Uneigentliche Verzweiflung. Siebzig Plus

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Ich passiere gerade die Stelle im Raum/Zeit-Kontinuum, an der Vilem Flussers Lebensfaden jäh abriss, und ich mache mir Gedanken. 

Wieso hat er bis zuletzt an der jugendlichen Rolle des Medienpropheten und Futuristen festgehalten, festhalten können? Und ich kann das nicht mehr?

Vielleicht ist die Antwort einfach:

Zukunft ist da und sie ist schrecklich, die alten Fassaden sehen bei näherem Hinsehen aus, als ob sie jeden Moment unvermutet einstürzen könnten.Und dann die Enkel, sie haben die Macht ergriffen und flugs in funktionale Module zerteilt.

Der Theoretiker Flusser lehnte sich gern weit aus den Fenstern seines Hauses, das noch keineswegs die Dürftigkeit eines digitalen Knotens besaß. Fenster waren noch vertrauenswürdige Einbauten.

Ernst ist das Leben, heiter ist die Theorie. Die Verzweifung der Intellektuellen ist stets eine komfortable, sieht jedenfalls so aus. Sie vermittelt sich anderen Menschen schwer, erst recht in gesetzter Druckschrift. (Auch meine).

 

 

 

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