Kambandzia-Pfosten 51,5 cm hoch, Nkanu bzw. Westliche oder Nördliche Yaka  Â
PrĂ€zisierung am 4.12.2022 dank der Monografie âSpectacular Display â The Art of Nkanu Inition Ritualsâ von Annemieke Van Damme, Smithsonian 2001, pp.86-89Â
LINK zu einem aktuellen Beitrag , in dem zwei weitere Pfosten besprochen werden.
Mögliche Kontext(e)
Bourgeois dokumentiert einen entsprechenden kambandzia Pfosten – in âYaka and Sukuâ, Leiden 1985, pl. XXVIII 1.+2., p.28 sowie in African Arts t.15.3 – p.34 unter dem Etikett Northern Yaka, mit Dreiecks-Dekoration des Aufsatzes und weiĂem Gesicht. Er verwendet die Bezeichnung Mitra fĂŒr die Kappe, die traditionell WĂŒrdentrĂ€gern zustand.
Er benennt drei Aufstellungsorte und Funktionen der charm-posts, der magischen Pfosten, 1. als Schutz entlang des Pfades, der zum Beschneidungsort fĂŒhrt – als SChutz Uneingeweihter aus dem Dorf und zur Abschreckung von Hexe(r)n. 2. innerhalb einer Einfriedung zusammen mit anderen Objekten des Jagdzaubers oder 3. Innerhalb eines Hauses zur Beförderung der Fruchtbarkeit – als Hilfsmittel des Heilers.
Ăber das Beschneidungsfest der Yaka können Sie sich im Beitrag ‚Drei Masken fĂŒr festliche Auftritte‚ informieren.
ĂuĂere Besonderheiten des âNkanuâ-Pfahls:
AuffĂ€llig sind der (ursprĂŒnglich ganz) weiĂe Kugelkopf (Dreiviertelkugel), seine expressiven Augen, die tiefe Ăffnung der Ohren und der ZĂ€hne bleckende schwarze Mund, in Verbindung mit einem breiten kurzen Pfahl in Form einer fetten Granate. FĂŒr die Anbringung eines Halsschmucks aus Stroh bietet der kurze Hals Raum genug. – Meine Deutung der Augen besonders entsprach der Absicht des KĂŒnstlers. Der Eindruck „fette Granate“ bleibt bei Van Damme unberĂŒcksichtigt; aber von verteilten „explosiven“ Ladungen ist die Rede, die gegen vorbei schleichende Bösewichter postiert werden. Da macht es Sinn, dem Kopf des Kakungu auf dem Pfahl gute Ohren zu geben.
 Van Damme widerspricht Bourgeois nicht, sie erleichtert aber das VerstÀndnis seiner Andeutungen. 4.12.22
Herkunft
Die Abbildungen aus dem Buch :Â Bourgeois – Art of the Yaka and Suku, Leiden 1984, zeigen Schreine der Nkanu (oder Zombo auf der angolanischen Seite) . (NĂ€heres folgt)
âNkanuâ laut HĂ€ndlerinformation. Die Untergruppe âNkanuâ der Yaka ist bekannt fĂŒr expressive weiĂe Gesichter wie beim weithin bekannten âTrommelspielerâ – in Kerchache: Kunst des schwarzen Afrika, Ill.761. >>
Ăber die Nachbarschaft zum Reich der Bakongo am Atlantik hat sichtbar das europĂ€ische Modell auf die KĂŒnstler der Nkanu-Untergruppe viel stĂ€rker stilbildend eingewirkt als auf die Yaka am Kwango.
Bourgeois sammelte den Pfosten (1, oben!) 1973; fĂŒr den zweiten (hier nicht abgebildeten) gibt er das Jahr 1976 und das Dorf Kingasa in der locale Itunza (dt.âĂrtlichkeitâ; chefferie?) in der Provinz Bandundu an. Beide Ortsangaben kann ich (bisher) nicht lokalisieren.
Deutungsversuch
Ich erstaune immer wieder ĂŒber die Wucht des Ausdrucks.
Ein Kinderkopf, die mittleren oberen SchneidezĂ€hne wurden bereits ausgezogen! Dem Geschehen gegenĂŒber geöffnet, eine unheimlich aggressive Energie, aber nach innen gewandt. Der Moment plötzlichen Begreifens, das Erstaunen?
Initiation war eine furchtbar ernste Sache, bei aller BeschrÀnktheit der Lehrer und Lehren, denn die Welt ist nicht so, wie Kinder sich das trÀumen. Manche Feldfotos von Himmelheber zeigen kleine Jungen, welche die Herausforderung bereits angenommen haben.
Zugleich erscheint hier ein Geistwesen, nicht von dieser Welt, eigenen Gesetzen gehorchend,bereits in seiner Form als ganz besonderer Pfahl, nicht bloĂ banaler geschĂ€lter Baumstamm. Der Rumpf des Pfostens, der schwanger wirkt, soll sicherlich âFruchtbarkeitâ verkörpern. Jedenfalls ist er ein Gegenpol zu den geometrischen Formen, die in aufgereihten Dreiecken die Tiara bestimmen. Die Tiara hat auf der RĂŒckseite eine geheimnisvolle verschlossene Ăffnung â oder eine Ahnung davon.
Ein Bezug zum JagdglĂŒck scheint weniger einleuchtend. Doch sind die Ohrlöcher tief, selbst wenn sie nicht die zentrale Ăffnung erreichen sollten.
Ich habe jetzt drei PfÀhle (Yaka/Nkanu, Salampasu). Sie haben alle etwas Besonderes. 8.8.201