Erinnerung an die Trumpwahl 2016 – Torheit oder Weisheit des Chronisten

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5.11.2016  :  Dämmerung über den USA

Dann eben Trump. Wenn integre intelligente Präsidenten kaum etwas für die Menschen bewirken.
Wenn andere ohnehin fremdgesteuert sind in einem von oft anonymisierten Sponsoren bis auf die Wahl des örtlichen Sheriffs hinunter zersetzten politischen System. Ein raffiniertes System der Korruption, das sich sogar mit ‘gläsernen’ Brieftaschen und Steuererklärungen der Kandidaten verträgt, alles ‘sauber’, nicht wie in der Dritten Welt. Politische Amtsinhaber als Bittsteller, Parlamentarier die kaum zum Arbeiten kommen vor Netzwerkerei.
Das brutale Amerika am Ende des 19.Jahrhundert ist quicklebendig. Die von Bush jr. ernannten obersten Richter haben ein System angeblich gemeinnütziger Scheinorganisationen lizensiert, die ‘nur 50%’ ihrer Mittel für Politiker spenden dürfen und ungenannt bleiben. Der Waffenlobbyist NRA zum Beispiel. Übrigens habe ich noch einen alten Zeitungsartikel über die obskure Entstehung des Grundrechts (Amendment) des Waffenbesitzes gefunden.

Die Bürger fühlen sich abgehängt, da ihnen das Geld zum ‘Spenden’ fehlt, ob das nun die working poor, absterbende Regionen oder die Opfer der endemischen Gewalt – 30.000 Schusswaffentote im Jahr! (laut ZDF) – und der Polizeigewalt sind.
Dieser Trump ist der Kandidat der Verzweiflung. Er tut zwar alles, um große Bevölkerungsgruppen gegen sich aufzubringen, aber begeistert eine Menge Anhänger im Land. Er wuchert mit einem unschlagbaren Versprechen: das System Washington zu stürzen. Das erinnert mich an die Wahlkampagne Adolf Hitlers 1932, damals als der mit dem Flugzeug durch die Republik tourte: “Sie hatten zwölf Jahre Zeit ….” (man sollte es länger zitieren!)
Da kann man schon einmal überhören, was im Grunde eklig ist. Und wenn nicht, nimmt man es als Preis in Kauf. ‘Haupt- und Nebenwidersprüche’ zu unterscheiden, war nicht nur ein maoistisches Instrument, es ist ein in den Völkern tief verankertes Menschheitserbe, wenn die Leute nicht gerade permanent durch Gehirnwäsche verblendet werden. Ein schwarzer Intellektueller aus der Umgebung Obamas sprach beim Thema Rassendiskriminierung von dessen Erfahrung aus erster Hand. Dessen launige Bemerkung “Yes, we did” am Ende der Amtszeit hat auch eine zweite Lesart, das Amt überlebt zu haben.

Ich rechne nicht damit, dass Trump die Hydra der checks and balances und das Großkapital niederringt, wenn er die Wahl gewinnt. Es wird ihn schlucken, vielleicht hier und da als Aushängeschild benutzen. Er muss ja ‘gut aussehen’, das Gesicht wahren. Dabei hat nicht ganz unrecht, für den Fall der Niederlage schon mal öffentlich Manipulation anzunehmen. Dafür gibt es viele Einfallstore, angefangen mit Wahlmaschinen (die seit ihrer Einführung für Skandale sorgten) bis zu den Wahlmännern, die in ihrer Mehrheit vorentschieden scheinen. (Wie wird man das im Einzelfall?)

Ich spüre, dass es gut ist, dass wir noch ein paar Experten haben, die sich in Medien äußern, sonst würde ich in diesem Labyrinth gar nicht mehr durchblicken. Ich erinnere mich aber auch an frühere Informationen, und sie sind alarmierend!

Amerika brodelt, Hillary wird das nicht ändern, was würde sie überhaupt verbessern bei ihren lauwarmen Versprechungen im Wahlkampf? Und viele Aussagen kann man auch gegen den Strich lesen.
Saunders hat nicht umsonst so lange durchgehalten, aber ‘die Linke’ hatte an der Wahlurne in Krisen noch nie eine Chance, entweder hat das Militär geputscht (Weimar, Russland, Portugal) oder die Revolutionäre gleich selbst (Bolschewiken).
Unter der Präsidentin Clinton werden die Frontlinien anders verlaufen in diesem schwelenden Bürgerkrieg, was sonst?
Obama hat Amerika aus zwei exotischen Kriegen herausgezogen, deren amerikanische Opfer der Bevölkerung längst nicht mehr zu vermitteln waren, allerdings – wie ein kluger Kommentator sagte – um einen hohen Preis: Chaos im Irak, “IS” in Syrien und mit geringerer Intensität in Afghanistan – ein Preis eher für Europa, das gar nicht auf die Situation vorbereitet ist, nicht einmal auf den Ansturm von Flüchtlingen.
Noch eine Nutzanwendung: Auf jeden Fall TTIP verhindern, keine weiteren Einfallstore für das amerikanische System! Sonst kann man auch gleich alle Schranken mit der VR China fallen lassen.
Die zerstrittene EU eiert schon mit der sich entwickelnden Diktatur in der Türkei – reine Appeasement-Politik! Und spaltet sich tiefer über Deutschlands Umgang mit Putins Russland. Einschätzung: die SPD ist nicht mal mehr als kleineres Übel wählbar – da hat Kretschmann recht.
Ihr alternativloser Chef Gabriel forciert TTIP, CETA ohnehin, die Nordstream Pipeline 2 und intern die weitere Konzentration der Lebensmittel-Konzerne. Für das Verbot von gentechnischem Anbau in der Landwirtschaft werden gerade die Hürden erhöht.

Selbst die FAZ-Redaktion ist seit längerem alarmiert über unsere Politik, steuerfinanziert und dennoch von einem dichten Ring von Lobbyisten belagert.
5.11.16

9.11.
Trump hat gewonnen. Erschrecken, aber vor allem Neugierde. Die Kanäle von Radio und TV sind zu eng, gerade jetzt, wo sie sich besinnungslos auf ‘Reaktionen’ stürzen. Also Abstellen und nachdenken.
Und nun steigen die Gedanken auf: Wir haben schon viele lausige amerikanische Präsidenten überlebt, in einem angenehmen Abstand. Es musste eigentlich klar sein – nach einem Schwarzen auch noch eine Frau, und eine so verhasste, von Hispanos und anderen Unamerikanern gewählt? Die bereits ein Jahrzehnt in Emergency-Räumen gesessen hat, mit der ein Systemwechsel ganz unwahrscheinlich wäre? Wie lange würde ein knapper Sieg über Trump ihrer privilegierten Mischpoke als Warnung wirken ?
Beide großen Parteien fanden keinen kultivierten und integren Kandidaten,. Der entsprechende amtierende Präsident der Demokraten wurde systematisch von der Kongressmehrheit gehindert, Entscheidendes für die Bevölkerung zu bewirken. Wo seriöse Politiker nicht populär werden können, kommen die Populisten.
Der zuletzt zum Orkan anschwellende Chor der Warner, die Sprachregelungen und Beschwörungen waren alles andere als demokratisch. Clinton sollte die Rolle des Vormunds über ein schwererziehbares ungebärdiges Kind spielen, jetzt, wo es so unartig war und dem großen Rüpel applaudierte, erst recht. Sie versprach im Namen des Establishments, sich um die Beschwerden zu kümmern – soweit sie berechtigt waren, aber ‘die Familie’ sollte das Heft in der Hand behalten.
Die Schlammschlacht hatte ihr Gutes: Über die Person von Trump müssen wir uns keine Illusionen machen, es sind keine üblen Enthüllungen mehr zu befürchten. Wir können nicht enttäuscht werden, es sei denn, er würde jetzt einknicken.
Hätte Saunders sich durchgesetzt, was hätte die Welt gewonnen? Eine weitere traurige Gestalt, das Scheitern war ihm schon anzusehen.
Eitel und faul waren auch Zöglinge des Establishments wie Bush jr.. Das erworbene Geld allein macht einen Selfmademan nicht automatisch zu einem von ihnen.
Amerikas Mehrheit träumt wieder von Mr.Deeds Goes to Town, natürlich nicht so moralisch clean und naiv wie die Gestalt von Frank Capras Hollywoodschnulze 1940.
Und weil man genug von der Verlogenheit der Ostküste und der Westküste hatte, wählte man einen, der das feine Lügengespinst unerschrocken mit schlechtem Benehmen beiseite wischte. Das war zwar eine symbolische Geste, aber wenn T. auch nur ein wenig von Alexander von Makedoniens Tatkraft entwickelt, wie sie der nach dem Schlag gegen den Gordischen Knoten entwickelt hat …
Immerhin haben die Republikaner immer noch die Parlamentsmehrheit und werden sich wohl mit ‘ihrem’ Präsidenten eher arrangieren.
Natürlich wird nichts so heiß gegessen. Da sagte T. doch heute schon verdächtig oft: Er werde …. die wunderbaren Veteranen zum Beispiel … nicht vergessen. Auch T. ein guter Hirte! Dass er für ‘Werte’ stünden, damit kann er sich aber nicht herausreden.

Die tonangebenden Schichten haben aufs Maul bekommen. Das Volk, das nach hundertfünfzig Jahren amerikanischen Aufstiegs zur Weltmacht immer noch ein grober Lümmel ist und auf allen Seiten noch eine Menge Zulauf bekommen hat, will Taten sehen.

Die Intellektuellen stehen vor der Herausforderung, den eigenen ästhetischen Widerwillen zu überwinden und wieder alles hinterfragen. Bei solchen Gelegenheiten hat man ja die üblichen Meinungsmacher des Fernsehens zur Anschauung, die einmal nicht in ihrer Arbeitskleidung, sondern in Gala-Talkshows auftreten und ihre Privilegien zeigen. Sie werden jetzt erst einmal die Medien mit ihren Bauchschmerzen füllen und uns als Publikum neu ausrichten wollen, nachdem das Warnen und Verharmlosen nichts gefruchtet hat. Jetzt muss in Deutschland die Bevölkerung vor Ansteckung geschützt werden, und wenn jemand nicht will, können wir auch anders.

Wahrscheinlich geht die westliche Welt irgendwann mit einem Wimmern unter.

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