China ‚Glück‘ (Brainstorming)

|

27.6.2001 nachts:

Erste Überlegungen zu Kramers Vorschlag, in der Galerie 37 eine  Ausstellung von Wiegmanns chinesischen Neujahrsdrucken unter dem Oberthema „Glück“ zu machen 

 

China – GLÜCK ?

gibt es einen größeren gegensatz als den zwischen individuellem glück und dieser seit über tausend jahren unter spannung stehenden, streng hierarchischen gesellschaft, in der das individuelle opfer für das kollektiv bisher stets als selbstverständliche grundpflicht behandelt worden ist. ( kindespietätenblatt) , nicht einmal ein verdienst darstellt, sondern eine art soziale kulturtechnik sein soll.

 

glück haben heißt unglück abwenden können mit vermeidungen, ritualen und connections zu mächtigen, beim türgott angefangen

– herdgötter spiegel der korruption

– ahnenkult   (kult der familiendespoten  gehört dazu)

– der daoismus verkam schnell zum schamanismus, und der erwachte 1979 am schnellsten wieder zum leben nach mao (potenzmagie von ihm nicht aufgegeben!)

– der aus zeichen zu lesende wunsch der mächtigen, ihre undurchschaubarkeit, die rolle der medien zeigen sich am horoskopwesen

– der böse zauber existiert sowieso, aber normal ist das nicht-helfen (feuergott-fall) als vorsichtsmaßregel (nur außerhalb der loyalitätsbeziehungen)

– immer nur gutes reden und zeigen (keinen fehler machen): glückwunschkultur

– essen und sich zerstreuen können ist das glück des individuums als restkategorie

 

die mandarine :

Sie waren religionsverächter, über die lücken zwischen den zeichen reflektierend, die überforderten manager des unkalkulierbaren, der natur ausgelieferten systems, die jederzeit zur verantwortung gezogen werden konnten.  Bu wei (aussitzen) und muße charakterisierten ihre perspektive , soweit sie nicht von sex und status eingefangen waren. Ihnen haben die bauern nicht wirklich getraut.

 

zum maoismus :

Popper sagte: die politik soll uns nicht glücklich machen, sondern das unglück vermindern.

An die beglückung hat der lebenserfahrene bauer nie geglaubt; er ergriff seine vermeintlichen chancen und versteckte nach kräften die eigenen ererbten ansprüche vor der revolutionären obrigkeit

vielleicht hoffte er, dass sein – von lu xün  und der kp immerhin angeprangertes –  unglück werde sich vermindern, auf kosten der übrigen.

All die ehemaligen sklaven, schuldsklaven und kindarbeiterinnen  thematisierten – rückwärtsgewandt – vor allem die erlösung aus einer hölle.

 

Konkurrenz :

Der westen bot dagegen beides: außerweltliche erlösung (für die frommen wenigstens) und  vermeidung der landesüblichen üblichen grausamen gerichtsverfahren im jenseits,  und innerweltliche erlösung  in form von „fortschritt“ an. Beides war ebenso revolutionär wie die verheißungen des kommunismus!

 

operette :

glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert