Nacharbeit oder Konzeptfotografie?

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Konzeptfotografie?

Man kann ja viel tun wollen zur Rettung kreativer Fotografie in Zeiten der Digitalisierung, aber bitte nicht das! Auf jeden Fall nicht der eingebauten Tendenz des Mediums zur freien Bildbearbeitung nachgeben! Die Fotografie ist ohnehin weitgehend vom Angelsport zur Industriefischerei mit Treibnetzen geworden. RĂŒckkehr zur Fotochemie bedeutet heute SelbstbeschrĂ€nkung, bietet aber keine verlĂ€ssliche Zuflucht.

 

Bild- und Sinnebene

Die bewusste VerÀnderung des Mediums darf nicht so weit gehen, das VerhÀltnis, die intime Beziehung der beiden Ebenen der Fotografie zu stören, ja zu zerstören. Im Typ des  fotografischen Fotos sind sie noch in Symbiose wie siamesische Zwillinge. Die Momentaufnahme war eine epochale Errungenschaft nach einem, auch dem technischen Stand geschuldeten, konventionellen Arrangement.

 

Nachbearbeitung im Labor

Sie war und ist nach der EinfĂŒhrung von PapierabzĂŒgen unabdingbar , aber wie ist sie vorzunehmen? Erstens konservierend und dann prĂ€parierend. Der Eros der Nachbearbeitung ist immer auch der manipulierende Eros. PrĂ€parieren ist kreativ, aber dem ‚Referenten’ oder der ‚Mimesis’ verpflichtet, ist also vorwiegend Interpretieren, Herausarbeiten, wie beim PrĂ€parat auf dem ObjekttrĂ€ger des Mikroskops oder der Bearbeitung des in einer Schieferplatte konservierten Fossils. Die Beseelung des betrachtenden Subjekts (BarthĂšs, helle Kammer 29) durch das Foto geht an unsachgemĂ€ĂŸer Manipulation zugrunde.

 

WofĂŒr ist eigentlich Man Ray so berĂŒhmt?

FĂŒr eine Jahrmarktssensation, den Witz einer fotografischen Collage, die poetisches Kleingeld an Assoziationen bedient und so viel Eros enthĂ€lt wie durchschnittlicher Kitsch. Heartfield (Herzfelde), praktizierte die Fotocollage in unverblĂŒmt propagandistischer Absicht – eine bloß dekorative Modernisierung gegenĂŒber der satirischen Grafik. Diese Verflachung wurde wohl allgemein empfunden, sodass meines Wissens in Deutschland nach dem Krieg nur Klaus Staeck mit Fotocollagen populĂ€r wurde. Seit der Popart scheinen ĂŒber die „hyperrealistische“ Malschule, verbunden mit spektakulĂ€ren Großformaten, Fotocollage und Fotoinszenierung den Sprung in den Kunstbetrieb geschafft zu haben. Ist das etwa revolutionĂ€r?

 

Ich hatte diesen Text bereits vergessen, als ich mich heute frĂŒh ĂŒber MĂŒller-Pohle hermachte.     8.9.10

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