22.6.21 Mail an hr info
Sprachkultur und Symbolpolitik in der Nachrichtensendung
Sehr geehrte Redaktion,
ich begann den Tag heute mit Ihren 9Uhr Nachrichten und habe mittlerweile den Verdacht, Sie führen allmählich das .Gendern ein, das bekanntlich von der Mehrheit der Hörer*** abgelehnt wird. Radio geht unmittelbar aufs Ohr und stört unnötigerweise viele Menschen, die schließlich auch ihre berechtigten Empfindlichkeiten haben.
Gendern stumpft das individuelle situationsbezogene Sprachgefühl ab. Da werden nur banale Probleme geschaffen, die die deutsche Sprache weiter verkümmern lassen.
Eine besonders krasse Verwendung heute früh geht mir nicht aus dem Kopf:
„Zivilisten und Zivilistinnen“ im Zusammenhang mit 12 Millionen sowjetischen Kriegsopfern.
Das Besondere an zivilen Opfern wie überhaupt „Zivilisten“ ist, nur ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu haben, eben NICHT Militärs zu sein, keine Ränge, keine Unterorganisationen, Befehlsketten, Auszeichnungen us.w. zu haben wie Polizisten und Polizistinnen, Soldaten und Soldatinnen.
Aber auch sonst kommt Blödsinn heraus, wenn kein Anlass dazu besteht; dabei ist die „und“-Lösung noch moderat verglichen mit den Sternchen. Ich meine bereits den Hiatus vernommen zu haben – nicht bei Ihnen, in hr „kultur“. Üben Sie schon heimlich das Klacken?
Mangelnde Distanzierung von dummer Symbolpolitik
Sind Promi-Bekenntnisse (Ersatzpräsident Neuer) und Denkmalenthüllungen durch den Bundespräsidenten des leeren Pathos wirklich relevante Morgennachrichten, die orientierend auf den Tag vorbereiten?
Auch das ein halbes Jahrhundert eher versteckte Thema der Wehrmachtsverbrechen wird in ein eindimensionales Moral-Kleid gesteckt., das die smarten ‚Nachgeborenen‘ nichts kostet. Ohne Einbezieung der zerstörerischen Methoden der stalinistischen Herrschaft sind bei dem Thema nicht einmal Selbstaufklärung und Verständigungsansätze zu erwarten. Die Menschen wurden zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben. Putin ist nicht nur in Ihren Nachrichtensendungen gewöhnlich der Bösewicht vom Dienst, warum dann seine Vorgänger so feinfühlig schonen?
Eine von der ‚Politik‘ befohlene Stadionbeleuchtung zugunsten einer gerade aus der Taufe gehobenen Befindlichkeitsideologie ist an sich schon eine anmaßende Frechheit. Wenn diese aber von den Gastgebern einer internationalen Veranstaltung ihren Gästen als überdimensionierter ‚Gruß‘ entgegengebracht werden soll, ist das ein krasser Verstoß gegen zivile Umgangsformen. Wenn die Sache nur ‚gut‘ erscheint, lässt man alle Hemmungen fallen. Ich erinnere mich noch an das Geschrei, das sich in den Medien erhob über kleine persönliche Gesten, Kniefälle, eine erhobene Faust, Abzeichen…. Die durchkommerzialisierte Welt des Fußballs übersteigt in ihrer Heuchelei zugegebenermaßen das Format von Morgennachrichten.
Mit freundlichem Gruß Detlev v. Graeve, Frankfurt am Main
(den Originaltext habe ich heute mit ein paar verdeutlichenden Retouchen versehen. 23.6.)
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