Kirchner „The Photographic Work“

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Ich stand im Büchermarkt vor der amerikanischen Ausgabe, blätterte. Na, für 15 €! Aber wer würde sich bei einem anonymen Künstler für so etwas interessieren? Am Heiligen ist alles heilig, am Genialen alles genial. Man verwertet die Reste. Ist 2006 auch Mainstream-Strategie darin? Etwa die: Photography and Fine Art? Adelt der Kirchner nun das Medium?    

Mich hat etwas anderes berührt: die Fülle persönlicher Fotos, aus der wir bisher ein paar Kostpröbchen erhielten. Man hat so vieles gelesen über sein Leben, seine Beziehungen, die ganz moderne Sucht und seine exotische Existenz zwischen schweizer Bergbauern. Gerade seine Porträts dieser schlichten Menschen (oder wie er sie sonst genannt haben mag) spiegeln seine unmögliche, touristische, quasi exilierte, also moderne Position inmitten dieses Milieus. Nicht einmal ihre Namen hat er auf den Bildrücken geschrieben. Er hielt sich wohl für einen Anthropologen, war er ja auch auf seine Weise, natürlich nur so weit, wie er und sein Freundeskreis nicht Anstoß erregten. Doch die Eingeborenen erscheinen sehr zivilisiert, also tolerant.

Zum anderen erfüllt das Buch den tiefen Wunsch des Sammlers oder in meinem Fall des Ausstellungsbesuchers, die verehrten Fetische in situ zu erleben,  zum Beispiel diese farbigen Holzskulpturen. Und da die genau wie ihre splitternackten Modelle derselben Reduktion in zwei Dimensionen und etliche Grauwerten unterworfen sind, kommen sie einander sehr nahe.

Übrigens habe ich das Buch noch kaum geöffnet, es ist so gut wie jungfräulich.

Der Blick ins Atelier bleibt uns verwehrt. Doch ist Kirchner im Vergleich zu seinen Kollegen der Nachwelt jedenfalls gegenüber sehr offen.

Das zweite Buch, dass ich mir heute kaufte, für immerhin 25€ (wegen des Erkenntniswertes) war: Beuys. Die Revolution sind wir. Ich muss damals in den Siebzigern etwas übersehen haben. Ich sollte das nachprüfen.

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