Robert Redford – “Der Pferdeflüsterer” nervt! (ARTE 1.1.23)

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Ich will nur meine völlig beschlagene Brille putzen, aber dann regt Robert Redford mich  richtig auf.

Kein Mensch wie du und ich. Kein Loser oder unbekannter Kämpfer, eben ein ewig jugendlicher Heldenschauspieler  aus Kalifornien. Der schöne blonde Mann, den die Frauen auch heute anhimmeln. Da ist #METOO gleich gestorben. – Unser Schicksal ist doch stark von den Genen vorgezeichnet. – Was sollen Chaplin und Hitchcock und andere hässliche Studiobosse sagen? Ich plädiere für mildernde Umstände.  Berühmte und damals sehr attraktive Schauspielerinnen trugen Redford auf Händen zum nächsten Erfolg.

Schwarzenegger und John Wayne waren ordinär, auch sie zeigten Sendungsbewusstsein, nicht so pathetisch. Redford trägt dick auf. Die Sätze scheinen aus einem Drehbuch zu stammen, egal, wer sie verfasst hat. Seine performance ist professionell, kühl. Dabei achtet er darauf, in der Mitte des patriotischen Stroms zu bleiben. Wann in welchem seiner Filme trug er eine schmucke Uniform? (K. abwiegelnd: “Phantasieuniform oder Navy“.

Zwischen „Montana“ (Haben sie Trump gewählt?) und dem ganzen „Globus“ (noch nicht Mond) erstreckt sich sein Engagement – ganz wie es sich gehört für einen Repräsentanten der Weltmacht. Das bessere Amerika’, wann oder wo soll das gewesen sein? ‚Die Natur’ , das sind  – traditionelle amerikanische Romantik – endlose Weiten in gewaltigen Nationalparks; da können wir kleinkarierten Mitteleuropäer nicht mithalten, und immer weniger.

Film wie Feature heben das außergewöhnliche Individuum hervor – ich möchte behaupten: Auch das ist typisch amerikanisch. Redford spielte die Rollen seiner amerikanischen Helden  selbst und regierte zumindest im Hintergrund. Identifikation und Selbstdarstellung in Potenz.

Apropos… Der Blonde musste sie gar nicht beweisen, der Meister des Spannungsaufbaus und ‚Meister der Küsse’. Prüderie ist klassisches ‘Hollywood’, amerikanisch und ‚diplomatisch’, also multifunktional. Ich wunderte mich über seine Sicherheit im ‘Timing’ der sorgsam gewählten Worte, Gesten und Mimik. Aber der Regisseur hatte ja den ganzen Film im Griff. Wie oft forderte er als ‚Pferdeflüsterer’ unwidersprochen: „Tu was ich sage!“ Die anderen Männer hat er als Regisseur im Griff. Er – Platzhirsch auch in Montana – stilisiert sie als Waschlappen (im besten Fall noch ‚der Klügere gibt nach’). Von zweieinhalb Stunden Film wird er – geschätzt – eine Viertelstunde angehimmelt: vom Pferd, der magersüchtigen Ostküsten-Intellektuellen, von der traumatisierten pubertären Tochter ‚Grace’. Es ist völlig logisch, dass er dem Film seinen Titel ‚Der Pferdeflüsterer’ verleiht.

Der Wilde Westen – gemäß Redford – ist zivilisiert und fromm. Waren aber nicht erfolgreiche Rinderzüchter in den Western noch eine Generation früher Gangster? Was predigt Redford: Immer nach vorn blicken und Entscheidungen treffen!

New York oder Chicago sind dekadent, bedeuten den Verlust der ‚Wurzeln’ und Entfremdung, Chicago sogar Enge. Städter machen sich auf dem Land lächerlich.  Aber ist Europa nicht so viel anders? Ach was, da stammen die ‘guten’ Amerikaner doch her! Kommen Schwarze und Mexikaner eigentlich vor in seinen Filmen?

 

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