Schopenhauer Love Affair

|

wiki:Datei-Arthur_Schopenhauer_Portrait_by_Ludwig_Sigismund_Ruhl_1815       Das Porträt von S. Ruhl 1815

 

‘Love Affair’ – Ein schlechter Witz?  Drängeln um Aufmerksamkeit? Ich verwende Urs App’s Formulierung in seiner Netzpublikation “A Sino-Platonic Love Affair”. Egal wie ernst er die blumige Metapher nahm, ich schätze gerade deren humoristische Seite. Was ich da in zwei Dutzend Texten erzähle, nahm jedoch auch den Verlauf einer ‘Love Affair’, und zwar einer nach langer Bekanntschaft.

Sie nahm ihren Lauf, als das abendliche Treffen der Schopenhauer-Gesellschaft in Frankfurt mit Jahresbeginn 2012 sich um das Thema der ‚Geburt von Schopenhauers Philosophie’ unter asiatischem Einfluss zu drehen begann. (siehe Programm)

Es war dieses Gewürz mit der Verheißung, indisches und chinesisches In der Welt Sein und Philosophieren mit abendländischer Tradition zu verbinden, das meine – wie sich herausstellte – einseitige Love Affair einfädelte. Ich kann Sie beruhigen: Arthur Schopenhauer allein wäre bei allem Respekt für eine leidenschaftliche Affäre nicht gut gewesen.

Urs App, der lange in Japan gelehrt hatte, und den ich sowohl 1997 wie 2010 in Frankfurt hören konnte, hatte 2011 ein Buch mit dem einprägsamen und treffenden Titel : „Schopenhauers Kompass – die Geburt einer Philosophie“ veröffentlicht: Schopenhauers Kompass:unitymedia. Es löst sein Versprechen ein, wobei sein Einleitungskapitel „Gedächtnislücken“ alle weiteren an Witz übertrifft, auch mit seinen Spitzen gegen Frankfurt als Schopenhauer-vergessener Stadt.

Das Buch war anfang 2012 ein Geheimtip und damals nur unter Schwierigkeiten von dem internationalen Verlag University Media zu beschaffen. Dr. Regehly besorgte es; leider machten nur wenige Teilnehmer von seinem Angebot Gebrauch. Erfreulicherweise ist Urs App ein aktiver Verfechter des Open Source. So findet man im Netz mehrere Titel zum Themenfeld: Schopenhauer und Asien.

Schön und gut, aber warum diese ‚Beziehungsgeschichte’ veröffentlichen? Weil sie doch nicht ganz glücklich verlief. Meine Freude über die Öffnung der Schopenhauer-Runde in die Welt teilten wohl wenige, die Fluktuation war hoch, der Vorbereitungsgrad blieb niedrig. Ich verteilte also wiederholt ‘Flugblätter’ in der jeweils vorhergehenden Sitzung. Diese Blätter, die ich hier in chronologischer Folge veröffentliche, formulierten meine Erfahrungen und Fragen bei der Lektüre. Man nahm sie bereitwillig entgegen. Ich brachte die Aspekte natürlich in die Diskussionen ein, die turbulent verlaufen konnten, die Texte selber blieben ohne Resonanz. Im Dezember wandte ich mich sogar an Urs App, aber der war mitten im Umzug von Japan nach Europa. Mit dem neuen Jahresprogramm „Schopenhauer der Erzieher“ schien jede Spur vom Vorjahr verschwunden und vergessen.

Die Vorgeschichte ist noch nachzutragen: Ich habe Schopenhauer seit den neunziger Jahren im Fach Ethik der 12. gymnasialen Jahrgangsstufe unterrichtet, verließ mich dabei voll und ganz auf die Textauswahl von Arthur und Angelika Hübscher “Arthur Schopenhauer – ein Lesebuch” (F.A.Brockhaus 1980). Sekundärliteratur war bei mir verpönt. Wir entdeckten den Philosophen in der Synthese kleiner gründlich durchgesprochener Portionen. Damit war für jedermann ein Anfang gemacht, Bekanntschaft geschlossen. Der Realismus des Philosophen empfahl sich auch für Prüfungsaufgaben mit einem Anteil an ‘Selbstdenken. Urs Apps Vortrag 2010 und die große Ausstellung 2011 in Frankfurt /ausstellung_lehrpfad_schopenhauer/ waren starke Impulse. Den Jour Fixe besuchte ich von nun an regelmäßig.

 

Nachfrage am 27.11.

Hatte die ‘Affäre’ überhaupt eine realistische Perspektive? Kann ich mir einen virtuellen Begleiter durchs Leben vorstellen, der nicht wenigstens ein paar Jahre lang die gleiche Luft geatmet hat, und sei es auch nur die der Fünfziger Jahre? Stattdessen ein ausgewachsener Hagestolz und Bourgeois des 19. Jahrhunderts? Aber das ist natürlich Unsinn.

Verfolgen Sie nun, wenn Sie wollen, die Geschichte  von Anfang an – oder vom Ende her, wie es die vorprogrammierte Ordnung nahe legt.