Gk-Fachvorsteher: -> Gk-Konferenzvorlagen Persönliche Überlegungen zur Zeitökonomie in der „Qualifikationsphase“ an der AKS E N T W U R F !
Anlaß bzw. Anlässe:
Die erste Woche nach den Herbstferien beginnt mit Unterrichtsausfall und weiteren Ankündigungen wie die des Besuchs des Arbeitsamts an der AKS kommenden Freitag und Montag (häppchenweise zu je 20‘ pro Schüler) .
Ohne Rücksprache hat die Schulleitung der Jahrgangsstufe 13 eine Doppelstunde für die Absprache „schulischer Aktivitäten“ im Zusammenhang mit dem Abitur („Abizeitung“ wird konkret genannt) genehmigt, und – wie ich überrascht erfahre – das ist Routine, die bisher bloß andere Fächer betroffen hat.
Gk, das neuerdings mit dem Nachmittagstermin in der Verdauungsphase zu kämpfen hat, wird also mit fast vier Wochen Unterbrechung wieder beginnen (Kursfahrten, Herbstferien), keine drei Wochen vor der Kursarbeit.
Was ist mein Problem?
Vergegenwärtigen wir uns: Zeit, schlichte einfache Unterrichtszeit ist immer kostbarer, die Planung von Unterricht zwischen Unterrichtsausfällen und fixierten Arbeitsterminen wird immer aufwendiger. Die kleinste Unaufmerksamkeit führt zu bösen Überraschungen. Der „Stoffdruck“ nimmt zu. Wie sollen da das Gespräch mit der Lerngruppe und die Anleitung zum selbständigen Arbeiten noch eine Chance haben? Wann sollen Gruppenarbeitsphasen möglich sein? Wozu brauchen wir dann noch eine Bibliothek, wenn nur noch ein optimiertes Kurzprogramm eine Realisierungschance hat? Da können wir unsere Unterrichtseinheit gleich von der Stange kaufen!
Persönliche Beurlaubungen werden nicht leichthin beantragt und gewährt. Wir haben für Exkursionen usw. uns auf Korridore eingelassen, nur damit andere in diese Lücke springen? Doch wohl kaum.
Berufsfindung ist eine wichtige Sache, die früher von der Institution Schule ganz vernachlässigt wurde. Die Schüler schätzen inzwischen deren Bedeutung für sich richtig ein. Sich darum zu kümmern, ist ihre persönliche Verantwortung. Das legitime Interesse zu respektieren heißt nicht, ihm jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen und pauschal die Verantwortung für den schulischen Bildungserfolg der Einzelnen auf unsere breiten Schultern zu laden, nach dem Motto: Was für alle ausfällt, fällt eigentlich nicht aus. Eine kurze Kontaktanbahnung an einem Termin im „Korridor“ wäre der angemesse Beitrag der Schule.( -> Antrag!) Vergessen wir nicht, daß spätestens in 13 nicht wenige Schüler sich für Bewerbungsgespräche und Einstellungstests usw. beurlauben lassen, und das mehr als einmal.
Momentan werben zwei Universitäten mit Tagen der Offenen Tür an der AKS . Die Ergebnisse sind jedes Jahr umstritten gewesen, unbestreitbar sind die Unterrichtsausfälle. Übrigens könnten mit gleichem Recht eine ganze Menge Institutionen an uns herantreten. Wenn das KM die Unterrichtsbefreiungen sanktioniert hat, heißt das nicht, daß wir durch unser schulinternes Verfahren solchen Tendenzen Vorschub leisten müssen, auch dem bequemen „Schwänzen“ nicht.
Schüler können an der Organisation „schulischer Aktivitäten“ unbestreitbar Wertvolles lernen. – Aber müssen wir ihnen deshalb den Unterricht opfern? Ausgerechnet solchen Interessen, die sich durchgesetzt haben, die die Schüler „ angenommen“ haben? Für den Anschub neuer Themen würde ich noch Opfer an Unterricht bringen wollen, die hätten es nötig. Die Dinge, für die wir jetzt Abstriche machen sollen, hätten es aber nicht nötig. Ob eine Abizeitung, -rallye, -party, ein Abiball oder -scherz zustandekommen oder nicht, liegt meines Erachtens in der freien Selbstverantwortung der Schüler. Geben wir ihnen quasi-offiziellen Status, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn diese „ sozialen“ Aspekte des Abiturs in den letzten Jahren immer frühzeitiger und aufdringlicher in den Vordergrund rücken. Und die Schüler haben sich diese Privilegierung nicht einmal erkämpft.
Ob uns der Anlaß im einzelnen nun ärgert oder freut: Als Lehrer und als Schule haben wir im Umfeld von Schulabschluß und Reifeprüfung unsere spezifischen Aufgaben, wie sie uns von Prüfungsverordnung und dem ritualisierten Verfahren der Abiturthemenstellung eindrücklich jedes Jahr wieder nahegelegt werden. Wenn ich als Prüfer vor diese Ansprüche gestellt werde, darf ich auch als Lehrer die mir zustehende Unterrichtszeit erwarten.
Der Tendenz zu frühzeitiger Loslösung vieler Schüler und Schülerinnen nicht nur aus dem Elternhaus, sondern auch aus dem Lern- und Lebensraum Schule sollten wir verständnisvoll, aber unter Wahrung „unserer“ legitimen , weil gemeinsamen Interessen begegnen. Wenn wir nur noch formale „Leistungsnachweise“ und deren ebenso formale „Ergebnisse“ ernstnehmen, verfehlen wir – das meine ich ganz nüchtern – unseren gesellschaftlichen „Bildungsauftrag“. Von den Schülern dürfen wir nicht die Weisheit erwarten, die unserem eigenen Handeln abgeht. Wir erleben doch jedes Jahr aufs neue, wie viele sich in ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten verschätzen.
„Letzte Tankstelle vor der Autobahn“:
Wann werden die künftigen Lehrlinge in ihren „Lehrgängen“ , wann die Studenten in ihren Massenveranstaltungen wieder nachdenken, nachfragen, diskutieren und ehrlich streiten können? Wer wird sie nach dem Arbeitsklima und nach persönlichen Interessen und Problemen fragen? Ich will unsere Realität nicht idealisieren, aber wenn wir auf diesen Gebieten etwas leisten können sollen, dann brauchen wir unsere Zeit.
P.S.
Wenn ich ganz falsch liegen sollte, hätte ich einen ganz anderen Vorschlag: eine Fahrschule und eine Autowerkstatt angliedern und damit den Etat der AKS aufbessern.