Yaka – Drei Masken für festliche Auftritte

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Yaka Maske 1 IMG_2025

 

 

 

8.2.16 Die erste Maske.

Sie soll laut Händler eine ‚Eule’ darstellen (58 cm, Vogelkopf 18 cm hoch).

 

22.12.16  In meinen ersten Aufzeichnungen finde ich sie unter ‘Yaka oder Mbala’. Noch einmal genauer betrachten! Die Augen aller drei hier behandelten ‘Yaka’-Masken sind verschieden, und diese hat spitze Bohnenaugen mit ganz schmalen Schlitzen in der Mitte, ein kleines schmales Mündchen. Und ihr gebogener Schnabel eines Raubvogels ähnelt der ‘Adlernase’ eines Mbala chief (Reiterfigur). Warum also  nicht ‘Bwala’? Sie sind doch Nachbarn. (Mehr findet sich weiter unten bei den Maskentypen)

 

(8.2. Forts.) Wegen des Griffs denke ich zunächst an ein zusätzliches Utensil neben den ‚richtigen’ Tanzmasken, nun sehe ich in einem Jugendbuch ‚Afrikanische Masken – Der Tanz der Tiere’ von Prestel, Reihe Abenteuer Kunst’ 1997, S.14 und 15, eine solche Maske in der Hand einer Frau (aus: Himmelheber 1938/39), erfahre, dass sie der Tänzer mit dem Holzgriff während des Auftritts vor dem Kopf hält.

Yaka-Maske.Abenteuer Kunst p.14-15_0001

 

 

 

 

 

 

 

Ein Belegstück findet sich bald in Kerchache-Paudrat : Kunst des schwarzen Erdteils Abb.758, 22,3 cm, De Menil Foundation Houston: Es ist markanter in den Gesichtszügen: mit dem geknickten (statt gekrümmten) Schnabel, der Plazierung der Nasenlöcher, den Glupschaugen, aber die Flächen sind auch anders gestaltet und verbunden. So wirkt das Gesicht menschlicher. Und trauriger. Es ist aber ein Fragment. Griff und vor allem der Aufbau aus Bananenblättern und Bananenstengeln fehlen, der Bastvorhang sowie die Verankerung in derGesichtsmaske sowieso.

Yaka-Vogelmaske.Kerchache-P

 

 

Yaka Maske Vogel IMG_2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zauber geflochtener Masken

An den Yaka-Masken faszinieren mich vor allem die Aufsätze aus Bananenblatt. Das machte für mich zeitlebens den Zauber der geflochtenen Masken vom Sepik in Niugini aus. Seit den Feldfotos hat sich die Wertung umgedreht. Nun rekonstruiere ich virtuell die Raffiafrisur und bewerte den ‚Kerchache’ als Fragment, künstlerisch perfekt, aber lebensfern. Wie alt die Masken sind? So viel liebevolle Details! Und Lebendigkeit. Freilich habe ich selber zu meiner Bezauberung beigetragen: durch Studium.

Arthur P. Bourgeois informiert über Eigenheiten und Kontext aus eigener Anschauung in den siebziger Jahren. Gerade an Karneval war das witzig zu lesen. Er hat 1985 nicht nur das bekannte Handbuch über The Yaka and Suku veröffentlicht, sondern auch eine komprimierte Fassung in der Reihe Iconography of Religions der Universität Groningen ( Section VII, Fascicle D: Congo Basin, 1 – Leiden E.J.Brill 1985). 19 Seiten Introduction – Darauf beziehen sich die nachfolgenden Seitenzahlen – sind mit 48 Bildtafeln (sw) kombiniert. Die Fotos und die Auswahl der Objekte sind breit gefächert. Der geografische Schwerpunkt scheint mir eher im Norden des Siedlungsgebiets zu liegen, was geraden meinen Objekten, Figuren wie Masken – zugutekommt. Es geht hier nicht um extravagante ‚Galeriestücke’, mit welchen die Yaka überall vertreten sind.

Kontext : Initiation der Knaben: n-khanda, m-khanda, mukanda

Bourgeois beschreibt sie als ein großes Fest in drei Akten, das unter sozialen, kultischen und wirtschaftlichen Aspekten das ganze Dorf in Beschlag nimmt, ‚drei oder vier’ Nachbardörfer einbezieht und – wenigstens früher – sich über Monate hinzog (8). Es findet in mehrjährigem Abstand statt, eben, wenn genügend Kandidaten zusammen sind. Er berichtet von ausführlichem Beratschlagen über Zeit, Ort, Rollenverteilung und Aufwand. Das Fest ist in wichtigen Momenten öffentlich.

Zeitlicher Ablauf

1.Monat : candidates beg the traditional gifts for the coming initiation , adults of the sponsoring village construct the initiation camp in der Nähe des Dorfes (8) und roden den Zugang

Danach beschreibt er ein Programm für drei Wochen (11):

  1. Tag: Einholung und Pflanzung des mukaamba tree (Festbaum) Auftritte der einschüchternden Masken und nächtliche Tänze ums Feuer
  2. Tag: Beschneidung, eingeleitet von kakuungu and mbawa. Der letzte Kandidat reitet dabei eine mondo slitdrum

Die Verwandten sind in der Nähe, sie unterstützen ihre Jungs (10) und üben soziale Kontrolle aus. Sie wollen keine Blamage riskieren.

  1. und weitere Tage: Härteprüfung und Bad im Fluss (10); Verteilung von Geisterhindernissen auf dem Pfad – vier Namen für figürliche tsiinda Pfähle werden erwähnt (10); wiederholte Stärkung aller Beteiligten durch charms.
Hans Himmelheber 1938-39 : Yaka Mukanda Lager

Hans Himmelheber 1938-39 : Yaka Mukanda Lager

 

 

Die Mweelu Maske (pl.xxxv) erscheint im Lager, beschafft Nahrung (Kontext : ceremonial breaking of food restrictions 11) und geleitet die Initianden schließlich sicher ins Dorf (11, 25).

Die coming-out Festlichkeiten bestehen aus drei unterschiedlichen zeitlich getrennten Phasen:

I Bau der Schulhütte,

II Rückkehr ins Dorf

III ein- bis dreijährige (?) Lehre bei den Ältesten.   (Es war einmal ….)

Bourgeois Yaka-S. 1985 Pl.33 Route to batheBourgeois Yaka-S. 1985 Pl.33 Route to bathe

Am Ende werden die rituellen Masken traditionell zusammen mit den Festinstallationen in Brand gesteckt. Es sind Durchgangsstationen im vollen Wortsinn. Alle Installationen (Hütten und Wege und deren Bestückung mit Zaubermitteln (charm)) haben nur für einen gewissen Zeitraum Bedeutung. Bei deren Zerstörung bleiben die Initianden im Haus mit Ausnahme des Festbaums. Ihn tragen sie an einen Fluss und werfen ihn dort ins Wasser.

 

Bourgeois Yaka-S. 1985 Pl.43, aus Kimbao 1927

Bourgeois Yaka-S. 1985 Pl.43, aus Kimbao 1927

Erst jetzt bestellt der ‚Schulleiter’ kahyuudi verschiedene special dance exhibition masks (to carve and prepare 11) für die spektakulären Auftritte von Beschnittenen und ihren Betreuern in der näheren Umgebung. Der Schnitzer des hölzernen Teils stellt die Maske  auch fertig, bis auf ein manchmal am Schluss angebrachtes Säckchen Zaubermittel(19).

Meine drei Masken sind solche Festmasken für die coming-out festivities nach der Klausur und bei der dance tour (13) in den Nachbardörfern. Sie wirken öffentlich. Nur zu früh darf man sie nicht sehen.Kwango - Masques de Danse-00010i

Die Frage der  Typisierung der Masken

Die Maskentypen haben zwar Namen, aber der Hersteller soll Freiheiten haben, solange er sich an gewisse sculptural conventions hält. Über deren Bedeutungen weiß er wenig. Auch die charm specialists betrachten die meisten Bildwerke als generalizations, die je nach Bedarf Verschiedenes bedeuten. (8) Eine Grundregel sei dabei, dass die Gesichtsgröße den Status bezeichne, darüber hinaus stünden Tiergesichter ganz unten, es sei denn, sie seien außergewöhnlich gut gelungen! (17) Als genaue Beobachter benützten die Yaka tierische Eigenheiten gern als Metaphern für menschliches Verhalten, so in Beschreibungen und folktales (19). Bourgeois schreibt: die Nördlichen Yaka benützen eine Serie von acht Tanzmasken, die auf den Auftritt der  als ‘mweelu’ (siehe oben) maskierten Person folgten. Die bedeutendsten sind die erste und die letzte: kambaandzya und kholuka. Die zwischen ihnen – paarweise auftretenden Masken –  werden  tsekedi, myondo und ndeemba genannt. (16) Mit ihnen beginnen die Probleme bei der Bestimmung einer Maske. Zunächst noch ein paar Informationen zu ihnen:  Sie werden von den frisch Iniitiierten getragen. Wenn die zur Verfügung stehenden Finanzmittel  sehr knapp sind und/oder die Unreife und die tänzerischen Fähigkeiten der Initiierten Probleme machen, tritt nur ein Maskenpaar auf, gefolgt von einer einzelnen kholuka (auch mbaala genannt) Maske, die keins der Kinder, sondern  ein n-khanda official , Leiter der verantwortlichen Erwachsenen trägt. Alle zusammen bilden sie einen einzigen formalen Typ der geschnitzten und montierten Maske. (16)

  • Interessant ist übrigens die wiederholt erwähnte Knappheit der Mittel (siehe: ‘Wie die Yaka nach Leopoldville kamen’) und das geringe Alter der Initianten. Das wird auch vom Augenschein – beiden Feldfotos (1938/39 und (vor) 1985 –  bestätigt. Bei Denis habe ich gelesen, dass der Termin der Initiation über die Jahre immer früher gelegt wurde.

 

 

 

Der Maskentyp Kaambandzya

An manchen Orten gilt Kaambandzya als Patron und Gründer der Initiation und der Beschneidung angesehen und seine Maske als die älteste. Sie soll die kleine und clevere Gazelle IMG_2016 Yaka Vogeltsetse ‘darstellen oder zumindest bezeichnen’ (depicts or at least signifies). (16)

– Dann wäre es keine ‘Eule’ (W.), der ‘Schnabel’ wäre ein Mäulchen. Die gespitzten Ohren finde ich überzeugend repräsentiert und in dieser Form genial dargestellt.

Ihre zurückhaltende und vornehme Ausstrahlung passt zur Beschreibung ihrer Rolle als Chef: Sie kündigt am Abend vorher die Maskentanz-Show an,  im eigenen Dorf (11) wie auf der dance tour. Sie sammelt dabei schon einmal Spenden ein. Mit den effektvollen Masken würde sie nicht konkurrieren. Sie tanzt auch nur kurz. Während der Show steht sie vor den Trommlern am Boden als honored emblem. Am Ende erhält sie der sculptor zurück who places it near a termite hill, later burns it, and then anoints  (‘salbt’) himself with the ashes. (16)

So haben es ihm die Leute erzählt, das war die Norm. Warum hätte er sie nicht heimlich verkaufen sollen, so wie die Zeremonienmeister?  Die Leute sind doch seit langem knapp bei Kasse! Dass diese und die anderen Masken effektvoll, schön und frisch sein sollen, ist für den Sammler wunderbar.

Bourgeois 1985 Pl.47, 'Kholuka' aus Muzinga Lufuna 1976<  Bourgeois 1985 Pl.47, ‘Kholuka’ aus Muzinga Lufuna 1976

Die Maske Kaambandzya, aber nicht nur sie, trägt über dem hölzernen Teil – mit Griff und Gesicht – einen hohen kunstvoll konstruierten Aufbau, der geometrisch in schwarz, blau, weiß und rot bemalte Flächen  aufgeteilt ist. (15f.)

Bourgeois AA 15-3,34 Yaka HeadgearBourgeois zeigt im Artikel Leadership Headgear (in: African Arts 15-3,34 Abb.11) eine Reihe typischer  Variationen in der Konstruktion traditioneller ‘Kronen’ der Tanzmasken Nördlicher Yaka während der Nkanda Dance Exhibition.

              >  vor 1991  Dewisch Yaka Hut IMG_2073

W. sah in den letzten Jahren öfter alte Yaka chiefs mit diesem Hut in den Straßen von Kinshasa. Er wollte einen fragen, ob er den kaufen könne. Seine Begleiter hielten ihn erschrocken zurück: Halt! Der Chef sei auf dem Weg zu einem offiziellenTermin! (Mitteilung 3.6.16)

 

 

 

 

 

 

NACHTRAG  4.12.2016

F.Herreman*: To Cure and Protect, Museum for African Art N.Y. 1999, no.72

F.Herreman*: To Cure and Protect, Museum for African Art N.Y. 1999, no.72

Einen  dünnen Katalog habe ich damals übersehen. Sein Thema ist denkbar weit gespannt: To Cure and Protect (Frank Herremans, Museum of African Art N.Y. 1999)

Ein Beispiel für die Versuchung, gegen den Augenschein zu argumentieren.  Das Gesicht ist ein Vogelgesicht, was sonst!    Die Vogelfigur oder ‘njila’ ist in Schlafräumen aufgestellt, wo sie als Schutzzauber ( gegen Hexen und andere Feinde mit starken Bezügen zur Fruchtbarkeit funktioniert.

Auf S.112f. von ‘Art of the Yaka and Suku’ (1984) erwähnt A.P.Bourgeois eine solche Vogelstatuette von der Art eines Sperbers (sparrow hawk) unter den Südlichen Suku, aber auch unter anderen Völkern des oberen Kwango (um und südlich von Popokabaka). Sie könne sowohl als Blitzableiter auf dem Dach als auch unter dem Bett als Schutz mit Nebenbedeutung ‘Fruchtbarkeit’ eingesetzt werden.

Von einer entsprechenden  Maske  spricht er nicht. Solche Schutzbedürfnisse passen aber ebenso ins Initianden-Lager. Nun frage ich mich: Hat der Künstler mit seinen Freiheiten vielleicht seine kaambandzya Maske mit den  Kräften der njila anreichern wollen?

Zweite Maske

Die zweite und dritte Maske zeigen beträchtliche Familienähnlichkeit – sie sollen ja auch aus demselben ‘Dorf’ stammen, was ich gerne glaube –  aber nur die dritte ist eindeutig eine ‘Kholuka’. Zur zweiten findet sich unverhofft ein Belegstück, aber was für eins und unter welchen Umständen!

Yaka-Nr 2 frontal

Yaka Nr.2 von unten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das erste Belegstück findet sich in der Überblickstudie einer kongolesischen Ethnologin, die an der Sorbonne abgeschlossen hat  Clémentine Faik-Nzuji’s Die Macht des Sakralen – Mensch, Natur und Kunst in Afrika – Eine Reise nach Innen, 1993, p,14  ‘besonders wertvoll’ mit dem Segen der UNESCO. : Bin mit dieser spiritualisierenden Sicht in siebzehn Jahren, seitdem ich das Buch besitze,  nicht warm geworden. Hier ein Test:

Faik-Nzuji, Sakral..., p.145

  1. Stücke solcher Qualität – nach Muster, Farben, Gebinde  – werden von Sammlern höchstens nach institutioneller Aufwertung akzeptiert. Die dekorativen Konventionen wie Mund, Nase, Ohren wirken schematisch und leblos. Dem Aufbau fehlt jede Leichtigkeit. Wirken soll die Maske ja, aber diese ist irgendwo auf halbem Weg von der TV-Übertragung nach Disneyland und in die Plastikwelt. Ihre Fremdheit gegenüber Beispielen noch aus den Siebziger Jahren (bei Bourgeois, 1985) fällt auf. Gelten noch dieselben ästhetischen Gesetze? Neunziger Jahre? Das Buch sagt darüber nichts, nur: ‚Kwango, Zaire’ – Wieso nahm F-N dieses Stück? Hat sie auf gut amerikanische Art traditionelle ästhetische Substanz einem postcolonial veganism geopfert? Ich habe Beispiele davon in African Arts gesehen, aber funktioniert das auch in Brüssel und Paris?
  2. Der Text sakralisiert  den ‚Tanz der Yaka-Initiierten’ massiv. Nach Bourgeois’ Feststellungen dienen die Auftritte der Vorstellung der Iniitierten in der Gesellschaft, dem Renommé der Gemeinde und dem fund-raising. Die Phase der Initiation liegt vielleicht schon Monate zurück. Diese Masken werden eigens für die – traditionelle – Show hergestellt, und zwar nach Maßgabe der finanziellen Mittel und der Ausbildung der jugendlichen Tänzer. – Ich muss dabei an den Konflikt zweier anthropologischer Perspektiven denken, den Till Förster in seinem Aufsatz “Über Offensichtliches und Verborgenes. Marcel Griaules ‘Masques Dogon'” (Trickster Jahrbuch Bd.2: ‘Wegmarken’ 1998,198-205) diskutiert. Er fragt: ‘Darüber hinaus ist zweifelhaft, wieweit alten Männern überhaupt ein Privileg in der Deutung ihrer Gesellschaft und ihrer Kultur zugebilligt werden sollte /in diesem Fall den aufgezeichneten Gesprächen mit Ogotemmeli/. (…) Masken mögen für Frauen und Männer, für Erwachsene und Kinder oder allgemein für die verschiedenen Gruppen in einer afrikanischen Gesellschaft nicht die gleiche Bedeutung haben, aber sie haben eine. Sie wirken.” – Diese Überlegungen können vielleicht unsere Wahrnehmung vor Überfrachtung durch ‘Geheimwissen’ bewahren.

Bei der Beschneidung der Knaben und den anschließenden Feste geht es um  den prekären Übertritt in die Männersphäre, um ‘Sexualerziehung’ und ein neues Selbstbewusstsein. Auf Hans Himmelhebers Foto aus dem Lager sieht man den kleinen Jungs ihren Stolz an. Die gebogene Nase diverser Masken bezieht sich auf Potenz und wird mit entsprechenden Scherzen quittiert. Bourgeois bestätigt übrigens dem gewaltigen Zinken, to be essentially decorative and without esoteric reference (16), wie es überhaupt um einen Kontext gehe, wherein male values are explicated and childhood status is rejected (18).

Faik-Nzuji spricht lieber vom Symbol für die Sonne, die sich entleere und die Erde befruchte. Der voll erigierte Phallus sei ein Symbol für die Vollendung des Leibes … blabla. Schon W. wollte mir am Telefon mit ‘Fruchtbarkeitskult’ kommen. Ich erzählte ihm, was ich erfahren hatte, und hörte ihn am Telefon auflachen. ‚Meine’ souverän gestaltete Maske grinst unverschämt frech – ‚insolent’ würden die Franzosen sagen. Die gebogene Nase ist die eines Schalks.

Anschließend ist bei Faik-Nzuji – mir nach Bourgeois neu – von einer Zeremonie die Rede und von der Aufbewahrung der Asche der zerbrochenen und verbrannten Nase für die Belebung neuer Masken. Was ist an diesem Konstrukt überhaupt dokumentiert?  Jedenfalls ‚spiritualisiert’ die Autoren ohne Hemmung magische Praktiken zur Herstellung von ‚Zaubermitteln’. So etwas kommt häufiger vor, aber in diesem Kontext?

Bourgeois Yaka-S. 1985 Pl.45, Tervuren, vor 1956

Bourgeois Yaka-S. 1985 Pl.45, Tervuren, vor 1956

 

 

IMG_1948

 

 

Drittens: Eine ‘typische’ Kholuka

Yaka Maske Figuren totale IMG_2896Höhe ca. 70 mit Bart 70cm. 1.Ring der Kappe hat 25cm Durchmesser, Höhe Aufsatz gesamt 36 cm

 

Totenkopfähnliches Maskengesicht, Himmelfahrtsnase, keine Nasenlöcher, Mittelstreifen auf Nase und Umrandung bis unten rot, Rautendekoration unter dem Sitz in weiß rot blau auf grau, die sich vorn verästelt, Spitze mit Knoten oben, Kegel hat Gesamtlänge 32 cm

Das Bananenstroh riecht noch angenehm

Paar im Reitersitz en face, aufgenähte Holzköpfchen von 7 oder 8 cm H, an den Füßen sieht man die Vernähung, beide fast geschlossene Bohnenaugen, von unten ist die Vereinigung zu sehen. Farben:  Er: weiß, blaue Hände, rote Mütze     Sie: weiß,blauer Hinterkopf , rote Hände

Yaka Maske Figuren IMG_2897

 

 

 

 

Bourgeois 1985 Pl.47, 'Kholuka' aus Muzinga Lufuna 1976

oben rechts: Bourgeois 1985 Pl.47, ‘Kholuka‘ aus Muzinga Lufuna 1976; Aus dem ‘Territoire’ Lufuna sollen auch meine Masken stammen.

Bourgeois fasst zusammen: “Puppenartige Aufsätze der Kholuka in Szenen der Sexualität und der Zeugung sowohl bei Menschen wie Tieren; auch Säuger, Vögel, Fische, Reptilien klettern oder blicken zum hölzernen Maskengesicht herunter; dann die Genre-Szenen von Wohnhäusern, Teekannen, Tassen oder Europäer und Afrikaner in diversen Uniformen. Sie alle nehmen Teil an den Motiven, welche von den kholuka-Darstellern und Vorsängern bei den Coming-out-Festlichkeiten vorgetragen werden. Geschlechtsunterschiede werden zelebriert und weibliche Attribute verspottet, um die Solidarität zwischen den frisch Initiierten und den erwachsenen Männern zu stärken und eine neue emotionale wie soziale Identität mit rituellem Gegensatz zu den Frauen anzukündigen.” (17)

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Angebot der Webgalerie Bwoom treffe ich auf zwei in der Machart sehr verwandte Stücke, was die gebotenen Detailfotos sehr gut zeigen. 34205 ähnlicher Erhaltungszustand, aber Figuren nicht aufgefrischt, Nähte gut zu sehen. Die zweite: Do-t-yourself

Bwoom 2016 0001o7

 

11.8.16  Zwei Ergänzungen, die geeignet sind, den zwischen ‘sakral’ und ‘festlich’ changierenden Charakter der Masken und generell die Grenzen unserer Informanten zu verdeutlichen.

Kommentar von Uwe Schade / Andrea Weckner vom 3. Juni 2016:

Es freut uns wieder von Ihnen zu hören, vorab sei gesagt, dass unser kleiner Beitrag zu den Yaka-Kholukamasken nur auf ungesicherten Aussagen beruht und daher unbedingt ausschliesslich mit diesem Hinweis versehen veröffentlicht erden sollte (also eher eine Hypothese).

(…. ) Es bleibt lediglich die Anmerkung (aus Erzählungen), dass unverbrannte Masken der Yaka neben dem erwähnten “heimlichen Verkaufs” vor der Verbrennung auch dadurch in Verkehr gelangen konnten, dass immer wieder einige Initianten nicht die Härteprüfungen vor der Initiation bestanden hatten bzw. verunglückten (auch tödlich) und die somit überschüssigen Masken keinesfalls mit den anderen Masken in Berührung kommen durften, erst recht nicht gemeinsam verbrannt wurden um die “ewige Asche” nicht zu verunreinigen. Diese Masken wurden in einiger Entfernung des Dorfes entsorgt oder dann auch in der Kolonialzeit, als zunehmendes Interesse aus dem Ausland aufkam, an Händler verkauft. Diese durchaus nachvollziehbaren Ausführungen stammen von Unterhaltungen mit Afrikanern und sind -unseres Wissens- nicht näher belegt, aber durchaus eine Überlegung wert…

Der Fund zweier Feldfotos von Hans Himmelheber (1938/39), welche Restaurierungsarbeiten zwecks Wiederverwendung zeigen

Museum der Weltkulturen, Basel

Museum der Weltkulturen, Basel

Museum der Weltkulturen, Basel

Museum der Weltkulturen, Basel

 

 

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