William R.Pitt und Scott Ritter: KRIEG GEGEN DEN IRAK (2002)

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Flugblatt, nach dem 25.1.2003 an der Altkönigschule verteilt:

Werbung für ein außergewöhnliches Buch

KRIEG GEGEN DEN IRAK – Was die Bush-Regierung verschweigt.

von William Rivers Pitt und Scott Ritter (1991-98 Waffeninspektor im Irak, Golfkriegteilnehmer ,Republikaner):

Das Buch ist als „kiwi748“ vom Kiepenheuer&Witsch Verlag im Dezember außer der Reihe  verlegt worden, den Buchhandlungen nur mit Fax angekündigt.   Der zeitliche Abstand zum August, als das Manuskript entstand , erlaubt uns, seine Prognose (S.97) zu überprüfen.

Das schmale leicht lesbare Buch ist kein geschwätziger Schnellschuss, sondern liefert Hintergrundsinformationen, die es zum zeitgeschichtlichen Dokument der 90er Jahre macht. Der Autor ist im Team nicht als Techniker oder Naturwissenschaftler tätig gewesen, sondern hat als „Detektiv“ Überblickswissen erworben. Der Preis ist mit Euro 6,90 niedrig; zum Kennenlernen verfüge ich über zwei Ansichtsexemplare. Darum will ich auch nicht erzählen, was drinsteht, sondern anmerken, was ich  daraus  gelernt habe, um Sie neugierig zu machen.     

1

Wir brauchen Geheimdienste ! ( Sind Pullach und Co. welche? ) Was Sc.Ritter über CIA-Agenten sagt (S.75), sollte man mit Hans Blix im SPIEGEL-Interview (irgendwann Herbst 2002)  vergleichen!

Wiederholt  hebt er die Kriterien angemessener Zusammenarbeit hervor:  Es wird klar, dass  Integrität und Kompetenz vom Inspektor ( ein geradezu literarisches Wort!) /und seinen Auftraggebern/, nicht aber von den Informationsquellen zu erwarten und zu fordern ist, die oft genug genötigt werden und legitimerweise eigene Ziele verfolgen.

Der Fall Khidir Hamza, (S. 71 f. ) :  Informanten setzen (nur formallogisch) Vertrauen voraus.

2

Das öffentliche Streitgespräch als  uralte demokratische Disziplin (Siehe Jan Huizinga: HomoLudens)! Sein ehemaliger Chef Butler verweigert ihm das.

3

Völkerrecht  entwickeln!

Auch der Angeklagte, ja der notorische Verbrecher  hat in einer bürgerlichen Gesellschaft Rechte, weswegen es eine entsprechende Strafprozess-Ordnung gibt. Im Völkerrecht müssen noch zwei Extreme aufeinander zugehen: das ältere Konzept einer unbeschränkten Souveränität  und das jüngere einer Weltfriedensordnung durch völkerrechtliche Institutionen  wie vor allem die UNO. – Dafür scheint mir momentan Europa einzutreten -. Ein souveräner Staat wie der Irak ( oder Nordkorea oder…) darf also  im Interesse der nationalen Würde und Sicherheit ( S. 76) auch einer UN-Inspektion Grenzen ziehen. So hat der neue UNSCOM-Chef Butler 1998 durch Spionage  die Inspektoren diskreditiert.

4

Man mache sich einmal klar, dass zunächst  einmal jeder souveräne Staat Massenvernichtungswaffen entwickeln und bereitstellen darf, wenn er nicht vertraglich  auf dieses Recht verzichtet. Scott Ritter sieht dieses Recht selbst beim von UN-Resolutionen geknebelten Irak nicht völlig aufgehoben! (S. 66 Kurzstreckenraketen; S. 54 Ersatzteile für konventionelle Waffensysteme).

5

Demokratie  ( anderswo : Durchsetzung der Menschenrechte ): Wenn man die kulturelle Basis nicht beachtet, weil man fremde Kulturen  nicht ernst nimmt,  bleibt dieses Ziel ohne Chancen. Feudale, vorstaatliche Strukturen  ( die europäische Mediävistik hat dafür den Begriff „Personenverbandsstaat“ erfunden, aber eigentlich existiert nur der Personenverband, und Staat  ist nur die konventio-nelle Schublade  für die europäische Denkweise ) funktionieren nach eigenen Regeln. Europa erfährt dies bei Kriminalfällen kurdischer oder albanischer Blutrache bzw. im Kontext mafioser organisierter Kriminalität. Und so begründet Sc.Ritter kühl die Notwendigkeit der Diktatur im Irak , unter und nach Saddam ( S. 82). „Die Entwicklung einer lebensfähigen Mittelklasse über die religiösen, ethnischen und Stammesgrenzen hinweg “ nach Aufhebung der Sanktionen erscheint nicht nur ihm als der einzige Jahrzehnte dauernde Weg. (S.82)

6

Auf S. 99 nimmt Scott Ritter Stellung zum Vorwurf, Verräter zu sein. Er beruft sich  nur auf seine Biografie, aber auch auf den Eid, den er als Offizier bei den Marines auf die Verfassung geschworen hat (S.99), auf den Anspruch einer Regierung des Volks , durch das Volk und für das Volk, von der Redefreiheit und den individuellen bürgerlichen Freiheiten  ( S.99) und er sagt: „Wir haben keine Demokratie, solange die Bürger sich nicht einmischen“, zu einer breit angelegten Debatte und zu einem Dialog beitragen. ( S.100).

Einer meiner Helden ist Noam Chomsky, der Linguist vom MIT,Mass. ( seine politische Biografie steht in der Schulbücherei!), und seine Analyse der – nicht nur amerikanischen –  modernen Demokratie fasziniert mich, aber das Gewicht seiner Feststellungen erkenne  ich erst jetzt, wo ich den Ernst der Lage begreife.

Die gewöhnliche Rechthaberei gehobener Journalisten hat uns alle ziemlich abgestumpft. Das regelmäßige laute Wehklagen um Fehltritte auf symbolischer Ebene lässt alle Maßstäbe verschwinden: Verbale Entgleisungen (z.B diverse Hitler-Vergleiche) und atmosphärische Störungen zwischen Freunden aufzubauschen, führt faktisch zur Verdummung der Öffentlichkeit. Gerade in Deutschland wäre es  nach fünfzig Jahren parteipolitischer Scheingefechte an der Zeit,  auch im  Journalismus die Sachinformation wieder in den Vordergrund zu stellen. Dabei könnte uns die amerikanische Tradition, die Amerika bereits weitgehend selbst verraten hat, eine Richtschnur bieten.

Ich kann mindestens einen Titel  entsprechender Originalliteratur, die bereits bei westdeutscher Reeducation in den fünfziger Jahren gedient hat, zur Verfügung stellen.

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