Reisen, ohne einen Ausgang zu finden

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Der Kampf mit dem Alter, der nachlassenden Kraft, wird beim Reisen besonders deutlich. Dabei haben sich Reisen zum Kampf gegen mehr oder weniger unbekannte Systeme entwickelt, es sei denn, sie werden bereits von einem System gesteuert. K. sagt mit Recht, ich hätte schon vor Jahren über nicht nachvollziehbare Verkehrslenkungen geklagt. Ich sehe diese jetzt im Kontext der Digitalisierung: Das programmierte Navi braucht und hat keine Anschauung.

Der Kompass hilft selten und ersetzt nicht die Analyse des jeweils regierenden Systems, aber nein: seiner Bedieneroberfläche. Wie ein Kind oder ein verlorener Fremder mit einem Adresszettel in der Hand suche ich verzweifelt nach den augenblicklichen Zauberwörtern: Brest, Pont-l’Abbé, Douarnenez, Audierne. Wie idyllisch war dagegen das Labyrinth auf dem Boden der Kathedrale von Chartres! Jedoch will mir die Alternative des gesteuerten Reisens  so vergeblich erscheinen wie der Sprung des legendären Rebellischen Affen aus dem Himmelspalast in der ausgestreckten Hand eines Mönchs. („Reise nach dem Westen“, altchinesischer Roman).

Kann es „ein einfaches Leben“ geben inmitten des auf Systemen basierenden?

In das Ferienhaus in Plogoff gelange ich nur mit Hilfe hochkomplexer Systeme. Der elektronisch gezündete Motor meines Autos ist noch das geringste von ihnen. Ohne das Pannensystem der HUK wäre ich vielleicht gar nicht losgefahren, bevor dessen Problem nicht wirklich behoben war. Und angekommen, ist man vernetzt, es sei denn, man entscheidet dich dagegen und schirmt sich kunstvoll ab. Mir gelingt das aus alter Gewohnheit nicht so gut. Das Ferienhaus ist – wie angenehm! – selber ein reibungslos funktionierendes System.

Es gibt auch noch das einfache Leben in der Hütte am Wald oder neben der Autobahn, doch das ist so öde wie eh und je. Die Hütte ist eine „Ruine“ (Flusser), also keineswegs unabhängig von Systemen. „Materielle wie immaterielle Kabel haben es wie einen Emmentaler durchlöchert“ * und vor der grauen Wand strahlt der Fernsehmonitor.

Als Städter will ich nicht auf Zivilisation verzichten. Er werde deshalb bis zum Ende in der Stadt leben. K. hat das viel früher erkannt als ich. Die Mehrheit der Menschen – die neue Mehrheit – existiert aber in Megastädten und einer grauenvollen Enge, wie sie früher schnell tödlich war. Die mittelalterliche Stadt überlebte nur durch ständige Zuwanderung. Hat sich etwas daran geändert?

 

* „Häuser bauen“ in „Von der Freiheit des Migranten“ 1993-2013, S.67 :

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