Berühmt, aber unerlöst – Edward Hopper

|

Ausstellungbericht aus der SCHIRN, Frankfurt am 3. 1. 1993 – für Friedrich geschrieben – Upload 12.6.2016

Davon abgesehen, dass jede Vermarktung den Personenkult fördert, hat die Nachwelt kein Interesse an allen Übungsarbeiten, Irrungen und Wirrungen. Wenn schon der Mensch nicht die Stufe seiner unvergänglichen ‚Werke‘ erreicht ( wie der ideale Meister der Zen-Malerei ), muss man dann posthum dem Publlikum  die künstlerische Exhumierung zumuten?

Die Kunstredakteure und Verleger hatten unauffällig HOPPER auf einen Themenkreis nordamerikanischer Nostalgie  reduziert, der einem aktuellen Lebensgefühl entsprach, auf einen kleinen Kreis von Themen in einer adäquaten Maltechnik. Die Schirn bietet nun:

Pariser Akademismus geradezu reaktionärer Qualität, abgesoffene Radierungen jenseits von Daumier und vom Paris mystifizierenden Meryon, unsicheren Umgang mit Licht und Farben, verwaschene Konturen und einen absolut verklemmten Zugang zum weiblichen Körper. Selbst die wenigen ‚amerikanischen‘ Höhepunkte in Öl oder eher schon Aquarell stecken in einschnürenden Bilderrahmen. Die umgebenden Wandflächen sind aufwendig in musealem Rot getüncht worden. Die Auftragsarbeiten für Ostküsten-Magazine sind etwas witzig.

Die Frage taucht auf, ob Reproduktion nicht die angemessenste Begegnungsform bietet, wie  beispielsweise ‚mein‘ großzügiges HOPPER-Buch (Lloyd Goodrich,1970, Reissued 1989 by Harry M.Abrams,Inc. N.Y.) , das die pseudofotografischen Bildausschnitte klar vom weißen Untergrund abhebt und zudem ein paarmal das Schlimmste durch Weglassen der Farben verhütet oder auch im Farbdruck rettet.

Motivtreue, depressive Grundstimmung, gewissenhafte Notiz und Geduld vor der ‚Natur‘ – dabei kommt mir Zackes oberitalienische Urlaubsmalerei in den Sinn. Als fotografischer Bilderdieb mit unaufwendiger „Schnappschuss-Ästhetik“ (Robert Frank, USA 1959) habe ich Mühe, diese selbstquälerisch angelegte Kreativität zu akzeptieren, zumal so viel Zufälliges unkorrigiert stehen bleibt. Wozu aber sonst als zu Erkenntnis soll Zeichnung gut sein?

Der Rückweg vom Sack der SCHIRN-Ausstellung ist ungewöhnlich kurz, die Gesichter der Mitbetrachter sind eher finster. Dabei so viel interessante Menschen, besonders Frauen! Wieviel schlechte Energien müssen sich hier am überfüllten Wochenende zuvor konzentriert haben! Am Katalogstand unten der Gabriele Münter-Katalog: Was für Energien, welche Versprechungen!! Oder die kleinformatige Erotik der Fotopostkarten!!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert