Vor dem Irakkrieg 2003 – Magendrücken

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Eintragung  5.März 2003

Magendrücken, woher auch immer, vielleicht von den ungewohnten Kapern im Quark bei Scholzes, oder vom Geburtstag (wirklich?)  oder etwa von einer  ausgereiften politischen Weltkrise. Ein halbes Jahr Politisierung zeigt Wirkung. Ungewöhnlich klar und angeschlagen Zugleich erfahren wir Kriegsgegner etwas über uns selber, etwa beim Gedanken: In solchen Zeiten ist die kleinere Wohnung die bessere, zumal, wenn sie einen Balkon hat.

Der Schock im Moment des Gewahrwerdens: die USA machen mir mehr angst als alles sonst auf der Welt. Mit der Dummheit des Zauberlehrlings und der Unverschämtheit von Karrieristen (Aznar/Spanien) und der Schafsgeduld hunderttausender Söldner vor Ort … Und selbst deutsche Wähler…. Meine Vorsicht im Denken ist aufgezehrt, die Zurückhaltung, die ich als  Mischung aus pädagogischer Professionalität, Lebenserfahrung und emotionalem Selbstschutz erkläre.

So wie das Neue Medien-Thema hinzutritt: der Ausbau der Fernkontrolle, „Vernetzung“ durch US-Konzerne, die Undurchsichtigkeit der bedienerfreundlichen Oberflächen, die Durchsetzung technischer Zugangs- und Nutzungsbeschränkungen. Auch dieser Himmel zieht sich zu. Das Propagandawort von der Sicherheit, das einen in  intimsten Anwendungen an Fire Walls gewöhnt. Man will sich selber einschließen.

Die aufblitzende Erinnerung „Atomstaat“ aus den 70er und 80er Jahren ist von theoretischem Interesse. Weit geringer erscheinen die Anlässe zu Besorgnisse im Vergleich zu heute. Damals lösten individuelle Empfindlichkeiten  Besorgnis aus und alarmierten andere Menschen. Nach dem Ausbleiben der erwarteten Katrastrophe kehrte das Bewusstsein in den Normalzustand zurück und verschläft die Phase, die treffend als  Inkubationszeit  bezeichnet wird.  Im Moment, wo wir des Ausbruchs der Katastrophe gewahr werden, sehen wir verwundert und bewundernd auf die Propheten, die vorausgesehen hätten, wo sie doch nur ihre Gegenwart sensibel wahrnahmen. Unserem dickeren Fell  setzt erst die voll ausgebrochene Krankheit zu.

 Was Weichenstellung bedeutet! Der Sicherheitsaufwand und der Konsumaufwand fressen die wertvollsten Ressourcen und heizen zugleich berechtigte Empörung an, legenSchwelbrände millionenfacher Verzweiflung. Die Machtlosigkeit in einer Vorkriegszeit wird diesmal ohne Betäubung erfahren, aber gemildert von Hoffnung  – weil Entmutigung eine der Listen des Feindes ist – und von der Vorstellung, gerade noch weit genug vom Schuss zu sein. Vielleicht ist der Mangel an Phantasie eine Gnade.  11.40

 

 

Nachbemerkung am 6. April 2003

Wieder ein Bericht über angereichertes Uran im Einsatz der Amerikaner – Der perfekte Mord:  So hält und rechnet man die eigenen Verluste klein. In  sechs Jahren  oder mehr sollen die Opfer doch sehen, ob ihnen jemand zuhört. Und es kommt auch gar nicht darauf an: Was uns Kommentatoren im Vorfeld zynisch vorrechneten,  die Machtverhältnisse und entsprechenden Bewegungsspielräume, das bestätigen die Zeithistoriker, wenn man einmal dazu kommt, sie zu lesen.

Sollte der erwünschte Abstieg der Weltmacht USA sich ereignen, dann werde ich das einmal nicht als Strafe Gottes, sondern als Ergebnis verschiedener Faktoren erklärt bekommen.  Warum war ich schockiert über Kolkos Bemerkung über die hosenverschissenen  alliierten Soldaten im 2.Weltkrieg? Es war der seriöse Ort, wo es zu lesen stand, und bewehrt mit knapp einem Dutzend wissenschaftlichen Belegen.

 

(Redaktion 19.7.2014)

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