Archiv fĂŒr den Monat: Juni 2017

Zum Ende der Schriftkultur und ….

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Der Text vom 3. Mai 2014

Auf diesen Gedanken komme ich bei Schriftasketen, ja Schriftmystikern, bei Philosophen in der Nachfolge von Theologie und Metaphysik mit betontem Wahrheitsanspruch. Um die muss es wohl gehen, wenn – etwa bei VilĂ©m Flusser – vom Ende des Schriftzeitalters (Link) die Rede ist.

Es haben ebenso lange Menschen in den Sachen gedacht und in gesellschaftlichem Kontext, selbst der Jesus der Evangelien. FĂŒr sie gilt der Epochenbruch nicht, dabei haben die die Schrift erfunden!

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Wiegmanns PortrÀts auf Mallorca und in Hof/Saale

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Der Nachlass vertieft den einen oder anderen Aspekt gegenĂŒber dem ersten Entwurf vom 11.9.2016. Ich habe immer noch zu wenig Abbildungen, aber auch fast keine Informationen.

Mallorca 1934-1935

George Copeland, Amerikaner, Pianist

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Copeland in Genova, Mallorca - Nachlass Wiegmann

Copeland in Genova, Mallorca – Nachlass Wiegmann

P 2 – Das im Nachlass verbliebene gerahmte PortrĂ€t  in Wohnungen aufgehĂ€ngt, deshalb verblasst?

Fritz Wiegmann wird auf Mallorca als PortrÀtist bekannt. Eine besondere Rolle spielt der Auftrag des prominenten amerikanischen Pianisten George Copeland, der seinen Wohnsitz in den zwanziger Jahren an auf der Insel nahm, und sogar als Nachbar Wiegmanns im Ort Genova residierte (engl. wikipedia)

Der BĂŒrgerkrieg vertrieb auch Copeland 1936 aus Spanien, nach Amerika. Das hier dokumentierte Bild trĂ€gt oben seinen Namenszug. Es fand auf den Veranstaltungsplakaten des Pianisten internatioale Verbreitung. Es ist auf der RĂŒckseite als ‚Tarjeta Postal‘ (Postkarte) mit dem Firmenzeichen ‚Leonar‘ und der Ziffer 4 gekennzeichnet, also auf der Insel hergestellt.

Der Erfolg hat dem Bericht im „PeipingChronicle“ vom 17. Februar 1936 zufolge (weiter unten) Wiegmann fĂŒr dieses Feld der Kunst begeistert. In einem  ‚Lebenslauf‘  spricht Wiegmann von zahlreichen ‚FolgeauftrĂ€gen‘.

Llorenc Villalonga

Wgm. Ll.VillalongaIm  April 2017 erhalte ich ein weiteres starkes PortrĂ€t zugeschickt, das den Bucheinband der die Biografie von Llorenc Villalonga i Pons ziert, einem mallorquinischen Aristokraten, Psychiater und Schriftsteller (spanisch und katalanisch). Es wird als „Werk des Malers Wiegmann – gegen 1936“ bezeichnet. Lorenc Villalonga (1897 – 1980) muss ein Ă€ußerst interessanter Mensch gewesen sein, der zwischen der Psychiatrie und der Literatur wechselte, 1931 mit seinem ersten Roman Skandal erregte, fĂŒrs Theater schrieb und die Zeitschrift fĂŒr die literarische Avantgarde „Brisas“ leitete. Die FundaciĂł Casa Museu Llorenç Villalonga, engagiert fĂŒr katalanische Literatur, unterhĂ€lt im StĂ€dtchen Binsissalem ein Museo_Llorenc_Villalonga.

FamilienportrÀts

wiegmann-dreierportra%cc%88t-mallorca-1935Ein GruppenportrĂ€t aus diesem Jahr ist vor einiger Zeit in England wieder aufgetaucht. Auch diese Abbildung stellt mir Dr. Wolfgang Kliegel zur VerfĂŒgung. Er recherchiert das Emigrantenmilieu von Palma de Mallorca nach 1933. Wiegmann ist ihm begegnet‘ als Kunstlehrer an einer improvisierten Schule, die von einer amerikanischen SĂ€ngerin geleitet wurde. Das Bild findet sich dann auch mehrfach in  teils großen Fotoreproduktionen (bis knapp Din A3) in Wiegmanns Nachlass.

Munoz de Nell Kinder 1935 , im Nachlasskoffer des ISG Koffer IMG_4741

 

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 „Renowned German Portrait Painter“

Als Wiegmann in Peking erschien, wurde er im Sonntagsblatt des Peiping Chronicle vor allem als PortrĂ€tist vorgestellt:  Renowned German Portrait Painter In Peiping after Sojourn in Spain  (Zeitungsausschnitt, Besitz des Autors). Ob die ErwĂ€hnung von ‚many exhibitions in Europe as well two in the United States‘ und VerkĂ€ufen an ‚the famous Frank Osborne collection’* zu AuftrĂ€gen gefĂŒhrt hat, ist mir nicht bekannt. Es findet sich in den Unterlagen nichts darĂŒber und erzĂ€hlt hat er auch nichts.

 

* in 6 einschlĂ€gigen Registern bisher nichts ĂŒber sie gefunden (MĂ€rz 2017)

the-peiping-chronicle-16-2-1936
Aus China finden sich im Nachlass keine Reproduktionen von PortrĂ€tstudien in Öl, obwohl es die zweifellos gegeben hat. So sind fotografische PortrĂ€tstudien erhalten. Ob der Gattin des französischen GeschĂ€ftstrĂ€gers darunter ist, darĂŒber gehen die Meinungen auseinander. Und waren die Fotos in ihrem anspruchsvollen Bildausschnitt Vorstudien? In Wiegmanns  Ausstellung in der Nationalbibliothek am Ende des Aufenthalts fand dieses Genre keinen Einlass.

Die PortrÀts in Hof/Saale ab 1945

Heute nur ein paar vorlĂ€ufige Bemerkungen. Die PortrĂ€ts Erwachsener unterscheiden sich von denen im Ausland fĂŒr mich zuerst durch ihre Stimmung. Es herrscht großer Ernst, wenn ich das nicht bloß hineinlese, was ich ĂŒber die Stimmung der Zeit und die LebensumstĂ€nde weiß. Auch die Menschen sind andere. Die Gesichter, die Kleider.

Die GI‘ s 1944-45

Mir kommt das Wort auf die Zunge: „Deutsche Menschen“. August Sander ist nicht weit. Das gilt auch fĂŒr die amerikanischen Soldaten, die Wiegmann im Sommer 1945 in Oberfranken portrĂ€tiert und die sich artig in Briefen mit Heimatadressen von Iowa bis New York bedanken. Zwei Beispiele von 1945 : links zwei von Wiegmann aufgeklebte und mit Namen versehene fotografische AbzĂŒge, rechts ein dankesbrief.
W Lt.CptIMG_8966- Brief Lt

 

 

 

 

 

DokLeroy Schauder 1945 Private Collection, United States (LINK zum Briefwechsel 2021)

Im Sommer 2021 erhielt ich erfreuliche Post von einer Kunstgalerie in Wisconsin. Sie hatte von einer Familie den Auftrag erhalten, den PortrĂ€tisten ihres Großvaters 1945 zu eruieren. Der   persönliche Nachlass in Frankfurt enthĂ€lt den Dankesbrief Leroy Schauders; die Familie revanchiert sich mit einer schönen Farbkopie. Das weitere findet sich im Blogbeitrag.

Auch die anderen damals in Hof entstandenen PortrĂ€ts besitzen eine zarte, ja duftige, dem Aquarell nahekommende Farbigkeit, die sich unterschiedlichen Vorbildern verdanken könnte: Raoul Dufy,  farbigen Aquarellen etwa eines Qi Baishi (artnet Link) oder den mitgebrachten großen Farbholzschnitten etwa aus Yang Liuqing (Google Link).

Frau Dr.Lücking, Hof/Saale (Museum Bayrisches Vogtland)

Dr.Lücking,Hof/Saale (Museum Bayrisches Vogtland)

Dr.Bachmann Frankenpost 2022-07-26 um 14.18.35

Fritz Wiegmann im Archiv IGS (Frankfurt am Main)

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Das Institut fĂŒr Stadtgeschichte Frankfurt/Main (Link) hat 2016 den Nachlass von Fritz Wiegmann akzeptiert. Ich habe ihn im April und Mai 2017 geordnet und aufgeschlĂŒsselt.

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