2003 – Polen und Melanie im Raum 248

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7. Februar 2003

FĂŒnf Unterrichtsstunden habe ich mir gegeben in der 13, um dem Bild der „Autoschieberbanden“ und dem finsteren deutschen Anblick der DDR Substanz entgegenzusetzen.

Ich erzĂ€hle in der Kursöffentlichkeit, deutlich abgesetzt von dem was SchĂŒler, aber auch ihre Quellen an Deformation und Mythen  bieten, sehr persönliche Geschichten, eben das, was nur der Insider  oder der unaufgeregte Langzeitbeobachter berichten kann, der die StĂ€rken dieses dramatisch begabten Volkes erlebt und bewundert hat, die Übertreibungen – an seinen best friends akzeptieren konnte und deren Desorientierung teilte, als die schönen Zeiten des Widerstands ein fĂŒr allemal zuende waren.

Heute legte ich in einer Freistunde starke Songs von Melanie auf.  Michael Stadtler kam herein und schnupperte begeistert, seufzte und bot mir bei laufender Melanie seinen Schwarm Janis (Joplin) an; von meiner Frage nach einer CD zur Notlandung gezwungen, befreite er sich mit der Erinnerung, wie er mit einem Fuck-Titel von Janis weiland unseren (damals jugendlichen) BĂŒcherwart Kowald schockiert habe….. Nostalgie, Nostalgie! Ich beharrte darauf: Melanie (Ruby Tuesday; My Song) sei Gegenwart ….. und der habe sich empört gezeigt ĂŒber die VernachlĂ€ssigung des deutschen Erbes durch die Polen in Schlesien, bis er 1989 begriffen hĂ€tte, was das Motiv war: Zweifel an der Dauerhaftigkeit der sogenannten Westverschiebung. Ich hatte mich aber auch aufgeregt. Dazu gibt es auch Geschichten.

Ich muss einmal ein persönliches und buntes Polen-Buch machen: „Es war einmal: „…Polen wird… solang’ wir leben“ – unzuverlĂ€ssige Erinnerung an einen jugendlichen, oberflĂ€chlichen Umgang mit Polen, beginnend mit den Filmen im Filmstudio an der Frankfurter Uni, der Rezension von Mrozeks Satiren in meiner SchĂŒlerzeitung, dann das Satire-Wochenblatt Szpilki 1976 usw.

(17.6.2014)

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