Archiv für den Monat: April 2025

„Unterholz“ bei Vincent van Gogh und Fritz Wiegmann

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Fritz Wiegmann entschied sich anfang der Dreißiger Jahre, künftig Fortschritts- und gar Revolutionsideologien in seiner künstlerischen Arbeit zu ignorieren. So zeigt sein Werk je nach Genre – Stilleben, Porträt, Theater und schließlich Landschaft – ganz unterschiedliche Orientierungen.

Seine Ölstudien zwischen 1964 bis 1971 bei den Aufenthalten in Beatenberg – vom Thunersee mit benachbarten Viertausendern und steilen Schluchten – lassen sich ebenso auf sein Studium chinesischer Berglandschaften beziehen wie auf Cezanne. Für seine im dichten Bergwald an den Hängen des 1950 m hohen Niederhorns (LINK) entstandenen Bildern mit Tendenz zu Gitterstruktur und versperrter Aussicht fehlte mir die Kenntnis ensprechender Vorbilder. Zwar waren Wiegmann vom jugendlichen Studium bis zur späten Schulpraxis als Kunstlehrer die Vorbilder Cezanne und van Gogh präsent, doch was hieß das schon?

Durch eine Zufallsbegegnung .mit der Werkmonografievan Gogh in Saint-Rémy and Auvers“ (Ronald Pickvance, The Metropolitan Museum of Art 1986)  erhielt ich den fehlenden Hinweis. Mit Einundachtzig habe ich nicht die Zeit, allen möglichen Impulsen nachzugehen, darum soll der Beitrag  nur Denkanstöße geben.

 

Die doppelseitige Abbildung 79 „Undergrowth with Two Figures“ – 50×100,2cm, completed by 24 June 1890 – steht in auf den Seiten 262/263.

Vincent_van_Gogh_-_Undergrowth_with_Two_Figures_(F773), Cincinnnati Art Museum, en.Wikipedia

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Erich Wolters – Brief aus Peking 12.12.1938 (früher nicht zugeordnet)

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Wiegmann hat unter seinen Papieren einen Brief aufgehoben, der scheinbar unlösbare Rätsel aufgibt, denn das zweite Blatt mit Gruß und Namen fehlt. Mit Hilfe eines jüngst erschlossenen Nachlasses im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt lässt sich der Brief überraschend zutreffend einordnen, denn Erichs Bruder Alfred Wolters war über Jahrzehnte ein prominenter Name der Frankfurter Museumslandschaft.

Und nicht nur das. Das Profil von Erich Wolters wird durch neue Informationen so sehr bereichert, dass ihm ein prominenter Platz unter den langjährigen Freunden von Fritz eingeräumt werden muss, auch wenn wir seine Lebensdaten – er war ein paar Jahre älter als Fritz –  bislang nicht kennen.

Gab dieser Brief Wiegmann den entscheidenden Impuls, sich 1939 noch einmal um Ausreise nach Ostasien zu bemühen? (Lebenslauf). Erich Wolters wurde erst 1954 brachial zum Verlassen der Volksrepublik China gezwungen. Er bewies in chaotischen Zeiten Intelligenz,  Eigensinn und Durchhaltevermögen, auch den Leichtsinn eines Erben aus rheinischer Industrie-Dynastie.

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