„WE COME AS FRIENDS“ (Südsudan) – Vorstellung der neuen Kolonialisten

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Bildschirmfoto 2018-11-06

 

Vor zwei Jahren hochgeladen (genau am 6.11.2018) und inzwischen 8x aufgerufen! Eine Schande!

Das sollte sich die verspielte post-koloniale Wohlstandsblase zu Gemüte führen, und andere Features der Art, von denen es noch genügend gibt!

# Zweiter Versuch am 24.4. 2021 #

 

Hubert Saupers Film (Der Link  führt – sorry – zu Amazon) ist eine einzige Einladung zu abschweifenden Gedanken, seine Szenen und der halbgare O-Ton laden dazu ein, Szenen oft grob im Schnitt, manchmal erfolgt ein erlösender Abbruch.

Das Vehikel der Filmleute, ein lächerliches Transportmittel, ein zweisitziger Flugapparat, der wie eine Clownsmütze daherkommt und alle möglichen Leute zum Lachen reizt. Damit kommt man nahe heran und offensichtlich durch.

In verschiedenen Expatriate-Milieus zeigen sich die Leute unerwartet spontan – Chinesen, UN-Vertreter, evangelikale Missionare etc.. Bilanz: Nichts hat sich seit dem klassischen Kolonialismus geändert. Null Kontakt mit elenden Eingeborenen, die nackt so exotisch wirken wie ihre pittoresken Kornspeicher. Die Missionare wollen sie wie der Schullehrer partout in Kleider stecken. „Ohne Schuluniform bist du ein Nichts“, sagt so ein Lehraufseher.

Chinesische Ölarbeiter buchstabieren ‚Afrika’. Einer unter ihnen ist Philosoph, zitiert einen Klassiker: man solle vorsichtig sein, weil fremde Menschen so anders sein könnten.

Zivile und militärische UN’ler teilen sich klar auf in Schwätzer im korrekten Anzug und grobschlächtige Söldner wie der angesoffene Schotte. Sie wissen, dass ihnen als professional peacemaker die Kriege  nicht ausgehen.

Evangelikale Texaner halten sich aggressive Doggen, ziehen einen Zaun um ihr Haus. Sie sind bigott oder stehen im Saft wie kalifornische Pornodarsteller der Siebziger Jahre.

Die Unternehmer lügen uns etwas vor, die afrikanischen Politiker lügen sich etwas vor und füllen sich die Taschen. Mit großem Pomp werden fünf Kilometer Stromleitung für ein paar hundert Hütten gefeiert.

Verschiedene Menschen aus dem Volk erfassen und formulieren bestechend klar, ich muss gestehen, zu meiner Überraschung. Die paar Jahre ‚Schule’ beim ‘Lehrer’ (bähh!) waren also nicht umsonst, wenn sie auch das Leben mehr gelehrt hat. Und ich denke an den „Dummen Iwan“ eine soziale Gestalt im zaristischen Russland, die in Andrej Sinjawskijs Studie über den russischen Volksglauben (1990 russisch in Paris und deutsch bei S. Fischer erschienen) unvergesslich geworden ist

Die Schulszenen und solche beim Militär zeigen, was den Menschen angetan wird. Die Angst im Dorf lässt spüren, wie das Land, auf dem und von dem die Menschen traditionell lebten, ihnen keinen Schutz mehr bietet. Sie fühlen sich ausgesetzt, mit vollem Recht.

Erschütternd fand ich den Fall vertriebener Menschen, die nur noch in der Zone ihrer Toten Obdach fanden, an einem Ort, den man traditionell meidet, weil er gefährlich ist. Auf andere Weise gefährlich sind das Trinkwasser in der Nähe der Ölbohrungen und die Landminen im ehemaligen Frontgebiet .

Die Leute sollen sich nicht so haben, sollen als Patrioten auf ihr Land verzichten, damit es „mechanisiert“, modernisiert wird. Dann wird es reichlich zu Essen geben für jedermann! Sagt der Politiker.

Der übertölpelte Chief, der seine Unterschrift unter das Enteignungspapier gesetzt hatte, gibt auf die Frage nach den Sezessionsgründen (vom arabisierten Sudan) an: Die Araber wollten uns das Land wegnehmen. Die Kamera blendet vor dem Moment der Erkenntnis aus. Wenn ich mich recht erinnere, sind zwanzig Prozent des südsudanesischen Bodens an ausländische Investoren verschenkt worden. War das ein Grund für die nach dem Filmdreh ausbrechenden Stammeskämpfe?

Die amerikanisch-chinesische Rivalität um Sudan war mir bisher nicht bewusst. Ich wusste auch nicht, wo überall im Südsudan Öl im Boden liegen soll.

Hillary Clinton tritt heute bereits als verlogenes Politik-Gespenst auf, als Fossil der vor-Trump-Epoche, das ahnen lässt, warum der ihr gestohlene Wahlsieg nur zweite, ach was dritte Wahl gewesen wäre.

11.10.18

 

 

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