Die Gespenster meiner (akademischen) Jugend

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Tagebuch:  29.11.2017   zu FAZ

 

Die Lektüre des emeritierten Germanisten, dem die wachsende Unduldsamkeit an der Universität alte Verletzungen wieder aufreißt, die er als junger Dozent im Göttingen der Siebziger Jahre erlitt.

Ich schlage in Briefen von 1968-69 nach und finde mühelos einschlägige Notizen aus der Frankfurter Uni, auch bei Geistes- und Sozialwissenschaften: hilflose und trotzige Dozenten, die sich Hass und Verachtung ausgesetzt sahen. Ein bestimmter Typ Sektierer unter den Studenten, geistig und moralisch eng, phantasielos, hämisch, machtbewusst, die irgendetwas bearbeiten müssen, stattdessen die Welt retten (oder vernichten) wollen … Auch das sind Achtundsechziger.

Die Promis unter denen hat man zu Ikonen der Zeitgeschichte geadelt. Wer ist „man“?

Zwei Jahrzehnte lang waren die verwaisten Jünger der RAF rührig, erste, zweite, dritte, vierte Generation aktiv; dann kamen bereits hemdsärmelige Kinomenschen. Auch die Grünen boten folgenden Generationen ein ideologisch kuscheliges Kinderheim.

Ich schüttele regelmäßig über die Verrenkungen und Zuckungen der Universität den Kopf, immer wenn FAZ und dlf sie thematisieren. Zu mehr finde ich nicht Zeit.

Die Mehrheit der Studenten, wie sie bereits zu meiner Zeit all das um sie herum ignorierten, bereiten sich unverdrossen vor, zu funktionieren und im System oder als Start-up Erfolg zu haben.

 

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