Vom Apparat lernen

|

Der Apparat beschränkt sich in seinen Aufgabenstellungen  auf das, was ihm -gerade noch – lösbar erscheint, und das zudem extrem arbeitsteilig. Dem müssen alle Gegenstrategien Rechnung tragen.

Heute heißt das für sie immer noch (fast?) ausschließlich: Problemanalyse, Politik und Aufklärung. Avanciertere Techniken als die auf dem Markt angebotenen stehen den Kämpfern nicht zur Verfügung. Damit geschehen ja dank dem Einfallsreichtum unendlich vieler Menschen auch wahre Wunder, deren Ergebnisse aber meist nicht den Erwartungen entsprechen, so auch der ‚Arabische Frühling’ oder die ‚Sozialen Netzwerke’ nicht.

Wenn Menschen, die sich als Gegenspieler der Apparate verstehen, sich mit utopischen, also wirklichkeitsfernen technischen Träumen beschäftigen, die ihre Zeit übersteigen, ist das kindisch.

Mir ist nicht bekannt, dass die verschiedenen Kapitäne des Apparats jemals abgehoben hätten.  Bill Gates hat sich sogar ausschließlich als Hasardeur, skrupellose Krämerseele, als Erpresser und Monopolist durchgesetzt. Auch Lenin und Trotzkij waren  als Eroberer des russischen Staatsapparats 1917 nüchterne Machtstrategen, keine Träumer. Der neue Mensch und der Kommunismus waren Mohrrüben vor der Nase aller Menschen, die mit persönlichen Opfern zur Modernisierung Russlands im Weltmaßstab beitragen sollten.

Warum ich die Metapher des Apparats so mag: Flusser beschreibt das Phänomen als extrem komplex und intelligent („Für eine Philosophie der Fotografie“) und als in der Realität gut gegründet, also unter den Aspekten der Effektivität vorbildliche menschliche Gesellschaft.

Man darf den Gegner nicht unterschätzen, schon gar nicht der Illusion des starken Sklaven verfallen, einer Metapher für die Industrie aus der ersten Industriellen Revolution, der für die eigene Sache das Abräumen gemeinsamer Gegner und anderer Hindernisse übernähme.  Die Expansion der Kunst des Herrn Claus von 1970 ist doch längst überfahren und platt gewalzt.

Deshalb ist mir gerade bei Flussers telematischen Szenarien nicht wohl.

16.12.13 spät