Wie funktioniert eine wirklich gute Schule?

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…oder: Disziplin in Freiheit – unter den Kollegen verteilt:

Die „Schulmüdigkeit“ unserer älteren Schüler macht mir Sorgen. Die staatliche Beschulung der deutschen Nation hat den Zenit ihrer Erfolge vor langer Zeit überschritten, wahrscheinlich am Ende des Industriellen Zeitalters.
Mindestens seit zehn Jahren lachen wir über die kuriosen Auswüchse einer „Zentralverwaltungswirtschaft“. Wann dürfen wir endlich erleichtert über eine vergangene „föderalistische Verwaltungsschule“ lachen? Bis dahin wird auch das Hessen ins Haus stehende Zentralabitur bloß nach dem Gesetz der Anpassung an obrigkeitliche Wünsche und Vorschriften ablaufen.
Pädagogische Wissensfortschritte sollten inzwischen erlauben, den Erfolg unserer Schüler in „Basisqualifikationen“ unabhängig zu überprüfen. Was ist denn mehr nötig? Studium und Berufsleben stellen den Menschen doch keine „Schulaufgaben“! Eingangsprüfungen für Ausbildungsgänge halte ich auch nicht für schlecht. Spezielle Kenntnisse wären leicht in kompakten Kursen zu vermitteln und mit „Scheinen“ zu quittieren, die für die Zulassung zu weiterführenden Bildungsgängen vorgelegt werden müssen.
Dazu gehört auch der Umgang mit dem PC an den Schulen, der endlich aus der Klemme zwischen Unterforderung der einen, Überforderung der anderen befreit werden müßte. Die erfahrenen und interessierten Schüler brauchen kreative Aufgaben, darunter auch solche, die praktisch der Schulgemeinde nützen. Das wird noch viel zu wenig praktiziert.
„Qualifizierende Kurse“ wären ein Aufgabenbereich für die Lehrer. Und die anderen? Neben Konfliktlotsen und Berufsberatern sollte es endlich Lotsen im individuellen Bildungsgang geben, die in der Lage sind, in einem ganzen Fachbereich souverän zu navigieren: Die Methoden der Literaturwissenschaft beispielsweise könnten die Schüler beim einen Kollegen in Englisch, beim zweiten in Deutsch oder beim Dritten in Französisch erwerben und erproben. Die Lust am Lesen sollte sich auch an verschiedenen geistigen Orten vermitteln lassen. Sie, nicht eine Zwangsbehandlung mit angeblichen Standardtexten entscheidet, ob Erwachsene „literarische Bildung“ haben.
Schreibkurse runden als freies Angebot in Konkurrenz mit anderen kreativen Angeboten die literarische Bildung ab, so weit die Schüler dies wünschen, ebenso Film-, Theater- oder Hörspielkurse. Auch Kunst und Musik haben zwei Hauptseiten: die der praktischen und analytischen Grundtechniken, sowie die kreative Seite, die über freiwillige Angebote organisiert werden sollte.
Gastlehrer (“native speaker“) und Grammatiker sollten sich um die Sprachbeherrschung kümmern, „Moderne Rhetoren“ um die Techniken der Sachanalyse und Argumentation, des Referats, der Diskussion und der Rede, wie sie gerade im Aufgabenfeld II verlangt werden, sowie um journalistische Grundtechniken.
Schulende Kurse und notfalls Nachschulung bis ein minimaler Standard erreicht ist.
Für das 2.Aufgabenfeld zwischen Geschichte, Politik-, Sozial- und Wirtschafts-wissenschaften und für die Naturwissenschaften mit Mathematik gilt entsprechendes:
Stärken und Vorlieben der Lehrerindividuen könnten mehr zum Tragen kommen.
Die Spezialisten und die Generalisten unter ihnen hätten ihren wertvollen Anteil daran.
Ethiklehre und Religionslehrer sollten ihre Aufgaben in freundschaftlicher Konkurrenz erfüllen, und an großen Schulen um praktizierende Sozialarbeiter und Psychologen ergänzt werden.
Eine Zwischengruppe von Personal wäre nötig: Techniker die Wartung machen und einführende Kurse geben, Bibliothekare, die organisieren und lehren, …..
Genug: Ich muss schließlich als alter Mann mein Geld im vollen Deputat an der ständig bedrohlich wankenden Unterrichtsfront verdienen .

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