Haltung und Techniken traditioneller Tuschmalerei – Notiz

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von Wiegmann handschriftlich auf zwei Blättern festgehalten. Beim Abtippen wird der Eindruck unabweisbar, dass Wiegmann einen traditionellen Text, der ihm wohl in englischer Übersetzung vorlag, übernommen hat. Indizien dafür für markiere ich in der Transkription unten mit einem *. Leider hat er nur eine Rohübersetzung verfertigt in ungewohnt holprigen Stil.

Zum Text scheinen mir drei Reproduktionen zu passen, zwei als Fotos, eine als Fotokopie. Wiegmann hat zu einem traditionellen Rollbild (Schwarzweißfoto) Nachzeichnungen gemacht, an denen die ästhetische Norm sich entdecken und veranschaulichen lässt. Hoffentlich können Sie etwas damit anfangen.

 

Haltung, Abläufe und Techniken

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                       Ich versuche den Text etwas zu straffen, die ganze Abschrift steht am Ende:

Die Idee muss erdacht sein bevor der Pinsel ergriffen wird – das ist der wichtigste Punkt beim Malen. Wenn der Maler den Pinsel aufnimmt, muss er absolut still, heiter und friedvoll sein und alle vulgären Gefühle ausschalten. Er muss sich schweigend vor die weißen Seidenrolle setzen, seine Seele konzentrieren und seine Lebensenergie kontrollieren.

Er muss die Seidenrolle von oben bis unten ansehen, die rechte und die linke Seite prüfen, die Innenseite und die Außenseite, den Weg einzutreten und den Weg sie zu verlassen. Wenn er einen vollständigen Einblick in seinen Geist hat, dann sollte er den Pinsel eintauchen und die Spitze anlecken.

Der erste lebendige Effekt bedeutet die erste Stufe, dann muss man den Plan machen, die dichten und zerstreuten Teile verteilen, dann Unterschiede machen zwischen dicken und dünnen Teilen, sie drehen und wenden, versuchen sie in Einklang zu bringen, so dass sich Ost und West harmonisch entsprechen. Wie das Bett des Bachs bereit sein wird für das Wasser wenn es ankommt und wie es offen fließt und ohne Zögern, das bringt das Ganze recht natürlich zusammen. Wenn jemand keine definitive Ansicht hat und die Gedanken sich richten auf Ruhm und Profit, allein danach trachten, dem Volk zu gefallen, und wenn jemand die Bäume und Steine in Unordnung auf die Rolle häuft ohne Gedanken oder Geschmack, dessen Malerei wird vulgär werden. Das heutige Publikum versteht nicht das Wesen der Malerei, es begreift nur die formale Ähnlichkeit. Wenn der Pinsel fett ist und die Tusche dick, nennen sie das Bild reich und groß, und war der Pinsel fein und die Tusche leicht, nennen sie es vornehm und originell. Wenn die Farbe leuchtet, glänzt und der Pinsel sanft ist, nennen sie es heiter und graziös. Sie haben keine Idee, wie groß ihr Irrtum ist. Die Alten machten gewöhnlich ihre Kompositionen verdichtet, aber ihre Technik war frei und leicht, während die Kompositionen moderner Maler schlaff sind und ihre Technik verkrampft. Wenn man dem Gesagten folgt, verschwinden scheinbare Frische und Verderbtheit, Vulgarität und Nachäfferei ohne Anstrengung.

 

 

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„Die Drachen Adern“ (Gerüst der Kraftlinien) der räumliche Abstand (öffnend und schließend) und die (rythmisch) steigenden und fallenden Formteile (Flächen) der alten Malweise sind bis jetzt noch nicht sauber aufgezeichnet. …. Schüler können diese Dinge nicht endgültig begreifen ohne die Theorie mit der Praxis zu verbinden.

„Die Drachen Adern“ sind die Quelle von Lebendigkeit und Kraft im Bild. Sie mögen schräg oder gerade, vollständig oder fragmentarisch, unterbrochen oder kontinuierlich, verborgen oder offen sichtbar sein. Man mag von ihnen sagen, dass sie den Stil formen. Den offenen Zwischenräumen folgen vom Gipfel zum Boden, von den hauptsächlichsten zu den folgenden in richtiger Reihenfolge, manchmal sind sie dicht zusammen, manchmal offen und weit. Die getürmten Gipfel, die gewundenen Wege, die abschließenden Wolken, die teilenden Wasserfälle, alle haben ihren Ursprung darin. Die Auf und Ab Bewegung sollte sich von nah zu fern fortsetzen, so dass Vordergrund und Hintergrund klar geschieden werden. Diese Bewegungsformen müssen hoch und erhaben aufsteigen oder einfach gezeichnet werden. Die stützenden Formen müssen miteinander korrespondieren, Spitze, Körper und Fuss der Berge müssen vollkommen abgewogen und balanciert sein. Diese Elemente machen das aus, was man Praxis nennt.

II

Wenn man die „Drachen Adern“ begreift, aber keinen Unterschied macht zwischen dem Offenen und dem Geschlossenen und dem Aufsteigenden und dem Fallenden, hat das Bild keine Kraft. Wenn man das Auf und Ab begreift, das Offen und Geschlossen, aber diese Elemente nicht in den „Drachen Adern“ basiert, so kann man sagen, man betrachtet das Kind und vernachlässigt (verleugnet)die Mutter.

 

 

 

Transkription:

Ende Ming gab es üble Gewohnheiten und Malschulen, die Chê-Schule war die schlechteste unter ihnen. Was die grossen Maler von den Wu und Yün chien Schulen betrifft, wie Wên Pi und Chên Chun und das Haupt der Schule Tung Ch’i- chang, alle ihre Werke waren gemengt mit Schwindel (Fälschungen). Eine falsche Sache übermittelt eine andere daher also fortschreitendes Hervorbringen eine Folge von korrupten Praktiken. Die üblen Gewohnheiten dieser Schulen (die Wu und die Yün-chien) war/en/ stark verschieden von der der Chê Schule. Diejenigen die Tuschmalerei erlernen wollen müssen besonders sie vermeiden.

„*Die Idee muss erdacht sein bevor der Pinsel ergriffen wird – das ist der wichtigste Punkrt beim Malen. Wenn der Maler den Pinsel aufnimmt, muss er absolut still, heiter und friedvoll sein und alle vulgären Gefühle ausschalten. Er muss in Schweigen niedersitzen vor der weißen Seidenrolle, seine Seele konzentrieren und seine Lebensenergie kontrollieren.

Er muss ansehen das Hohe und das Niedrige, examinieren Rechts und Links, Innenseite und Aussenseite der Rolle, den Weg einzutreten und den Weg zu verlassen. Wenn er einen vollständigen Einblick in seinen Geist hat, dann sollte er den Pinsel eintauchen und die Spitze anlecken.

Der erste lebendige Effect ist die erste Stufe zu gewinnen, dann muss man den Bau entwerfen (den Plan machen) dann ausdehnen die dichten und zerstreuten Teile, dann Unterschiede machen zwischen dicken und dünnen Teilen, sie drehen und wenden, versuchen sie in Einklang zu bringen (tap and rub)* so dass sich Ost und West harmonisch entsprechen. Wie das Bett des Bachs bereit sein wird für das Wasser wenn es ankommt und wie es offen fliesst und ohne Zögern, das bringt das ganze Ding recht natürlich zusammen. Wenn jemand keine definitive Ansicht hat und die Gedanken sich richten auf Ruhm und Profit, allein darnach trachtend dem Volk zu gefallen, und wenn jemand die Bäume und Steine verteilt (ausstreut) sie in Unordnung aufhäuft, alles verdrehend und verzappelt auf die Rolle ohne Gedanken oder Geschmack, (dessen)* Malerei wird vulgär werden. Das heutige Publikum versteht nicht das Wesen der Malerei es begreift nur die formale Ähnlichkeit. Wenn der Pinsel fett ist und die Tusche dick nennen sie das Bild reich und gross und /S.2/ war der Pinsel fein und die Tusche leicht, nennen sie es vornehm und originell. Wenn die Farbe leuchtet (glänzt) und der Pinsel sanft ist, nennen sie es heiter und graziös. Sie haben keine Idee, wie groß ihr Irrtum ist/ in welchem Irrtum sie sind. Die Alten machten gewöhnlich ihre Kompositionen verdichtet (condensiert) aber ihre Technick war frei und leicht, während die Kompositionen moderner Maler locker (schlaff) sind und ihre Technick gezwungen. Wenn man dieses richtig beobachtet, verschwinden ohne Anstrengung Frische und Korruptheit Vulgarität und Nachäfferei bei ihnen.

„Die Drachen Adern“ (Linien-Gerüst der Kraft…linien) der räumliche Abstand (öffnend und schließend) und die (rythmisch) steigenden und fallenden Formteile (Flächen) der alten Malweise sind bis jetzt noch nicht sauber aufgezeichnet. Wang Shi Kou?/ erklärt diese Prinzipien und spätere Schüler sind ihm gefolgt, aber nach meiner Ansicht*, die Schüler können diese Dinge nicht endgültig begreifen ohne Stil (oder Theorie) mit der Praxis zu verbinden.

„Die Drachen Adern“ sind die Quelle von Vitalität/Lebendigkeit und Kraft im Bild. Sie mögen schräg oder gerade, vollständig oder fragmentarisch, unterbrochen oder kontinuierlich, verborgen oder offen sichtbar sein. Man mag von ihnen sagen dass sie den Stil formen. Den offenen Zwischenräumen folgen vom Gipfel zum Boden, der hauptsächli//sten und die folgenden (einrahmen) in richtiger Reihenfolge , manchmal sind sie dicht zusammen gebracht, manchmal offen und riesig. Die getürmten Gipfel, die gewundenen Wege, die abschliessenden Wolken, die teilenden Wasserfälle, alle haben ihren Ursprung darin. Die Auf und Ab Bewegung sollte sich von nah zu fern fortsetzen, so dass Vordergrund und Hintergrund klar geschieden wird. Diese Bewegungsformen müssen hoch und erhaben aufsteigen oder einfach gezeichnet werden. Die stützenden Formen müssen miteinander correspondieren, Spitze, Körper und Fuss der Berge müssen vollkommen abgewogen und balanziert sein. Diese Elemente machen das aus, was man Praktik (practice)* nennt.

II

Wenn man die „Drachen Adern“ begreift aber keinen Unterschied macht zwischen dem Offenen und dem Geschlossenen und dem Aufsteigenden und dem Fallenden, das Bild … * und hat keine Kraft. Wenn man begreift das Auf und Ab, das Offen und Geschlossen aber diese Elemente nicht basiert in den „Drachen Adern“ so ist zu sagen, dass man das Kind betrachtet und die Mutter vernachlässigt (verleugnet)

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