Lieber Jürgen,
es ist also wahr, du verläßt uns.
In diesen Tagen voller Hektik und Abgespanntseins wird sich kein Moment des Abschieds und Dankes finden.
Die Veranstaltung am letzten Schultag vereinigt zu unterschiedliche Aspekte.
So lass mich meine Gedanken und Gefühle schon einmal jetzt in aller Ruhe formulieren.
Die von Renate Ahnert geäußerte Idee, uns alle direkt nach den Sommerferien mit dir zu treffen, finde ich sehr gut.
Du bist einen weiten Weg gegangen an der AKS als ein vornehmer und toleranter Mensch mit unverwechselbarem Stil.
Weißt du noch , wie du mich früher unverdientermaßen in den Himmel gehoben hast?
Damals hast du deinen Fähigkeiten noch nicht getraut.
Ob wir uns über die Kammermusik hätten näher kommen können?
So sehe ich dich: Fremde Leistung anerkennend, ein wenig zu vorsichtig , zu korrekt für meinen Geschmack, aber doch ein Tutor auch für etwas exzentrische Kollegen wie mich.
Du hast mit dafür gesorgt, dass es mir an der AKS im zweiten Jahrzehnt viel besser ging als im ersten, daß ich manches für mich ausprobieren konnte.
Mehr geistiger Austausch zwischen den Geschichts- und Gemeinschaftskunde-Kollegen wäre in diesen interessanten Umbruchszeiten wünschenswert gewesen, aber die wollten ja nicht wirklich, und dass du uns nicht kommandiert hast, kann ich dir sehr gut nachfühlen.
Zudem bist du mit fachlichen Distanzen souverän umgegangen.
Deine Kritik z.B. an Themenstellungen im Abitur war immer konstruktiv.
Und weil die Schule nun einmal so ist wie sie ist und vieles Wünschenswerte nicht oder nur zu unverhältnismäßigem Aufwand erlaubt, musst du auch nicht zu traurig sein, uns übrige für ein paar Jahre mehr in dem großen roten Kasten zurückzulassen.
Ich für meine Person organisiere mir ein gewisses Maß Freizeit und würde darum gerne den persönlichen und geistigen Austausch mit dir ein weiteres Mal probieren. Vielleicht gewinnst du oder ertrotzt du dir – von der Schulroutine befreit – nun doch noch ein wenig mehr persönlichen Freiraum gegen Verpflichtungen und Widrigkeiten.
* 10/07 Nie mehr gemeldet. Ad erzählt von extremer Zurückgezogenheit.