Ich war vom kommissarischen Schulleiter angefragt worden, kommissarisch den vakanten Posten des Fachbereichsleiters (Gk,G,Eth, Ek) zu besetzen.
Im Abitur war er/sie erste schulinterne Kontrollinstanz fĂŒr die eingereichten ThemenvorschlĂ€ge und amtierte als Vorsitzender bei schriftlichen und mĂŒndlichen PrĂŒfungen.
Wen habt Ihr noch gefragt? Wer hat sich als Kandidat gemeldet?
Die Anfrage allein hat mich gefreut: die Tatsache, daĂ Ihr mir das zutraut, aber… Die Anfrage hat mich aber offensichtlich aus einem paradiesischen Zustand herausgerissen und nirgendwo hingesetzt. Es geht mir gut; geht es mir zu gut? Ich bin in letzter Zeit dabei, meinen Wirkungskreis so scharf auszuleuchten, dass ich fĂŒr mich sinnvolle Arbeit leiste, nicht mehr.
Was verspreche ich mir von der Funktion? Ich sehe ein paar Köder, unbewĂ€ltigte Themen : vermiĂte Anerkennung, minimale Beförderungschance, persönliche Herausforderung, aber auf Gebieten, zu denen ich erst hinwachsen mĂŒĂte, wenn ich das will. Will ich wirklich meine antiautoritĂ€re Macke bearbeiten? Ămter kosten mich Kraft. Ăber die Kollegen, denen ich den âRegenschirmâ abgeben sollte, bin ich dermaĂen ernĂŒchtert nach all den Jahren – zuletzt als Fachvorsteher – das reizt mich nicht. Das Gerangel um Beförderung hat mich gekrĂ€nkt. Beratung braucht auch niemand.
– Was versprichst du dir von mir in der Funktion, was du nicht auch anders kriegen kannst? Kann ich der AKS anders nicht besser nĂŒtzen, zB auch mit einer Zeitung ( und natĂŒrlich gern als Protokollant )
Die angekĂŒndigte EinfĂŒhrung des Zentralabiturs (â5 Jâ) wollte ich eigentlich nicht in vorderster Front erwarten. FĂŒr meine UntĂ€tigkeit mĂŒĂte ich mich schĂ€men, ich wĂŒrde sie nicht mehr âweiseâ und abgeklĂ€rt âaussitzenâ können, wie es meinem Alter und meinen Interessen entspricht. Ich könnte auch nicht aus der 2.Reihe heraus klĂ€ffen und wadenbeiĂen; denn ich hĂ€tte âkommissarischâ eine Doppelfunktion, he nein danke!! Das macht doch immobil! In meiner Arbeit kann mir keiner ernsthaft an den Karren fahren, als FunktionĂ€r schon!
Der beste Vorsitzende hĂ€lt den Mund und schluckt kollegial den Mist schlecht vorbereiteter und konditionierter PrĂŒfungsâteamsâ. Soll man sich zum heimlichen WohltĂ€ter fremder SchĂŒler aufwerfen oder doch viel hĂ€ufiger zu ihrem strengen Richter?
Und die Kollegen? Schaue ich mir etwa gern ihre PrĂŒfungsveranstaltungen an? Hören die anderen etwa lieber Kritik als ich? Geben sie etwa gerne Auskunft ? WĂŒrde mich das interessieren? Nein.
31.10.99