10.12.22 redigiert 12.12.
Erster Eindruck
Praktische Höhe für einen repräsentativen Männer-Hocker, schlanke, aber stabile Konstruktion
Angenehm glatte Sitzfläche
Erhaltung intakt, gepflegt
Ökonomisch in den Details – ich bin noch nicht ganz überzeugt, denn ich vergleiche den Hocker mit’ Kraftfiguren reich an Zaubermitteln.
Souveräne Gestaltung und griffige noch körnige Glättung, sorgfältige Arbeit.
Deutung und Beschreibung
„Lomami“ – Dem Händler W. fällt angesichts der extrem dicken Bäuche eine Anekdote ein:
Wenn eine Frau mit der Schwangerschaft Probleme bekommt, wird eine Tante gefragt, ob ihr gegenüber ein böses Wort gefallen ist. Die junge Frau muss ihr Fische bringen – viel Fisch gibt es
im Lomami – und sie zubereiten. Die Tante isst den Fisch mit Gräten. Wenn sie diese dann ausspuckt, spuckt sie auch das böse Wort aus (körperlich!), macht es ungeschehen, löst den Bann.
Kommentar: W. spekuliert manchmal auch, wie ich und wie andere Händler, aber er ist mit Milieus und Stimmungen im Kongo vertraut. Man muss ihm nicht alles glauben, aber kann immer etwas daraus gewinnen.
Die Anekdote passt hier gar nicht, wo die hochschwangeren Bäuche nicht primär Fruchtbarkeit beschwören, denn beide tragenden Figuren sind ansonsten geschlechtstypisch unterschiedlich ausgestattet. Ein Ahnenpaar.
Herausgenommen wurden Kraftladungen am Ort des Nabels, an einer Seite sauberer entfernt als an der anderen. Die aufrecht stehenden Figuren halten den Bauch mit den Händen, und zwar so, dass sie die verschwundene magische Ladung aggressiv nach vorn richteten.
Deshalb müssen die Figuren die Sitzfläche des Häuptlings auf dem Kopf tragen mit Hilfe einer Holzverbindung, die zwar auf den ersten Blick unorganisch wirkt, aber sicher ein gefülltes magisches Horn darstellt.
Die beiden Gestalten blicken wachsam in entgegengesetzte Richtungen, ihre Knie sind dynamisch leicht gebeugt und die Füße unnatürlich groß, flach und wie durch Saugnäpfe mit dem Sockel verbunden. Ich habe dabei Entenfüße vor Augen.
Gegenüber den Figuren im Handbuch „Songye“ ‚fehlt’ auch eine Halskette, die auf dem Absatz lagern könnte. Der lange Hals hat keine ‚schönen’ Wülste, die dort nicht nur bei Frauenfiguren vorkommen! Abb. 146, 150).
Durch die beiden rechteckigen Armlöcher sind wohl nie Riemen gezogen worden, wozu auch bei einem Hocker?
Fehlt ein das Geschlecht bedeckender Rock? Eher nicht, denn die Geschlechtsmerkmale bezeichnen nur ein Ahnenpaar. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf den hochgerüsteten voluminösen Bauch, welcher Unterleib und Beine in den Schatten rückt.
Vorbereitendes Durchblättern von Francois Neyt’s „Songye“
( Font Mercator, Antwerpen 2004), um die Informationen bei Gelegenheit zu berücksichtigen:
Bemerkung: Die einzelnen stilistischen Elemente finden sich in verschiedenen ‚Stilregionen’ (chapitre V), aber in ganz unterschiedlicher Häufigkeit – eine wichtige Erkenntnis, um die vermutete ‚Provenienz’ einzelner Objekte nicht zu überfordern! Bekanntlich ist Neyt ja ein glühender Anhänger sogenannter „Stilzentren“. (Vgl. LINK)
Mund Typ 4 : en forme de quartier de lune p.291 p.291 >
Auge Typ 3 : en forme de demi-lune …. domine chez les Kalebwe (IX – X)
Kopfform Typ 1: ovoide, menton horizontal domine Kisengwa X p.289
Frisur Typ 1 : calotte crânienne (Käppchen über dem Schädel) p.293 et X
Schultern eckig
Nase vereinfacht zum Dreieck vgl. Abb. 252, 253 p.274,
Handhaltung, gespreizt, auffällige Finger
p.333 Les styles du Moyen-Lomami Kalebwe centraux et méridionaux Abbildungen!!
Karte p.380/81 Eher die Region X am Oberlauf ‚Kalebwe‘ ?
p.363 Einen solchen Hocker am Stand gesehen, er wirkte konventioneller und damit schwächer
p.371 Eine noch höhere soziale Klasse ! Höhe 59cm Privatsammlung! poliert! Etwas manieriert