Von der Freiheit des Migranten, ja!

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Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalismus, dva 1.März 2013 EUR 16,80  (Neuauflage)  

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AKTUELL UND TYPISCH

Die Produktbeschreibung (1) umreißt treffend Fokus und Botschaft der erstmals 1994 erschienenen Textauswahl, die nicht ohne Grund mehrere Neuauflagen erlebt hat – dankenswerterweise seitenidentisch.

Das schmale Buch führt mitten hinein in das Lebensthema Vilém Flussers, der durch die hitlerdeutsche Mordmaschinerie 1940 aus Prag über London nach Brasilien verschlagen worden war und 1971 von dort ein zweites Mal emigrierte, um in Europa bis zu seinem Tod 1991 dieHälfte des Jahres ein akademisches Wanderleben zu führen.

Es handelt sich um Gelegenheitsschriften aus drei Jahrzehnten, die zwischen erfrischendem Realismus, seltsamen Utopien und provokativen Positionen wechseln, wie sie im damaligen politischen Klima damals nur von Seiten Betroffener, Migranten, akzeptiert wurden. Irritationen der einen oder anderen Art bleiben beim Lesen jedenfalls nicht aus. Bestimmte Formulierungen wird man aber nicht vergessen. Ein Zitat mag den Ton illustrieren: „Um entsetzt zu sein, muss man erstmal sitzen.“

Der Reiz dieser Texte besteht darin, dass sie über die Jahre nichts an Aktualität und Treffsicherheit verloren haben. Sie eignen sich bestens zur ersten Begegnung mit dem Autor. Das kann der Rezensent aus langjähriger Erfahrung sagen. Sie lassen sich auf verschiedenen Anspruchsniveaus lesen, weil sie in nuce, als literarische Miniaturen, Flussers ganzes Denken enthalten. ( Link: „[…], November 2011: Flusser an die Schule!”)

Dieses Denken strahlt auf die unterschiedlichsten Bereiche aus, vor allem aber geht es darum, dass mittlerweile allen Menschen die vertraute „Heimat“ durch Globalisierung und digitaler Revolution unter den Füßen weggezogen wird. Flussers Diagnose bestätigt sich: Die „Bodenlosigkeit“ der menschlichen Existenz scheint in wachsendem Tempo unser aller Schicksal zu werden. Flusser hat sie erfahren und begriffen. „Bodenlos“ ist auch der Titel seiner Autobiographie. Seine Vorschläge, wie das Individuum darauf reagieren kann, sind zumindest die Diskussion wert.

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(1)                Kurzbeschreibung

Erscheinungstermin: 1. März 2013
»Die Migration ist eine kreative Situation«. Vilém Flussers Kommunikations- und Medienphilosophie, die nicht für Einheit, sondern für Vielfalt, nicht für »Wiedervereinigung«, sondern für vernetzte Streuung plädiert, hat hier ihren Ausgangspunkt. Flusser setzt sich mit Phänomenen des Vertriebenseins, der Migration und des Nationalismus auseinander. Mit ebenso viel Nachdrücklichkeit wie Witz und Scharfsinnigkeit legt Flusser sein Denken dar, dass auf Erfahrungen basiert, die stark in der Biographie des Kommunikationsphilosophen verwurzelt sind. Die mit Migration verbundene Freiheit formuliert Flusser in Verantwortung um. Dazu bedarf es einer neuen Denkart, zu der Vilém Flussers Texte und Schriften anregen.

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