MARIONETTEN IN MALI

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                              JINÉ FARÓ – MAANI – KONO – MARIONETTEN IN MALI

SOGOW, das moralische Marionettentheater von Fischern und Bauern aus Mali, entstand in den Dörfern der Segu-Region am Nigerfluss und wird inzwischen landesweit von Bozo- und Sòmòno-Fischern und Bamana-, Marka- und Maninka-Bauern aufgeführt. Schmiede stellen die Stabpuppen her. Die Puppen sind nach Regionen nicht zu unterscheiden, nur nach dem Stil ihres Auftritts. Die jeweilige Rolle ist ihn ihnen kaum anzusehen: So wie z.B. der androgyne Wassergeist FARÓ als Frau aussieht – bleich, starker Blick, auffällige Hände – könnte er etwa auch die MAANI-Figur einer Europäerin aus den Dorfgeschichten verkörpern. Die Leute schauen vor allem auf die darstellerischen Qualitäten. Dabei lassen sich die Tänzer für die Bewegungen diverser großer und kleiner Geister von Märchen, Legenden und Epen inspirieren.

FARÓ etwa schlägt periodisch die Hände vor die Augen, weil das in einer bekannten Legende zentral ist.

Wenn Männern Geister erscheinen, dann häufig in Gestalt schöner Frauen. In zahllosen Geschichten geraten Männer durch die Begegnung mit einem weiblichen Geist in Lebensgefahr, so auch mit Jiné Faró: Während ein Fischerboot an ihr vorbei fährt, senkt sie die Hände. Wenn die Männer ihr direkt ins schöne Gesicht sehen, werden sie von ihrem Blick niedergestreckt und sterben. Ein Verweis auf offen ambivalente Beziehungen zwischen Männern und Frauen, meint die Expertin Mary Jo Arnoldi.Marionetten_IMG_32272x klicken!

Soziale Konflikte, wie sie das Puppentheater im zentralen Mali beschäftigen, werden heute ins Medium Kino übertragen. Im Spielfilm „FARÓ – GODDESS OF THE WATERS“ (Salif Traoré, Burkina-Faso, 2007) geht es um einen Fluch, den die zumeist unsichtbare Faró auf den Fluss gelegt hat. Denn ein vor Jahren aus dem Dorf vertriebener ‚Bastard’ ist zurückgekehrt. Daraufhin lässt Faró einen jungen Mann im Fluss ertrinken.

In einem TV-Feature von ARTE: „DER NIGER – FLUSS DER GEISTER“ (2010) streift die Kamera kurz über das Wasserfest in Segou. Neben dem Bootsrennen kommt für Sekunden eine Zeremonie um FARÓ ins Bild. Auf dem linken Szenenfoto hält die Puppe gerade ihre Augen bedeckt. Auch ist eine Schwanzflosse zu sehen. Der Priester sitzt am Ufer im seichten Wasser vor einem großen gut gelaunten Publikum. Ein Volksfest.IMG_5410IMG_5411

Formen des Mamiwata-Kults? Da viele junge Männer für mehrere Jahre als Arbeitsmigranten an die Küste ziehen, kommen sie auch mit dem religiösen Leben dort in Verbindung.

Kono-Marionette_IMG_3225Seit der politischen Unabhängigkeit haben die Regierungen in Mali bewusst das traditionelle Puppentheater und deren Festivals zur Propagierung des Patriotismus gefördert. Die VOGEL-Marionette KONO wurde zum Symbol einer gewünschten nationalen Identität. In den alten Zeiten bezeugte er die Loyalität der Völker am Niger zu traditionellen Reich von ‚Ghana’ (nicht verwechseln mit dem gleichnamigen Staat an der ‚Goldküste’). Man überlebt und entwickelt sich durch Anpassung an Zeit und Publikum.

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