste kakungu-Pfostens Link zu frĂŒherem Beitrag
Der gröĂte kakungu-Pfosten steht auf auf der ZugangsstraĂe und „blickt“ vom Initiationslager zum Dorf. Er zeigt an, dass das Ritual im Gange ist und vertreibt Frauen, Hexer und Nichtinitiierte. Direkt neben ihm steckt ein angespitzter Stock in der Erde, mit dem abgeschlagenen Kopf eines Hahns, „der noch nicht gekrĂ€ht hat“. Auf einen flachen Stein zu seinen FĂŒĂen wird ein Ei gelegt und mit Honig angeklebt. Der Ritualspezialist plaziert auĂerdem „Projektile“ rund um die Basis des kakungu-Pfostens, die beim Passieren von Hexern explodieren sollen. Der Pfosten bleibt nach dem Ritual stehen und wird dem Verfall ĂŒberlassen. So warnt er noch Passanten, nicht versehentlich den gefĂ€hrlichen Ort zu betreten, denn er könnte unfruchtbar machen. (p.86 ĂŒbersetzt)
Doch ich nehme an, es gab auch eine praktische Alternative: der gelegentliche Verkauf in die Fremde, heimlich oder nicht, jedenfalls kultisch eine sichere ‚Entsorgung‘ und ökonomisch ein willkommenes Handelsobjekt.